AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?
Hallo Frankie,
was das Weltbild bzw. das Menschenbild betrifft, spreche/schreibe ich mal für mich, Kathi kann da, wenn sie möchte, selbst Stellung beziehen. Dass der Mensch schlecht ist, habe ich nicht behauptet. Die Auseinandersetzung mit der humanistischen Psychologie hat eine eher wohlwollende Haltung entstehen lassen. Nachdem ich aber viel mit Drogenabhängigen zu tun hatte, sind mir die Möglichkeiten sehr wohl bewusst, das menschliche Potential in einer Weise zu entwickeln und einzusetzen, die ich nicht positiv bewerten kann. Es hängt eben viel davon ab, was ein Mensch erlebt hat, welche Entwicklungsmöglichkeiten ihm zugestanden oder verwehrt worden sind.
Dass Menschen entwicklungsbedürftig und entwicklungsfähig sind, das ist für mich schon ein zentraler Gedanke. Zur Einführung der Schulpflicht sehe ich da keinen Widerspruch, denn dahinter steht ja die Idee, durch Bildung die Teilhabe an der Gemeinschaft zu ermöglichen - und darin kann ich nichts Verwerfliches entdecken.
Die Frage, wie ich mich zu den Fächern und Inhalten des Schulunterrichts stelle, hängt natürlich davon ab, welches Leitbild für mich die Orientierungsmarke darstellt. Und die Schwierigkeit ist eben, dass sich die Welt verändert, dass die modernen Gesellschaften andere Akzente erfordern, Lehrpläne daher immer wieder kritisch hinterfragt werden sollten.
Das Leitbild selbst lässt sich natürlich auch hinterfragen - und die methodische Frage ist, ob Unterricht darin bestehen soll, reines Wissen zu vermitteln oder darüber hinaus "zum Leben befähigen" kann oder soll.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich verstanden habe, worauf Dein Einwand abzielt - ist es einer oder geht es darum, etwas Bestimmtes zu hinterfragen?
Richtet sich die Kritik gegen pädagogisches Denken, das anderen etwas "überstülpen" möchte und damit die natürlichen Entwicklungsbedürfnisse ignoriert? Richtet sich die Kritik gegen ein Leitbild "an sich" oder gegen ganz bestimmte Inhalte eines solchen Leitbilds?
lg Methusalem 