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Auf Thema antworten

AW: Videospiele Grund für Amokläufe


Ich erlaube mir mal einfach das Thema aufzugreifen ohne mehr als die erste Seite gelesen zu haben. Ich habe in meiner Jugend ebenfalls gewaltverherrlichende Spiele gespielt und war dem zeitweiligen Empfinden nach vermutlich selbst ein potentieller Amokläufer und es mal deutlich, jetzt jedoch mit der nötigen Distanz zu sagen.


Die von kathi gestellten Fragen an ein anderes Forenmitglied möchte ich ersteinmal aufgreifen:


- was hat dir an den videospielen gefallen?

- was haben sie dir gegeben?

- weswegen hast du gespielt?

- wieviel - wie oft hast du gespielt?

- wie ist deine meinung aus heutiger sicht?



Generell war in diesem Alter Videospiele ein großes Thema für mich und auch meine Schulfreunde. Verbotene oder umstrittene Spiele und auch Videos waren ausschließlich etwas besonders eben wegen des Rummels darum. Etwas war verboten, man wollte wissen warum, vielleicht irgendwie soetwas wie ein eingeweihter sein und konnte dann erzählen ich habe es gespielt, habs zuhause, etc.


Besonders viel Rummel wurde in der damaligen Zeit um die exorbitante Gewaltdarstellung im Spiel "Mortal Kombat 2" gemacht. Erst durch den ganzen Rummel um das Verbot wollten es alle haben bevor es nicht mehr zu kriegen war. Die sogenannten Ego-Shooter waren damals noch in den Kinderschuhen. Aber es gab sie.


Ich würde sagen es war ausschließlich der Reiz des Verbotenen und gerade die aktuellen Indizierungslisten wurden als Wunschzettel mißbraucht. Später habe ich auch Counterstrike gespielt, aber nur sehr kurz, es war nichts für mich. Es war zu taktisch, wenn man einfach nur herumlief und schoss war man selbst schnell dahin und durfte endlose Minuten warten bis die Runde zuende ist.


Gewaltspiele waren in den inneren Vorgängen neutral. Zumindest bei mir und denen die ich kannte hatten die Spiele keinen Einfluss auf gewaltbereitschaft. Ich bin 29 Jahre alt und hab mich noch nie geprügelt, geschlagen oder ähnliches. Trotz intensiven Konsums von Gewaltspielen oder -videos im vermutlichen Alter ab 14 Jahren. Im Gegenteil, eher die Kinder die Power Rangers liebten traten auch auf dem Spielplatz andere Kinder.


Vor allem heute mit der Geschichte vergangener Amokläufe wundere ich mich als denkender Mensch: Warum werden diese Spiele so hervorgehoben bei den Amokläufern? Denn soweit ich aus meiner Jugend sprechen kann und dem was ich heute mitbekomme hat jeder Jugendliche durch Schulfreunde per Raubkopie hunderte oder tausende von Computerspielen.


Es ist ganz einfach: Sie sind ein leicht verkäuflicher Schuldiger, für den Bildzeitungsleser ein logischer Schluß.


Nun zu den anderen Komponenten:

Wie - ich glaube von kathi - schon erwähnt sollte man sich fragen was so ein Amokläufer erst alles erlebt haben muss, was ihn zu so etwas getrieben hat seinen nicht nur seinen "Peinigern" sondern jeglichen anderen Menschen gegenüber kein Mitgefühl mehr zu empfinden, dass er es fertigbringt eiskalt zu töten.


Zum einen ist da das ausgegrenzt werden. Man ist ein komischer Vogel oder hat nunmal keine Schuhe von Nike oder fettige Haare. Man ist das Spottziel der anderen und wird es immer mehr weil sich viele anschließen, vor allem die, die es selbst nicht sein wollen. Sie sind Ziel böser Scherze, Streiche tief unter der Gürtellinie und das in der Schule viele Jahre lang in der gleichen Klasse.


Kein Lehrer kann mir erzählen, dass diese Amokläufer nie aufgefallen sind. Jeder Klassenlehrer bekommt es doch mit, dass wenn einer mal was sagt oder drangenommen wird bereits alle gröhlen und Sprüche reizen oder der Lehrer selbst denkt: den nehm ich nicht mehr dran, der will nicht mitarbeiten, etc.


