AW: Was ist die Wahrheit?
Das habe ich keineswegs bestritten. Ich habe lediglich darauf aufmerksam gemacht, dass es zwischen Theorie und den Forschungsergebnissen einen deutlichen Unterschied gibt. Anders gesagt die Kurven auf einem Oszillographen und das, was Wissenschaftler daraus "ablesen bzw. schlussfolgern" sind zweierlei. Bisher - und dies hat mir ganz im Vertrauen ein renommierter Physiker in Sachen Gehirntheorie und neurophyisiologischer Forschung bestätigt - ist es nur gelungen, Messungen an Synapsen, Neuronen und im Gehirn insgesamt vorzunehmen: ein phänomenales Bewusstsein hat man dabei nicht entdecken können. Aus ethischen Gründen muss man außerdem bei den weitaus meisten Experimenten auf 'tierisches Material' zugreifen, was ich als Hinweis darauf werten möchte, dass Physiker, Chemiker, Physiologen, Biologen und Neurobiologen nicht wirklich erwarten, dass sich aus ihren Geräten das phänomenale Bewusstsein zu Wort meldete.
Das was du bei deinen Blind-Experimenten erlebst, als Beweis für ein 'phänomenales Bewusstsein' aufzufassen, ist aus meiner Sicht ein Irrtum. Für mich korreliert das, was du erlebst, mit Perzeption bwz. Sensorik einschließlich aller neurophysiologischen Aktvitäten und Prozesse. Merkwürdig, wie lange sich angesichts glaubwürdiger Forschungsergebnisse das Märchen hält, wir Menschen hätten einen non-physischen Zugang zur perzipierbaren Welt. Bis zum letzten Primaten hin sind wir gewillt, Leben als umfassend biologisches (physiologisch-neurphysiologische) Phänomen aufzufassen und plötzlich soll da ein Primat, der sich bloß durch den Bau des Kehlkopfes wesentlich von andere Primaten unterscheidet, der ihm das sprechen ermöglicht, dies alles aushebeln können und Erkenntnisse ohne Physis zu sammeln in der Lage sein? Hier ist metaphyzierendes Wunschdenken am Werk und dieses Wunschdenken ist bereit blindlings alles zu glauben, was seinen Wünschen entgegenkommt.
In deinem Urteil 'das ist phänomenales Bewusstsein' blendest du alle anderen sensorischen Empfindungen aus. Konkret gesprochen: Nur weil du dir deine Augen verbindest, werden die übrigen sinnlichen Rezeptoren und Effektoren nicht außer Funktion gesetzt. Es ist physiologisch längst klar, dass alle unsere sensorischen Organe jeweils vergleichbar starke reizend aus unserer Umwelt auf unsere inneren sensorischen und neurophysiologischen Prozesse und Aktivitäten wirken. Diese nicht optischen Reize werden lediglich mit verbundenen Augen, deutlicher wahrgenommen als sonst. Mitnichten ist damit auch nur irgendetwas erwiesen.
manni