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Auf Thema antworten

Hi majanna und ihre anderen!



Ich muss gestehen, dass ich diesem Thema mit einer gewissen "Unlust" begegne: Nicht etwa weil es uninteressant wäre - im Gegenteil - viel mehr fürchte ich etwas den Kollegen "scilla", der irgendwann eh recht achtlos einige "Definitionen" aus seiner Tabelle in den Raum schmeißen wird, über die ich mich nur erboßen kann, ohne recht zu wissen warum ;) Ich hoffe also, lieber scilla, dass ich dir hiermit fürchterliches Unrecht widerfahren lasse und du uns eine etwas ausgeweitete Darstellung deiner Ansichten zukommen lassen wirst!


Ich kann auch nur eine "Vorabdefinition" abliefern, da ich mich noch nicht wirklich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt habe und bestenfalls einige Eckpunke markieren kann:


Vor allem scheint mir die Unterscheidung zw. Verstand und Vernunft wichtig. Verstand ist meiner Ansicht nach eher als grundsätzliche Begabung des Menschen zu verstehen, sie ist der Ausgangspunkt von "Intelligenz" (wie marjanna sie beschreibt) aber auch der Vernunft, die wir hier diskutieren. Verstand beinhaltet meiner Auffassung nach sowohl Bewusstsein, als auch Intuition, sie ist der Rahmen der Auseinandersetzung mit der Umwelt. Verstandestätigkeit ist somit jene Tätigkeit, die sich mit der Umwelt auseinandersetzt und dem Menschen "heute" das Überleben und das Aufrechterhalten seiner "Welt" ermöglicht. Der Verstand ist somit jede Form der "praktischen" Intelligenz, als ganz plumpes Beispiel sei hier die Mathematik benannt.


Vernunft dahingegen sehe ich als etwas "abstrakteres" an, sie ist eher normativ geprägt und hat nicht die "sinnlichen" Ausrichtungen, die der Verstand hat. Schon die antiken Philosophen, aber auch Kant oder Hegel, betrachteten die Vernunft viel mehr als das Instrument, die Verstandestätigkeiten und -möglichkeiten selbst zu prüfen (Kant, Hegel) oder Erkenntnisse über das Wesen des Seins (Ontologie) zu gewinnen (klassische Metaphysik VOR Kant).


Der umgangssprachliche Gebrauch von "Vernunft" ist vll. dahingehend etwas irreführend, als dass er all' das als "unvernünftig" bzw. "vernünftig" deklariert, was eigentlich schon mit grundsätzlichen Überlegungen hinsichtlich des Überlebens (also fast schon "Trieben") abgedeckt wird (siehe Maras Beispiele).


Zusammenfassend und verkürzend würde ich vorerst vermuten, dass "Verstand" durchaus die Voraussetzung der "Vernunft" ist, letztere aber die kritische Prüfung eben dessen bezeichnet und sich ihre Tätigkeit vor allem dadurch "auszeichnet", dass sie bestrebt ist, dass begreifbar zu machen, was nicht sinnlich oder empirisch fassbar ist. Wurde dieses VOR Kant vor allem in der Metaphysik ersichtlich, so hat Kant ihre Ausrichtung nach meinem Verständnis vor allem in normativer (z.B. ethischer / staatsphilosophischer) Hinsicht geprägt.


Ich hoffe, dass ich mich bzgl. meiner Vorstellungen ein wenig deutlich machen konnte, dieses Thema wird vor allem in der diskursiven Auseinandersetzung sicher sehr reizvoll,


vielen Dank


cf


P.S.

Auch wenn ich eigentlich keine Beziehung zum philtalk- Forum habe (oder je hatte), so muss ich doch bemängeln, dass die Seitenadministratoren offensichtlich das philosophische Lexikon "abgesetzt" haben, dass - so wie ich es in Erinnerung habe - i.d.R. eine recht gute Zusammenfassung der philosophischen "Geschichte" der einzelnen Begriffe bot. Besonders der Wandel des Verstand- und Vernunftbegriffes bei den verschiedenen Philosophen wäre hier sicher seeeeeeeeeehr hilfreich ;)


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