AW: Was ist Gerecht?
Das Thema Gerechtigkeitist so wichtig, dass ich es wieder zum Leben erwecken möchte - egal, wie oft und wann es in früheren Threads schon mal behandelt wurde.
Ich habe oft versucht, meinen "Schülern" (im weitesten Sinne zu verstehen), das Dilemma an folgendem Beispiel klar zu machen.
Ein reicher Witwer setzt sein Testament auf, in dem er alles seinen fünf Kindern vermachen will. (Vergessen wir in diesem Modell mal den Pflichtteilsanspruch.)
Einfachste Lösung: Jedes Kind bekommt 20% des Gesamtvermögens - also sozusagen kommunistische Gleichverteilung; aber er überlegt
Tochter Karin ist eigentlich die einzige, die sich nach dem Tod meiner Frau intensiv um mich gekümmert hat, ihr gebührt der Löwenanteil;
Sohn Michael, 18 Semester studiert und damit mehr Kosten als alle anderen verursacht hat, braucht in seiner glänzenden Medizinerstelle eigentlich kaum etwas;
Sohn Fritz, von dem habe ich nur gehört, wenn er mal wieder Geld braucht, bummelt und gammelt irgendwo in der Welt rum. Und dem soll ich auch nur einen Ct. verereben, damit er sein Lotterleben weiterführen kann?
Tochter Carmen hat doch diesen steinreichen Topmanager geheiratet, der sie nach allen Regeln der Kunst verwöhnt; die benötigt gar keinen Erbteil;
dagegen ist Liese ein bedauernswertes Kind, an geistigen und körperlichen Vorzügen arm, arbeitslos zudem, ihr müsste ich eigentlich wenigstens die Hälfte des Vermögens schenken.
Nun, liebe Forianer, wie würdet Ihr entscheiden? - Bitte beachtet, dass ich das Modell sehr vereinfacht habe, es ließe sich durch den Einbau weiterer Variablen erheblich komplexer gestalten und dann würde die Entscheidung noch schwerer fallen.
Was also wäre eine gerechte Erbaufteilung?