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AW: Unfall in japanischem Kernkraftwerk



Hallo Muzmuz,

ich lese gerne deine sehr oft durchdachten Beiträge, weil sie für mich fast immer logisch nachvollziehbar sind.

Auch mit unserem Energiehunger hast du absolut Recht, drum gibt es auch nur in wenigen Staaten ernsthaften Widerstand. Das ist aber keine Entschuldigung für unsere Kurzsichtigkeit, weil die Menschen vertrauen immer den Führern in höheren Ebenen, welche es besser wissen müssten, v.a. dann, wenn sie uns den Wohlstand versprechen (Steuersenkungen oder Verringerungen der Arbeitszeit finden bspw. immer die Mehrheit in der Bevölkerung, wenn es eine Regierung verspricht).


Aber wir sollten es längst besser wissen, weil es ja Fakten und keine Vermutungen oder Interpretationen sind, die jetzt und erst recht langfristig katastrophal sind:


1. Wie versorgt sich die Menschheit mit der Energie, wenn das Uran zu Ende geht?

Es wird noch dazu immer mehr gebraucht, rasant wird ausgebaut: Ukraine (Tschernobyl!) plant weitere 15, China 25, Italien will wieder einsteigen (Berlusconi stoppt die Förderung für Alternativ-Energien: Ganz bezeichnend für die Atompolitik!), USA baut weiter aus…

Die unbestreitbare Gefährlichkeit des Uranabbaus kann da sogar getrost weggelassen werden:

Wo bleibt das Hirn der Menschheit?


2. Es muss (nicht: es sollte!) daher irgendwann mal ein globaler Energieplan ohne KKW gemacht werden: Muss bis dahin die Erde mit nicht endgelagertem Atommüll verseucht werden? Also nach menschlichen Maßstäben für immer, weil provisorische Lager bekanntlich ein relativ rasches Ablaufdatum haben?


3. Stolz hört/liest man von Befürwortern der KKWe, dass die Staaten weiter ausbauen: Potenziert sich nicht dadurch logischerweise die atomare Gefahr durch Erdbeben, Terrorismus, menschliches Versagen (wenn schon das technische Versagen angeblich unmöglich ist, weil es Sicherheitsstufen gibt)?


4. Sollten wir nicht auf die hohe menschliche Erfindungsgabe, Leistungskraft und Belastungsfähigkeit vertrauen, indem man Forschungen massiv vorantreibt und Szenarien entwickelt, die rechtzeitig bzw. früher den ohnehin mal unvermeidlichen Energiewandel ermöglichen?

Oder sollen wir denen vertrauen, für die die Kernenergie die weitaus ergiebigste Geldquelle von allen Industriesparten in der ganzen Welt ist, wie es erst kürzlich wieder mal ein schwedischer Atomforscher (oder Seismologe?) betonte? Eine machtvolle Lobby, die andere Forschungen aus sehr durchsichtigen Gründen behindert und stets mit den Halbwahrheiten unseres Energiehungers argumentiert?


Wir sind sowieso zum Umdenken gefordert, ob heute oder später. Oder sehe ich das falsch?

Wenn nein, dann müsste es nach meinem Verständnis effektiver und weniger schmerzvoll für uns sein, je früher man ernsthaft den Ausstieg betreibt. Die Betreiber brauchen nicht mal Angst zu haben, denke ich, dass sofort alles für sie zu Ende ist, liegt auch nicht in unserem (Energie-) Interesse. Aber der umgekehrte weitere Ausbau kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein.


Die 4 Punkte oben gehen mir schon lange nicht mehr aus dem Kopf und ich habe noch von keiner gegnerischen Seite eine auch nur annähernd zufriedenstellende Antwort bekommen. Dadurch schließt sich aber für mich jede andere Argumentation aus, das sage ich ohne Stursinn, es ist eher  Ratlosigkeit.


lg

Hannes


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