AW: zum gesunden umgang mit den fehlern
Hallo Kathi,
das ist ein sehr zentraler Aspekt. Für mich darf ich wohl in Anspruch nehmen, zum Thema "Kommunikation" einiges gelernt zu haben - in einem langen Studium des Faches Sprechwissenschaft/Sprecherziehung, das seinerzeit auch noch heute darum ringt, als Fach überhaupt anerkannt zu werden. Als Nebenfach meines Psychologiestudiums erscheint es in meinem Zeugnis als das Fach "Germanistik" - aber worum es geht, das ist die Theorie und Praxis mündlicher Kommunikation. Zum Fach gehören auch praktische Seminare, in denen es um die "Formen des Gesprächs" sowie die "Formen der Rede" geht. Und ein halbes Jahr habe ich damit zugebracht, Stimmen hören und beurteilen zu lernen. Ich habe auch ein Interesse daran, dass es gelehrt wird - es wird auch gelehrt, an Volkshochschulen, an Schauspielschulen und seit langer Zeit in Wiesbaden beim ZFP, der Zentralen Fortbildungsstelle für Programm-Mitarbeiter von ARD und ZDF - inzwischen hat jeder grössere Sender dort ein Häuschen... Naja, meine Frechheit bestand dann darin, als Abschlussarbeit für meine Sprecherzieherprüfung dem Konzept Rhetorischer Kommunikation noch eines draufzusetzen: die Konfliktrhetorik. Es ging also um ein Seminarkonzept "Methoden des Streitens".
Was ich davon umgesetzt habe, hat sich vom ursprünglichen Konzept schon recht weit entfernt. Aber eines ist mir wirklich aufgefallen: wenn ich mir viel Zeit nahm, das Zuhören und damit die Konfliktverstehensfähigkeit zu entwickeln, wurden die "Diskussionen" in den Gruppen intensiver - aber auch ruhiger und harmonischer. Wenn man sich von der Haltung entfernt, einfach draufloszuplaudern, sich überlegt, was man sagen möchte, stärker lösungsorientiert und weniger durchsetzungsorientiert an sachliche Kontroversen herangeht, verändert sich eine Menge.
Und das macht auch Mut - zu erkennen, dass die Welt nicht untergeht, wenn andere Leute andere Auffassungen haben. Konfliktangst ist oft die Angst, irgendwie blöd dazustehen, sich zu blamieren, irgend etwas "Dummes" zu sagen. Übungen mit dem Ziel, sich selbst besser ausdrücken zu lernen, wirken dann oft auf ganz andere Bereiche ein. Wenn Leute, die am Anfang "rhetorisch besser" werden wollten, am Ende sagen "ich bin sicherer geworden", dann zeigt sich dieser Zusammenhang recht deutlich.
Vieles ist einfach - Übungssache.
lg Methusalem 