Über den Amokläufer von Winnenden sagte der Schuldirektor wohl irgendwas. Ich weiß nicht mehr genau was, habe nur eine Schlagzeile gelesen. Ich habe mich nur gefragt was der Blödsinn soll. An jeder Schule an der ich war kann ich beschwören, dass mich kein Schuldirektor kannte, gar keinen Eindruck von mir hätte haben können, sofern er nicht mehr als dreimal die Woche in meiner Klasse unterrichtet hätte.


Ich wurde damals ausgegrenzt, ich war nicht der letzte in der Kette aber das letzte Jahr so ziemlich. Ich hatte zwar Freunde aber verteidigt haben die mich nicht, im Gegenteil ab und an mal mitgelacht. Nicht aus Bosheit sondern weil es halt gut getroffene Sprüche waren. Es ist ein Scheißgefühl wenn man Ziel solcher Angriffe ist, um einen herum 4 Leute wortlos stehen mit denen man immer rumhängt und die sich auch noch selbst das Lachen verkneifen.


Dadurch wächst Hass, man fühlt sich im Stich gelassen. Schulpsychologen höre ich in der heutigen Zeit zum ersten Mal in den Medien, damals wußte man nur, dass irgendwer Betreuungslehrer oder sowas ist. Wenn man aber derartige Sorgen hat geht man doch nicht zu einem Lehrer. Für sowas halte ich vielleicht junge Sozialarbeiter für richtig. Die mit den Schülern auf gleicher Ebene sind und verschiedene außerschulische Sachen machen skaten oder ähnliches. Die mal durch die Klassen gehen, Schweigepflicht haben und keine Bürotür haben die mal 2 Stunden am Tag auf ist oder gar nur in der Pause zu erreichen. Wo gleich alle sehen in der Pause: Ach schau mal an wo der hingeht.


Mein Zuhause war nicht angenehm, daher auch schlechte schulische Leistungen. Leider ist es so, dass zumindest nach meinem Erleben einen die Lehrer sehr schnell aufgeben und fallenlassen und sich lieber denen widmen die emsig sind.


So langsam muss ich mal zum Ende kommen. ;)


Das einzige was Eltern machen können ist die Kinder so zu erziehen, dass sie gar kein Interesse an soetwas haben. Oder es zwar wissen ok, das gibts aber interessiert mich nicht. Verbote machen Interesse, mehr nicht.


Was ich aber viel bedenklicher finde als jegliches Videospiel und kommerzielle Gewaltvideo (-dvd) ist das was man von Kindern und Jugendlichen bei Youtube sieht. Dass alle ein Handy haben mit Videofunktion und was damit gemacht wird. Die machen sich einen Spaß daraus ihre Opfer zu demütigen, zu schlagen und ähnliches und laden das dann auch noch im Internet hoch oder tauschen das per Bluetooth aus.


Verbote nützen nichts, verbietet den Verkauf von Videospielen, DVDs etc. die Kinder und Jugendlichen von heute brauchen in ihrer Mitte nur einen mit einem Internetanschluß und binnen 3 Tagen hat der sich illegal und kostenlos alle jemals verbotenen Spiele besorgt und auch eine stattliche Anzahl an verbotenen Filmen.


Noch viel bedenklicher finde ich diesen ganzen Hiphop. Ich bin 29 Jahre alt und hab schon vor 9 Jahren gedacht was mit den Kindern von heute los ist und mich gewundert dass ich soetwas denke, hab ich es doch immer nur selbst gehört. Als ich mit Anfang/Mitte zwanzig nochmal Fachabi nachgemacht habe saßen vor mir 10-12 Jährige im Bus die laut Pornorap hörten und meine Schulkollegin mit "Jo Schlampe, was geht" anquatschten.


Ich bin für Handyverbot an Schulen, sowieso für Schließfächer mal wie in Amerika, dann braucht man auch nicht immer 20kg an Büchern mitschleppen.


Waffenkontrollen an Schulen sind faktischer Schwachsinn. Gibt es dann auch einen eingezäunten Pausenhof? Wer Amoklaufen will kann das auch im Schulbus machen, nachts in der Schule einbrechen und warten, oder oder oder.


Es läuft einiges schief und das sind überarbeitete Eltern, die keine Zeit für ihre Kinder haben, mies gelaunt sind weil sie zuwenig verdienen, überarbeitete Lehrer, die keinen Blick für Außenseiter haben und überarbeitete Kinder die bereits in der Schule die Leistungsgesellschaft um die Ohren gehauen kriegen.


Vielen Dank fürs Lesen, ich hoffe mein Beitrag ist ok.


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