Bei allem Respekt, aber ich bezweifle - aufgrund eigener Erfahrungen und einigem Nachdenken - dass solche Maßnahmen etwas bringen, das über die eigene Gewissenspflege oder einen symbolisch erhobenen Zeigefinger hinaus gehen.
Ein paar Anmerkungen meinerseits zu den "10 Geboten":
Sicher richtig, nur: Was für den einen unentbehrlich ist, das ist für den anderen lediglich schnöder Luxus. Stellt man jede Anschaffung unter den Vorbehalt der unbedingten Nützlichkeit, dann bleiben auch die schönen Dinge des Lebens auf der Strecke, wie etwa die Mode, die Kultur oder die Kunst. Im Wettbewerb der Asketen trägt man nur noch abgetragene Klamotten und isst langweiliges Zeugs. Aber will man so leben?
Kann man schon machen, man sollte aber aufpassen, hierbei kein Bittsteller zu werden. Und Glücksmomente der Überraschung oder des Schnäppchens gibt's auch keine mehr.
Für mich keine Option. Außerdem halte ich die angeblichen Ressourceneinsparungen durch einen veganen Lebensstil mindestens für überschätzt, wenn nicht für übertrieben oder gar für verlogen.
Und im Winter essen wir dann nur Karotten, Sellerie, Kartoffeln und Schwarzwurzeln? Auf gewisse ausländische Nahrungsmittel war Deutschland im Übrigen schon immer angewiesen (pflanzliche Fette) oder ist es erst seit wenigen Jahrzehnten nicht mehr (Rapsöl). Außerdem wiederspricht dieser Punkt dem "Eulengebot 3.". Eine (ausreichende) vegane Ernährung lässt sich mit ausschließlich regionalen Nahrungsmitteln nicht gewährleisten. Die unverzichtbare Sojabohne wie andere Hülsenfrüchte lassen sich hier kaum oder gar nicht anbauen. Andere ausländische Lebensmittel mögen verzichtbar sein, sind aber von Veganern sehr geschätzt (Cashewnuss, Mandel). Wieder andere könnten von hier kommen, lassen sich aber in Deutschland nicht öknomisch sinnvoll anbauen (Haselnuss).
Ein Vorschlag aus vergangenen Zeiten, genauso überholt ist er aber auch.
Aus rein privatökonomischer Sicht kann es nur drei Gründe geben, sinnvoll so zu handeln:
a) Man hat die Ware in großem Stil "kostenlos" zur Verfügung, durch einen eigenen Obst- und Gemüsegarten.
b) Man erzielt dabei ein Produkt, dass es im Handel nicht gibt oder vergleichsweise teuer ist.
c) Es handelt sich ein Hobby, für sich selbst oder für andere.
zu a): Vor Jahren bekam ich mehrere Steigen Erdbeeren aus einer Spende geschenkt. Ich beschloss, sie nicht dem Verderb anheim fallen zu lassen und kochte Erdbeermarmelade aus diesen. Allerdings: Obwohl ich noch Gläser hatte, die Erdbeeren kostenlos waren und ich nur den Gelierzucker kaufen musste, war meine Erdbeermarmelade kaum günstiger als fertig im Supermarkt gekaufte. Rechnete ich noch die Energiekosten hinzu, geschweige denn den Aufwand, dann wäre meine Marmelade wahrscheinlich sogar teurer gewesen als die (einfachste Discounter-)Marmelade.
Muss man erst noch Gläser anschaffen, dann liegt man definitiv über dem Preis.
zu b): Kann's schon geben, aber was für eine Ware sollte dies angesichts unserer überbordenden Konsumwelt noch sein?
zu c): Für mich der einzig sinnvolle Grund eigener Konservierungen: Man hat Freude daran und verschenkt das eine oder andere Glas Marmelade als persönliches Geschenk.
Für alle Konservierungen gilt aber: Man sollte auch im Auge haben, was man wirklich verbraucht und verbrauchen kann, und außerdem sollte man dies auch tun! Anderenfalls sitzt man nach ein paar Jahren auf einem Keller von letztlich überlagerten oder verdorbenen Lebensmitteln, deren Bestand immer weiter anwächst.
Auch das habe ich schon mehrmals im Leben bei Menschen gesehen, z.T. im großen Stil.
Persönlich bin ich, im Übrigen sogar bei ggf. meiner Arbeit in kleineren Gastronomiebetrieben, von Lagerhaltung, erst Recht von Konservierung von Lebensmitteln abgekommen. Entweder die Kosten der Lagerhaltung übersteigen bereits mittelfristig die Ersparnisse (Energie, Tiefkühllagerung), der Aufwand wird zu groß und im Grunde will es keiner mehr essen (Einmachen), es gibt überhaupt keine geeigneten Lagerräume mehr (Keller zu warm oder nicht vorhanden).
Für Euch Landpomeranzen vielleicht möglich, für den Städter nicht. Im Jahr 2021 lebten 77,5% aller Deutschen in Städten.
Passiert doch ohnehin schon, in meinem Kollegen- und Bekanntenkreis jedenfalls.
Wie alle der 10 Gebote hier halte ich auch diesen - der 1.-9. im Wesentlichen zusammenfasst - für eine reine romantisch Vorstellung, die, selbst angewandt auf die Millionendimensionen ganzer Volkswirtschaften, nichts bringen werden. Zumal der Lebensstil der meisten Menschen, ob nun selbstgewählt oder durch äußere Bedingungen geschuldet, eine solche Romatik gar nicht zulässt.
Es sind dann nur Fantasiegebilde, die bestenfalls das eigene Gewissen beruhigen können oder den Zeigefinger aufstellen gegenüber anderen, die nicht so leben. Sie werden aber an den Kernproblemen der Krisen nichts ändern, ja nicht einmal mildern.