• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Auf Thema antworten

AW: Unser Recht zu sterben...


Hallo, Benjamin.




Um in der Lage zu sein, mit der Freiheit, die man hat, richtig umzugehen, bedarf es aber der Fähigkeit sich im Leben zu orientieren, also sprich, in der Lage zu sein, Situationen mit der Vernunft und klarem Verstand abzuwägen, um den Weg, den man sich durch dieses Meer von Möglichkeiten bahnt, richtig koordinieren zu können. Und genau dieser klare Verstand ist bei psychisch Kranken oft aufgrund der Krankheit getrübt.




Ich würde versuchen, den Menschen davon abzuhalten. Wenn ich aber merke, dass er bei klaren Verstand ist, bleibt mir nichts anderes übrig als auf seine Vernunft zu vertrauen und darauf, dass er die Lage richtig einschätzen kann.

Ist der angehende Einsiedler psychisch gesund würde ich das auch tun.

Ist er dagegen psychisch krank, so würde ich in der Tat versuchen ihn zu hindern den Berg hoch zu gehen, da ich an seiner Zurechnungsfähigkeit (das Wort habe ich die ganze Zeit schon gesucht.) zweifeln würde.




Abhängige, sofern sie ihr Leben gefährden müssten (und werden, soweit ich weiß, auch oft) in der Tat, wenn es hart auf hart kommt zwangseingewiesen werden- zu ihrem Besten, was sie selbst in ihrer Lage nicht sehen können.


Was den Profitgierigen angeht: Psychologen können nur bei psychisch Kranken eingreifen, bei denen eine Krankheit diagnostiziert wurde. Ein Mensch, der nur noch Dollarzeichen in den Augen hat, fällt aus diesem Muster natürlich heraus- bei ihm handelt es sich um eine -fragwürdige- Lebenseinstellung.

Es bleibt jedoch die Frage, wie schnell er bei dieser Lebenseinstellung nicht doch eines tages unter einer- diesmal diagnostizierbaren- psychischen Krankheit eingewiesen wird.

Oder ob er, wenn er die Grenzen der Legalität übertritt, nicht im Gefängniss landet.






Ja, jede Entscheidung wird subjektiv getroffen, und wir alle sind in unseren Entscheidungen abhängig von unseren Weltanschauungen und unseren Erfahrungen- sie formen unseren Charakter.

ABER: Eine Depression ist keine Weltanschauung, sondern eine Krankheit, die unseren Charakter überschattet und unsere Entscheidungsfähigkeit einschränkt.




Ich stimme dir aufgrund meiner eigenen Erfahrung zu, dass Vertrauen das wichtigste für eine Therapie ist.

Nur: Wem bringt denn ein psychisch Kranker, der zur Selbsttötung entschlossen ist, in diesem Leben noch Vertrauen entgegen?


Vertrauenswürdig ist nicht immer der, der einen mit Samthandschuhen anfasst, sondern der nach bestem Wissen und Gewissen versucht zu helfen, dass man aus der Lebenskrise wieder herauskommt.


Und wenn eine akute Suizidgefahr, oder der ernstzunehmende Verdacht darauf besteht, erweist sich der Arzt als vertrauenswürdig, der handelt und nicht zusieht, wie ein Menschen in seinen fatalen Wahn abdrifftet- auch auf die Gefahr hin, überreagiert zu haben und seinen Ruf damit eventuell

zu schädigen.




Auf lange Sicht ist einsperren sicher nie eine Lösung. Aber, wenn akute Gefahr besteht, dass ein Mensch sich etwas antut, muss er von allen Möglichkeiten dies zu tun ferngehalten werden. Und er muss dazu gebracht werden, sich rational mit seinem Leiden zu beschäftigen. Bei psychisch Kranken ist das ein langer, schwerer Weg, der nicht zwangsweise mit Erfolg gekrönt ist- dennoch ist es einen Versuch wert.


Außerdem ist doch eine Einweisung in die Psychatrie nicht mit einer Haft zu vergleichen.

Psychisch Kranke werden nicht einfach weggesperrt- in der Psychatrie werden sie durch eine Therapie, in der sie die Möglichkeit haben über ihre Krankheit nachzudenken begleitet, mit dem Ziel ein, dass sie eines Tages wieder ein "normales" Leben, also ein Leben ohne psychische Krankheit oder wenigstens mit einer psychischen Krankheit aber in einem kontrollierbaren Rahmen, führen zu können.


Mfg,

Sunnyboy


Zurück
Oben