Ich hoffe, als eher Philosophiebegeisterter dennoch antworten zu dürfen...
Soweit ich weiß, ist von Heisenberg eine genervte Reaktion auf Einstein kolportiert, dahingehend, dass das mit Zufall alles wenig zu tun habe.
Und so geht es auch mir, aus philosophischer Sicht: Vielleicht bin ich dumm, aber ich habe nie begriffen, was das mit Zufall zu tun hat. Es geht um Beobachtbarkeit. Und es geht darum, dass Differenzen (welche auch immer, ob sprachliche, kognitive oder physikalische sind) teilweise unbeobachtet entstehen. ICh sage: Wellen und Teilchen sind Konstrukte. Aber auch der Zufall ist ein Konstrukt, und damit etwas, das nur Anwendung finden kann
in sinnvollen Bereichen.
Was das Wellen- und Teilchenverhalten von Elektronen oder Licht angeht, stimme ich dir zu, indem ich sage: Warum hat man überhaupt an der semantischen Differenz Welle/Teilchen festgehalten? Warum hat man für diesen Dualismus im Unschärfebereich nicht neue Bezeichnungen gewählt? Vielleicht hat man sich gesagt, man ist eben an diese Bezeichnungen gewohnt, wir wollen sie nicht aufgeben. Dann muss man aber auch mit der Unvollkommenheit dieser Bezeichnungen leben.
Ein Beispiel für den Zufall: Nehmen wir an, ich stehe vor einer Entscheidung. Um die Entscheidung zu fällen, wird mir eine Information zugetragen. Ich kann aber deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfen. Werte ich die Information als wahr, fällt meine Entscheidung so aus, werte ich sie falsch, anders. Diese Entscheidung kann dann nur als zufällig angesehen werden, da es keinen Beobachterstandpunkt gibt, der sowohl die Information als gültig bewerten könnte und auch die Entscheidung fällt. Man kann nur über einen solchen Wissenspunkt spekulieren, dass ändert aber nichts an der Zufälligkeit der Entscheidung, denn diese muss orts- und zeitgebunden erfolgen. Nur Gott kann sich über Zeit und Ort hinwegsetzen, aber der spielt hier keine Rolle.
Wir können Zufall nicht als etwas Abstraktes sehen, sondern nur als zeit- und ortsgebundenes Attribut - dann ergibt er Sinn.
Die Wissenschaft hätte aus der Unschärfeproblematik schon längst lernen können, dass es auf Ort und Zeit des Beobachtens ankommt - und dass man diesen Umstand nicht austricksen kann. Den Umstand, dass wenn man beobachtet, man sein Beobachten nicht zeitgleich beobachten kann. Und dann spielt es m.E. keine Rolle, ob man von Wellen oder Teilchen spricht. Es geht nur darum, dass unbeobachtbare Prozesse ablaufen, beim Beobachter, aber auch "draußen".
Ich denke das deckt sich mit Muzmuz Paradox vom scheinbaren/echten Zufall. Diese UNterscheidung ergibt keinen Sinn.
Ich meine mich zu erinnern, Benajamin, dass ich dich schon mal gefragt habe: Was ist das für ein Unbehagen, den Zufall zu akzeptieren. Er ist nur eines von mehreren Worten für Unbeobachtbarkeit...
Ich meine (philosophisch) eine Verwandtschaft zu diesem https://www.denkforum.at/forum/showthread.php?t=1379 Thema zu sehen. Wenn es aber nur um Physik gehen sollte, dann verzeiht meine Einmischung...