@ Robin
Stichwort1: ethisches Dilemma
Stichwort2: Alltagsphilosophie
Du hast in Deiner umfassenden Antwort, dem Teil, der meinen Worten gewidmet war, sehr richtig die Intention meines kleinen Textes erkannt.
Da Du - noch aus früheren Diskussionen mit Jeròme und Jaques weißt, dass mir die Bedeutung philosophischer Denkprozesse und nach ihnen ausgerichteten Handlungsmustern im Alltag sehr wichtig sind: noch ein paar Bemerkungen.
Auch mein Eckensteher Nante ( Symbol des Mannes aus dem Volke ) ist kein platter Utilitarist, der Wahrheit und Lüge ( seine Wahrheiten und seine Lügen ) rein zur Erreichung seines Handlungszieles " benutzt". Klar will er " essen und trinken" - vorwiegend letzteres, aber es kommt ihm gar nicht in den Sinn, diese Alltagshandlungen an irgendwelchen Ideologien abzuklopfen.
Und da bin ich - nicht nur ich, wie wir hier im Thread lesen ( metuzalem) - der Meinung, dass es uns im Alltag öfter vorkommt, dass wir über Lügenhaftes nachsinnen - ( Politikverdossenheit an der Minusseite , Hanswurstiaden an der Plusseite) - uns diesem - wie auch immer zu stellen.
Wahrheit ? Wahrheit ? Ich lasse mir dieses Wort als Wirklichkeit gefallen - doch flugs befallen einen dann sofort sprachphilosophische Zweifel. Ist nur das außersprachlich Vorfindbare wahr/ wirklich ? Kann Sprache überhaupt Wirklichkeit / Wahrheit vermitteln? ( Du weißt, dass ich glaube, dass sie das nicht kann und nur die Summe aller sprachlich vermittelten Attribute so etwas Ähnliches wie eine kulturelle Übereinstimmung ergibt.)
Wahrheit als moralische Verpflichtung?
Nun ja - diese wird uns ja schon als Kind eingetrichtert: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht,wenn er auch die Wahrheit spricht.
Da sträuben sich mir die Haare. Ganz genau dasselbe kann - situationsbedingt formuliert - für den Sprecher einmal wahr und einmal gelogen sein.
Und jetzt komme ich auf den Alltagsaspekt:
Wir erkennen in der Regel unsere verbale Strategie zu " lügen" oder zu " wahrheiten".
Und im Alltag wägen wir ab: was bringt mir mehr ?
Ich beobachte diesen Vorgang schon jahrelang an mir und Menschen, die ich gut kenne. Und das sind nicht nur finstere Gesell/Innen.
Das, was ich jetzt geschrieben habe, ist wahr ( für mich) ---- so lange, bis ich vielleicht neue Erkenntnisse habe, die es mir nötig machen, mein Urteil zu ändern.
NACHTRAG:
Ich wäge natürlich auch ab, was bringt meinem Gegenüber mehr. Stichwort: Lüge aus Barmherzigkeit,Lüge als Hetz ( Jägerlatein).