AW: Unser Recht zu sterben...
Hallo Sunnyboy!
Freue mich über die ausführliche Darlegung deiner Gedanken! 
Wenngleich ich vieles anders sehe.
Es ist zum Beispiel meines Erachtens nicht richtig, einen Schwerdepressiven die Entscheidungsfreiheit abzusprechen. Ich denke, so etwas wie eine objektive Entscheidung gibt es ohnehin nicht. All unsere Entscheidungen gehen aus unseren Erfahrungen, unserem Denkvermögen und unserer Stimmungslage hervor oder sind zumindest davon beeinflusst. Das betrifft Depressive genauso wie die, die es nicht sind.
Du unterscheidest physisches Leid von psychischem. Zu Unrecht, meine ich.
Ich kann nun von eigener Erfahrung sprechen, wenn ich sage, dass psychisches Leid physisches weit übertreffen kann. Ich kenne zwar nicht die Leiden eines Krebspatienten am eigenen Leib, aber doch die Leiden eines Schwerdepressiven. Bis dato habe ich kein physisches Leid erlebt, was mit dem Schmerz meiner Depression auch nur annähernd vergleichbar gewesen wäre.
Das mag stimmen. Aber das ist meiner Meinung nach kein Argument, das uns unsere Entscheidung zu leben absprechen kann. Was wissen wir über die Leiden mancher Menschen?? Was gibt uns das Recht, zu bestimmen, ob sie sterben dürfen oder weiter leiden müssen?? Der, der die Schmerzen selbst erfährt, ist der einzige, der eine annähernd objektive Entscheidung treffen kann. Alle anderen können nur mutmaßen, über das, was der Sterbende oder Depressive, oder Geisteskranke gerade durchlebt.
Ich persönlich finde es daher Unrecht, wenn andere darüber entscheiden, was der Patient zu ertragen hat und was nicht.
Außerdem muss ich sagen, dass mich haargenau die heutige Gesetzeslage immer abgeschreckt hat, professionelle Hilfe anzunehmen. Ich hatte Angst eingesperrt zu werden, weil ich stimmen hörte, die mir sagten, dass ich mich umbringen soll. (Kein Scherz jetzt.)
Dem stimme ich auch zu.
Aber was ist besser? Einen Schwerdepressiven Vater zu haben, der launisch ist, der gewalttätig werden kann, der unglücklich ist und der immer wieder in eine Klinik muss oder gar ein Vater der geisteskrank ist, der Wahnvorstellungen hat. Oder aber gar kein Vater? Was ist für das Kind besser?
Vergleichen wir dies doch mit einem Vater der physisch am Ende ist, der ein Pflegefall ist oder zumindest schwer krank ist und sterben will. Nützt dem Kind so ein Vater? Ich denke nicht. Er ist sogar eine Belastung.
Daher denke ich, sollte man auch in diesem Fall die Entscheidungsfreiheit eines jeden Menschen respektieren. Oft wissen es die Kranken weit besser als die Außenstehenden.
Und zuletzt gibt es meiner Ansicht nach so etwas wie ein Recht zu sterben. Oder sollte es zumindest geben. Niemand hat das Recht uns diese letzte Freiheit zu nehmen. Auch keine Familienmitglieder.
Ben