vom Recht des Kranken
Ich sprach nicht von unheilbar kranken Krebspatienten, sondern von Krebspatienten, deren Krankheit aller ärztlicher Voraussicht nach unheilbar wird, wenn man sie nicht frühest möglich therapiert.
Also daher meine Frage: Warum wird es diesem Menschen freigestellt, ob er in Therapie geht, dem psychisch Kranken aber nicht???
Nun zu argumentieren, der Depressive könne aufgrund seiner Krankheit nicht richtig für sich entscheiden, halt ich für viel zu schwammig, als dass man dies zu allgemeinen Recht machen könnte. Der Depressive und seine Entscheidungen werden von der Krankheit nicht mehr beeinflusst als der Krebspatient vom Krebs.
Also, warum wird der Depressive gezwungen, der Krebspatient aber nicht? Oder der Dialyse-Patient. Es gibt Menschen, die leben 30 und mehr Jahre als Dialyse-Patienten, würden aber ohne Dialyse nicht lange überleben. Trotzdem ist es ihr Recht diese Behandlung abzulehnen, auch wenn sie damit ihr Leben akut gefährden, oft weit offensichtlicher gefährden als ein Depressiver, der einen Klinkaufenthalt ablehnt.
Warum darf der körperlich Kranke über seine Behandlung selbst entscheiden, der seelisch Kranke aber nicht???
Das "Erfolgsbeispiel" deines Sohnes Britt ist schön. Ja. Aber unzählige Erfolgsbeispiele der Dialyse oder der Chemotherapie sind genauso schön, ich denke, sogar noch schöner. Trotzdem wird kein Mensch zu dieser Therapie gezwungen. Der Mensch wird nicht gezwungen, eine medizinische Behandlung anzunehmen. Er wird nicht gezwungen.
Es sei denn, er leidet unter einer Depression. Dann verliert er dieses Recht. Man entzieht dem Patienten das Recht sich für seine Behandlung zu entscheiden. Der Patient darf nicht "nein" zur Therapie sagen. Er hat kein Recht eine Behandlung abzulehnen, er wird gezwungen, das zu tun, was andere für richtig halten. Er ist krank. Andere sagen ihm, er muss gesund werden. Er hat sozusagen nicht nur kein Recht zu sterben, irgendwie hat er nicht einmal das Recht krank zu sein. Denn ist er krank, darf man ihn einsperren. Ich kenne Fälle, wo das genauso abgelaufen ist.
Der springende Punkt ist der: Als körperlich Kranker hat man das Recht, eine Behandlung abzulehnen, man hat damit auch das Recht, sich seine Behandlung auszusuchen. Man hat auch das Recht, sein Leben damit zu gefährden. Sobald man jedoch seelisch krank ist, kann man den Patienten dieses Recht entziehen. Der seelisch Kranke darf die Behandlung nicht so ablehnen wie der körperlich Kranke. Der seelisch Kranke darf auch nicht so frei entscheiden. Der seelisch Kranke darf sein Leben nicht gefährden. Es steht ihm nicht frei, darüber zu entscheiden. Andere entscheiden.
Beim körperlich Kranken nicht. Ihm überlässt man die Entscheidungsfreiheit. Er darf sein Leben aufs Spiel setzen.
Meine Frage: Warum???
mfg
Ben