AW: Unfall in japanischem Kernkraftwerk
Hallo Rupert,
'Muzmuz' hat bereits auf einige deiner Fragen geantwortet.
Zum Thema Kernfusion hatten wir hier im Forum schon vor einigen Jahren (November 2005) diskutiert, weshalb ich dich auf den entsprechenden Link verweisen möchte:
Fusionstechnologie
Deshalb hier nur kurze Antworten auf einige deiner Fragen:
1. Wie siehts da aus in der Forschung?
Zur Zeit wird in Cadarache (Frankreich) im Rahmen eines internationalen Projekts der thermonukleare Experimentalreaktor ITER gebaut (Tokamak-Prinzip). Ob er wie geplant 2015 fertig sein wird, weiss ich nicht. Daneben laufen auch Forschungen zur lasergestützten Kernfusion.
2. Kann die Fusion, die ja eigentlich ein Fortschritt wäre, vielleicht in der Praxis nicht wirklich umgesetzt werden? Wenn doch, wie lange wird es schätzungsweise noch dauern, bis diese Variante der risikoärmeren Energiegewinnung möglich sein wird?
Die Kernfusion ist sicherlich praktisch machbar. Es ist aber eine im Vergleich zur Kernspaltung viel kompliziertere Technik. Experten rechnen nicht damit, dass vor dem Jahr 2050 ein Demonstrations-Fusionskraftwerk in Betrieb gehen wird.
3. Welches Gefahrenpotential hat die Fusion?
Dazu übernehme ich meinen Beitrag #11 aus obigem Link:
Zunächst einmal muss man festhalten, dass auch die Kernfusion keine "saubere" Energiequelle ist.
Im Normalbetrieb einer Fusionsanlage hat man es mit dem radioaktiven Tritium (Halbwertszeit 12,3 Jahre) und den bei der Fusion entstehenden Neutronen zu tun, welche alle Materialien, die sie durchdringen, aktivieren, also radioaktiv machen. Verglichen mit der Kernspaltung sind aber die Halbwertszeiten der aktivierten Materialien (vor allem Stahl) deutlich geringer (max. ca 100 Jahre statt Tausende von Jahren).
Zum Gefährdungspotenzial lässt sich folgendes festhalten.
- Eine Leistungsexkursion oder gar ein "Durchgehen" der Fusionsreaktion ist ausgeschlossen.
- Ein Fusionsreaktor enthält nur wenig Brennstoff im Reaktorgefäss: 1000 m^3 Plasmavolumen enthalten nur ca. 1 gramm Deuterium und Tritium.
- Trotz Temperaturen von etwa 100 Mio. °C ist die Leistungsdichte des Plasmas gering und vergleichbar mit derjenigen einer normalen Glühlampe! Daher führt ein Verlust der Kühlung nicht zum Schmelzen der Strukturmaterialien.
Die Untersuchungen zur Sicherheit von Fusionsreaktoren beinhalten auch solche Störfälle wie das plötzliche Zusammenbrechen des sehr starken Magnetfeldes, wodurch die darin gespeicherten grossen Energiemengen freiwerden.
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fragt
Hartmut