Sich liebevoll begegnen
Hallo Lilith,
ja warum nicht? Sich liebevoll begegnen ist durchaus ein Ansatz, eine Ethik der Mitmenschlichkeit zu entwickeln. Und das Annahmediagramm (Was kann ich annehmen? Was kann ich nicht annehmen?) ein Weg, sich über einzelne Probleme klarer zu werden. Die Sprache, oder sagen wir konkreter, die Art und Weise des Miteinandersprechens, macht die Angelegenheit dabei konkreter.
Die Gefahr besteht dabei aber auch, dass Gesprächsregeln als dogmatische Forderung, als Waffe eingesetzt werden, die dem oder der anderen das "Nicht-Liebevolle" als Vorwurf entgegenhält. Deshalb geht es mir auch um Ethik und nicht um Moral, mehr um Haltung als um einen Katalog dessen, was "richtig" oder "falsch" ist.
Auf das, was ich nicht annehmen kann, kann ich mich auch nicht beziehen, oder sagen wir: bestenfalls negierend, abwertend. Erst einmal zu akzeptieren, das etwas oder jemand so ist, wie er/sie/es ist, stellt eine andere Grundlage für das Miteinander, aber auch für Veränderungen dar. Weit verbreitet scheint es aber zu sein, andere Menschen durch die Brille der eigenen Erwartungen zu sehen - und so kam ich vor langer Zeit zu der Einsicht, dass Erwartungen immer potentiell konflikterzeugende Einstellungen sind. Ein Schritt weiter ist dann die Frage nach den Wünschen und Bedürfnissen hinter den Erwartungen. Dort kommen wir auch zu dem, was mit "Ich-Botschaften" gemeint war und vermeiden die missbräuchliche Umsetzung als Äusserung wie "ich finde, dass Du unmöglich bist" und ähnliches. Sage etwas über Dich selbst, über das, was Dich beschäftigt, Dich bewegt und was Dir wichtig ist, was Du möchtest. Wünsche gehen in Erfüllung oder nicht, aber die Erlaubnis, Wünsche und Bedürfnisse haben und aussprechen zu dürfen, verändert schon eine Menge.
Das gilt übrigens auch im Berufsleben: wer wird da schon jemals nach seinen Arbeitsbedürfnissen gefragt? Funktionieren sollen wir, Anweisungen ausführen. So sein, wie andere uns haben wollen. Fritz Pearls sagte mal: "I am not in this world to live up to your expactations, and you are not in this world to live up to mine". Ich bin nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere mich haben möchten, und die anderen sind nicht auf der Welt, um meinen Erwartungen zu entsprechen. Wir sind weit davon entfernt, andere Menschen so anzunehmen, wie sie sind, einfach weil sie da sind. Und vielleich hat das auch damit zu tun, das so mancher sich selbst nicht annehmen kann.
lg Methusalem