hallo, Miriam!
An sich bin ich in desem Thread nicht involviert - aber da ich alles lese, was Du postest - und da mich Mythologie schon mein Leben lang interessiert, will ich Dir schnell - im Rahmen einer Diskussion über Mythos und Wirklichkeit gepostet - hier einer meiner Antworten zurückposten.
Roberto Calasso: Die Hochzeit des Kadmos und der Harmonia ( stb 1476 )
Ich schreibe Euch schnell mal den Klappentitel ab. Statt einer eigenen Buchrezension ( Das Werk ist sperrig zu lesen - trotz meines Interesses an der Thematik, lege ich es immer wieder aus der Hand - nehme es wieder zur usw usw. .
"Das Buch schließt mit .... Dem Hochzeitsfest von Kadmos und Harmonia - der letzten Gelegenheit , bei der die olympischen Götter und die ihnen unterworfene Rasse der Menschheit freundlich miteinander verkehrten. Harmonia ist die Tochter der Aphrodite und Ares, Liebe und Krieg, und ihr Bräutigam derjenige, der das Alphabet in die griechische Zivilisation einführte. Als die beiden am Ende von Kadmos` Leben durch den wütenden Dionysos aus Theben vertrieben werden, treten sie ein in die moderne menschliche Situation.. - Wanderer auf dem Antlitz der Erde, geschieden vom Göttlichen, die mit Hilfe der Schrift und durch die Harmonie ihrer Kunst das mythische Leben beschwören, dem sie einst so nahe waren und von dem sie nun in lebenslanger Sehnsucht zehren ...."
( Times Literary Supplement )
“ Aber, wie hat es angefangen?” So lautet eine der Leitfragen des Buches, mit deren Hilfe Calasso behände von einer Geschichte zur anderen, von einem Motiv zum nächsten, vom Hundertsten ins tausendste gerät, ohne seinen Zusammenhang,ohne das riesengroße, leicht geknüpfte Netz der Figuren und Motive, mit dem der Mythos die Welt überzieht, auch nur einen Augenblick aus dem Auge verliert."
Du siehst, es ist auch möglich, ganz aus der eigenen Situation heraus Mythos als das Verbindliche zwischen der Ferne und dem Nahen, zwischen uns und dem weit weit Entfernten zu begreifen.
Und so brauchst Du Dich - meiner Meinung nach - nicht vor Marcuse und anderen großen Geistern entschuldigend verneigen und Deine Rezeption des Orpheusmotivs als wenig wichtig abzutun.Was uns selbst betrifft, ist immer das Wichtigste ( für uns).
Ein wenig grinsend: Marcuses Meinung ""Wir müssen weitermachen, wenn wir doch als Mensch arbeiten und glücklich sein wollen, und im Bündnis mit dem System können wir das nicht mehr!" schließe ich olle Marxistin mich voll an - ob mit oder ohne Metaphern .
Und ich bin immer noch sicher: Metaphern im Kampf gegen die Inhumanität verstehen mitunter nicht einmal die, die mit solchen sprachlichen Mittel den Feind, das System, angreifen. Den Vertretern des Systems sind solche Wortverdreher lieber als die geballte Kraft politischer Opposition. Die einen können schweigend übersehen werden ( all die Künstler ) den anderen muss man ja doch irgendeine Antwort geben.
Marianne