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AW: Eine Zwangseinweisung verletzt die Würde des Patienten




Hallo Benjamin,


ich finde, du bringst selbst einige Argumente vor, die Deine Grundthese etwas abschwächen. Ich glaube für meinen Teil, es ist nicht möglich, hier kategorische Wahrheiten herauszufinden. Auch die Erfahrungen können völlig unterschiedlich sein:


Eine Person, die mir mal sehr nahe stand, wurde nach der Einnahme vieler Schlaftabletten in eine Anstalt eingewiesen - zwangsweise, ein Zimmernachbar hatte das entdeckt und sofort veranlaßt. Erst dort stellte man fest, daß sie unter einer endogenen Depression litt. Diese, so erzählte sie mir jedenfalls lange Zeit später, konnte sehr gut mittels Psychopharmaka behandelt werden und auch wenn sie vermutlich ihr ganzes Leben unter Drogen verbringen muß, führt sie ein selbstbestimmtes Leben, hat einen sicheren gutbezahlten Beruf und lebt soweit ich weiß heute noch einigermaßen zufrieden.

Übrigens wurde sie zunächst eine sehr lange Zeit in der Anstalt behalten, auch in einer Art "offenen Vollzug". Nach anfänglichem Frust hat sie das später selbst gewollt.


Ich will daraus gar keine kategorische Aussage treffen, aber allein das Beispiel macht doch deutlich, daß so etwas lohnen kann.


Was die philosophische Ausrichtung betrifft, stehe ich auch eher auf Seiten derer, die von einer freien Entscheidung ausgehen. Leben darf zwar nicht für die Gesellschaft, wohl aber für den Einzelnen disponibel sein. Er muß ja auch ganz allein die Schmerzen ertragen, gleich ob körperlicher oder seelischer Natur.


@Zeilinger: Deshalb tue ich mich auch mit dem Begriff "Selbstmord" etwas schwer. Juristisch ohnehin völlig verfehlt, denn wo sind bei einer Selbsttötung die "niederen Beweggründe", die aus der Tötung einen Mord machen? Und mit dem göttlichen Gebot habe ich da ebenfalls so meine Probleme, jedenfalls soweit es auf die Selbsttötung ausgedehnt wird (übrigens: Ich wußte bis heute nicht, daß die Reihenfolge der Gebote von der kath. Kirche festgelegt worden ist, aber man lernt ja nicht aus...). War Jesus eigentlich kein Selbstmörder, nicht wenigstens so ein bißchen, wie war das gleich mit den Zweifeln im Garten Gezemaneh (hoffe, ich habe das jetzt richtig buchstabiert, sonst bitte ich vorab um Entschuldigung), hätte er sich nicht auch anders entscheiden können? Aber ich bekenne, da nicht allzuviel Ahnung von zu haben und nehme es nicht krumm, da ggf. aufgeklärt zu werden.



Gruß

Zwetsche


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