AW: Eine Zwangseinweisung verletzt die Würde des Patienten
Ben, ich finde, jeder hat das Recht, zu sterben wann und wie er möchte, aber wir haben nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, ihn daran zu hindern, es wenigstens zu versuchen. Wenn sich jemand wirklich umbringen will, wird er das tun, wenn er es aber schon plant, dann aber bitte soll er nicht so asozial sein (wie ich auch schon hier im DF las), sich z.B. vor einen Zug zu werfen! Nicht nur, dass er seine Angehörige in jedem Fall leiden lässt, er verändert auch noch das Leben Fremder, nämlich dessen, der ihn "umbringt" und deren, die ihn von den Schienen kratzen müssen. Klingt brutal, gell, aber so brutal ist es nämlich. Frag einen Lokiführer, der so was schon erlebt hat, wie er damit weiter lebt!
Ausserdem glaube ich, du widersprichst dir:
Wo ist der Unterschied??? Du holst den Menschen (vielleicht sogar unter Gewaltanwendung) von der Brücke und bringst ihn in eine Klinik. Also nimmst du ihm a) die Entscheidungsfreiheit und b) bringst ihn auch unter Zwang in eine Klinik. Warum sollte es in diesem Fall einen Nutzen haben und in anderen nicht?
Wenn sich deine Freundin zu Hause die Pulsadern aufschneidet, lässt du sie verbluten?
Wenn sich dein Freund zu Hause so unglücklich zu erschiessen versucht, dass er noch am Leben ist, wenn du ihn findest, lässt du ihn am Boden krepieren?
Wenn jemand gegen einen Brückenpfeiler rast, fährst du daran vorbei?
Das alles wäre doch nebenbei auch noch unterlassene Hilfeleistung, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch in D und A strafbar ist!
Du wirst diesen Menschen automatisch helfen, auch wenn es offensichtlich ist, sie wollten ihrem Leben ein Ende setzen. Die Aerzte werden sie nach Möglichkeit wieder zum Leben erwecken, die physischen Schäden beheben und in die Psychiatrie einweisen (so viel ich weiss, ist das überall der übliche Vorgang), dort wird man entscheiden, ob eine weitere Behandlung notwendig ist oder nicht.
Siehst du darin auch eine Entwürdigung?
Ist es nicht sinnvoller, dem Suizid-Gefährdeten wenigstens die körperlichen Leiden eines evtl. missglückten Versuches zu ersparen suchen?
Wenn du annehmen musst, deine Mama hat eine akute Blindarmentzündung, wirst du sie bestimmt in eine Klinik bringen. Wenn sie an einer schweren Depression leidet und du zu ihr nicht mehr durchdringen kannst, lässt du sie zu Hause, weil eine Einweisung entwürdigend wäre?
Tschuldigung, Ben, aber ich verstehe dich nicht. Vielleicht wirst du mir antworten, dass schon Menschen aus niederen Beweggründen anderer in der Psychiatrie landeten... ja, es geschah... auch haben sich "Geheilte" trotzdem später das Leben genommen, auch das geschah schon, aber trotzdem ist es doch die Pflicht des Arztes, des Gesetzgebers und auch unsere, das Leben zu schützen.