Das ist keine zu dem von Kaawi verlinkten Vortrag passende Frage. Die Antwort wäre ja weder noch. Wir hören hier wieder auch meine Aussage: Der Mensch ist nie strukturell faul. Die Annahme, Arbeitslosigkeit sei auf Faulheit und/oder mangelnde Bildung und Fähigkeit zurückzuführen, ist eine konditionierte Schwarz-Weiß-Malerei, eine konditionierte Anerkennung sinnloser, sozialer Hierarchien innerhalb einer ganzen Gesellschaft/Nation.
Das Geldverteilungssystem wiederum ist seinerseits auch nicht gar so grob gestrickt, wie man meinen mag. Im Fernsehen sehe ich in letzter Zeit häufiger eine bestimmte, ministeriell finanzierte Werbung, in der die Behauptung aufgestellt wird, ein blondes Mädchen habe die Perspektive, ihren Wunschberuf "Ärztin" zu ergreifen, ein schwarzhaariges mit dunklem Teint aber nicht, sodass das schwarzhaarige Mädchen eine vergleichsweise intensivere Förderung verdienen würde. Das nur als weiteres Beispiel unwirklicher, politischer, suggestiver Schwarzweißmalerei. Geld ist an sich kein böser Dämon, der nur den falschen Menschen gnädig ist. Geld ist etwas materielles. Und es gibt genug davon - das darf man nie vergessen. Geld ist ein Tauschmittel, das in bestimmten Bahnen fließt. Man muss sich nur einen Markt suchen. Wenn ich mir beispielsweise den Bildungsgrad und die Fähigkeiten von allen Sozialarbeitern betrachte, die ich bisher kennengelernt habe, und mit dem Bildungsgrad und den Fähigkeiten und der Begabung aller minderjährigen Haupt- und Sonderschüler vergleiche, die ich kennengelernt habe, dann komme ich persönlich zu dem Urteil, dass die Sozialarbeiter und -pädagogen Sozialschmarotzer sind, deren Kontostand in einem falschen Verhältnis zu dem Wert ihrer Handlungen steht.
Der strukturelle Geldfluss mag kritikwürdig sein - anders als für alle Vagabunden, die ich bisher kennengelernt habe, ist das für mich persönlich aber kein Grund, nicht von ihm zu schöpfen. Immerhin habe ich die Freiheit, mir die Stelle auszusuchen, an der ich schöpfe. Dasselbe tun auch Langzeitarbeitslose, die "nicht arbeiten wollen", weil sie z.B. sagen, dass sie sonst nicht mehr über die Runden kommen würden. Sie zapfen den strukturellen Geldfluss an einer für sie attraktiven Stelle an. Faul ist das nicht. Es ist durchdacht. Und nicht weniger durchdacht ist die Struktur, das Geflecht des Geldflusses in einer Gesellschaft mit bestimmten Arbeitsverboten, mit nur schleppend anlaufenden Möglichkeiten für berufliche Quereinsteiger, mit einem Bildungssystem, das Menschen für eine "gute" Perspektive auf dem Arbeitsmarkt die ersten 3 Jahrzehnte ihres Lebens in finanzielle Abhängigkeiten zwingt, etc.