Die Wahl des vermeintlich geringsten Übels ist in der Tat derzeit für sehr viele Leute im Lande die treffende Aussage. War noch vor nicht allzu langer Zeit einigermaßen klar, welche Partei die Interessen der meisten Wähler vertritt, so ist dem heute nicht mehr so. Wer heute noch mit seiner Situation zufrieden ist, weil ihn die Auswirkungen der Veränderungen der letzten Jahre noch nicht persönlich betreffen, der weiß, wen er wählen soll: die Alles-ist-gut-Fraktion. Wer aber bereits wirtschaftlich perspektivlos am Rande der Gesellschaft dahinvegetiert, der hat heute ein Problem. Hätte er noch vor wenigen Jahren, ohne zu zweifeln die SPD gewählt, so ist er inzwischen dieser pölitischen "Heimat" beraubt, denn Gerhard Schröder hat die SPD auf dem Gewissen. Er hat mit seiner "Agenda 2010" die neoliberale Drecksarbeit für die Union und die FDP gemacht und damit riesegen Schaden angerichtet. Mehr noch: er hat dem politischen Gegnerlager das Land für lange Zeit überlassen. Er hat einem Millionenheer früherer Stammwähler damit gezeigt, dass es in der Tat scheißegal ist, ob die CDU regiert, oder die SPD. Inzwischen haben sie das begriffen, können es aber nicht rückgängig machen. Inzwischen ist fast jedem klar, dass die Regierung außer mit der großen Klappe nichts mehr für die kleinen Leute übrig hat und im Auftrag der Bosse und Bonzen regiert. Mehrere Reportagen haben in den letzten Tagen belegt, was ich seit längerer Zeit sage: Es gibt einen großen Block von Leuten, die genau aus diesem Grund nicht mehr zur Wahlurne schreiten, weil sie keine Alternative sehen. Sie können allenfalls ihre Stimme an eine Partei verschwenden, die noch nicht bewiesen hat, dass sie nur heuchelt. Schafft sie es dann irgendwann doch, zu einer relevanten Kraft zu wachsen, dann wird sie langsam, aber sicher in das politische System integriert und spielt mit beim verlogenen Polittheater. Bestes Beispiel: Die Grünen. Was ist übrig von ihren Idealen? Nix. Genau das ist auch mein Problem. Ich weiß noch immer nicht, wen ich wählen soll. Gehe ich nicht hin, dann nur aus diesem einen Grund.