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AW: Was ist Beziehungsfähigkeit?


Hallo Methusalem!


Ich schreib einfach hier mal auf, was mir so ganz spontan dazu einfällt.


Wir kennen uns selbst nicht, weil wir von Geburt an zu hören kriegen, wie wir sein sollen, was wir lernen müssen, was von uns erwartet wird. Wir vertrauen uns selbst nicht, weil unsere Gefühle nicht mit dem was wir "sollen" übereinstimmen, also zieht ein Kind den Schluss, die Gefühle müssen falsch sein.


Worauf würde sich dann eine Beziehung gründen? Auf zwei Menschen, die hoffen, dass der andere ihm jetzt endlich das gibt, was er so dringend braucht: Liebe und Anerkennung. Jeder erwartet etwas vom andern, so wie er es von klein auf gelernt hat. Keiner wagt es, den ersten Schritt zu tun, dem andern etwas zu geben, weil der andere es ja auch nicht wagt zu sagen, was er braucht. Die Angst, das Falsche zu tun, macht die Menschen immer einsamer.


Die Kommunikation besteht dadurch hauptsächlich aus Klagen, Vorwürfen und Kritik. Und im stillen Kämmerlein hadert jeder mit sich selbst, weil wir wieder mal alles falsch gemacht hat.


Wir lernen leider, dass wir so, wie wir sind, nicht ok sind. Wir lernen, dass wir erst an uns arbeiten müssen, damit wir auch geliebt und akzeptiert werden können. Das bedeutet nichts anderes, als das wir dressiert werden: "Wenn du brav das tust, was ich will, dann hab ich dich lieb."


Was bleibt sind frustrierte Menschen, die schon als Kinder erleben mussten, dass nicht sie geliebt werden, sondern die Erfüllung der Erwartungen, die schon von klein auf der ununterbrochenen Bedrohung durch Liebesentzug ausgesetzt waren.


Worauf soll man sich dann beziehen? Zwei Menschen, die alle beide riesige Defizite haben, sollen sich dann gegenseitig das geben, was sie als Kinder gebraucht hätten. Damit ist jeder überfordert. Aber wenn sie es nicht schaffen, nicht durchhalten, dann fühlen sie sich schon wieder schuldig.


"Du bist selbst schuld, du hast es schon wieder falsch gemacht, du hast es ja schon als Kind nicht richtig gemacht, du bist ein Versager, du bist es nicht wert geliebt zu werden und du hast keine Ahnung, wie man liebt."


Klingt ja nicht gerade wie eine gesunde Basis zum glücklich Werden!


Es gäbe noch einiges dazu zu sagen. Die Konfliktfähigkeit scheint mir von der Ursache aber noch sehr weit weg zu sein. Dazu müsste man erst einmal erkennen, wie und wo der Konflikt entsteht und was alles zu seinem Entstehen beiträgt.


Auf jeden Fall ein sehr ergiebiges Thema.

:blume1:


Deine Fragen habe ich allerdings damit nicht beantwortet.  Aber ohne zu wissen, wo eine "Störung" entsteht, ist es mE sinnlos, über Lösungen zu reden. Das wäre so ähnlich, wie wenn man vom blinkenden Warnlicht die Glühbirne rausschraubt und damit das Problem beseitigt.


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