Na ja, cremiger Robin
Du verlangst ja nun wirklich viel von uns, wenn Du uns soviel Geist ( hihi- Verstand hihi Einfühlungsvermögen etwas leiseres hihi)zutraust, das zu erkenne, was hinter Deiner rhetorischen Eingangsfrage steckt; selbst, wenn Leser wie ich den anschließenden Text gelesen haben .
Gerade zur Frage, die Du so darin gestellt hast:
„Der Kernbegriff des besseren Früheren ist die Entfremdung, von Marx auf den Produktionsprozess, von späteren Philsophen aufs ganze Leben bezogen. Aber wann war der Mensch sich je 'bekannt'? Wann war er je eins mit sich?“ ( ROBIN)
habe ich versucht, Dir im zweiten Teil meiner Antwort, der lyrischen subjektivistischen, zu begegnen. Ich wollte nicht mit Marx oder irgendeinem aus der Schar der Philosophen
kontern. Ich finde es nämlich unweiblich und daher blöde, eine Erkenntnis, von der ich tief überzeugt bin, dass sie stimmt, mit fremden Begriffen auszuputzen.
Der Mensch war und ist sich nie bekannt, wie könnte er sonst irren, sowohl im individuellen Leben als auch als Gemeinschaftswesen.
Wo kommt denn aber das Verlangen des einfachen Menschen, des Philosophen und sogar des Nationalökonomen her, „ das Goldene Zeitalter zu ersehnen? Oder es als erstrebenswertes Ziel in den Blickwinkel seiner rückwärts oder vorwärts gerichteten Überlegungen zu stellen (Marx- die kommunistische Gesellschaft, viele Christen das Urchristentum). Das und nichts anderes meint Marx, wenn er von Entfremdung spricht. Dass er dann sogar ein gesellschaftlich politisches Programm daraus entwickelt, liegt in der Überzeugungskraft der Frage, die Du „nur“ rhetorisch gestellt hast.
Da Du bezweifelst ( implizit) dass der Mensch je eins mit sich ist, kann ich Dir sagen, wann das für mich der Fall ist, und zwar in Momenten, die nicht mehr mehr in der Jugend und Kindheit liegt.
In Wegtreten von mir selbst, wenn Kunstwerke mich so treffen, dass ich vergesse, über sie nachzudenken, sie zu analysieren, wenn ich Natur so erleben kann, wie sie sich mir darbietet: Nebel, Berliner S-Bahn, Gleise – Funke sprüht. Und wenn ich das Bild erlebe und nicht gleih denke: Na , die S-Bahn rumpelt heute gewaltig usw.
Und so ist es m.Es durchaus erlaubt, von der Sehnsucht des Individuums auf die Sehnsucht der Gesellschaft zu schließen.
Sicher darf dann nicht die Erkenntnis fehlen, die ich in meiner ersten Antwort lakonisch formuliert habe: Früher war nichts besser, aber auch nichts schlechter. Schon deshalb nicht, weil der Mensch gleich geblieben ist.
Welche Funktion hat das Aussprechen/ Ausdenken solcher Sehnsuchtsvisionen?
Kurz und prägnant, wie es so meine Art ist, wenn ich nicht gerade geschwätzig bin:
Es ist das Prinzip Hoffnung, das uns als Einzelmenschen und als Gesellschaft so träumen lässt.
Hoffnung, das wir trotz des Wissens um das Nichtwiederbringliche, Du meinst sogar um das Niedagewesene, einmal eins mit uns werden.
Was bliebe uns denn sonst? Nackte Verzweiflung angesichts der Faktenwelt, der realen Befindlichkeiten des Lebens?
Marianne