AW: Überall Zukunftsängste
Hallo joan,
bitte lass mich hier mal ein wenig differenzieren:
Wie es siebenundsiebzig verschiedene religiöse Richtungen gibt, so kann man auch (mindestens) zwei verschiedene Atheismen auseinander halten:
1) Einen, den ich "dogmatischen Atheismus" nennen würde, dessen Zentralaussage ist:
"Ich glaube, dass es keinen Gott gibt." D.h. die Nichtexistenz eines Gottes ist ein Dogma = unumstößliche Wahrheit.
Ein solcher Atheismus ist ein Glaube wie bei den Religionen, ja.
2) Einen, den ich "agnostischen Atheismus" nennen würde, dessen Zentralaussage ist:
Ich glaube nicht, dass es einen Gott gibt, kann das zwar nicht ausschließen, halte eine solche Annahme aber erkenntnistheoretisch für unnötig. Also lasse ich sie weg! So sagte es Laplace zu Napoleon: "Diese Hypothese hatte ich nicht nötig."
Ein solcher Atheismus ist kein Glaube wie bei den Religionen.
Diesen vertrete ich selbst und bemühe mich daher intensiv um eine "gottlose" Welterklärung, die zumindest in sich stimmig ist, wenigstens prinzipiell "alles" erklären kann, und deren zugrundeliegende Entitäten (Q und Psi) sich im Prinzip auch auf ihre Eigenschaften hin untersuchen lassen. Besonders das transzendente Psi könnte mithilfe besonderer geistiger Zustände durchaus seriös erforscht werden, sofern man solide wissenschaftliche Versuchs- und Auswertetechniken anwendet. Es ist also weit entfernt von dem "unerforschlichen Herrn" der Religion.
Dieser Ansatz entspricht methodisch dem, der in der Renaissance entwickelt wurde: "Lasst uns sehen, wie weit wir kommen, wenn wir ohne Annahme göttlicher Einflüsse versuchen, die Welt zu verstehen - und zwar indem wir Beobachtungen machen und die Regelmäßigkeiten in diesen durch (prüfbare, also falsifizierbare!) Theorien zu verstehen suchen..."
Das ist der Kern der wissenschaftlichen Methode. Und mMn ist nur dieser Kern unverhandelbar. Alle anderen Bestandteile des "Wissenschaftsgebäudes" sind verhandelbar, wie ich meine.
Abschließend:
Das beliebte Gottesargument: "Warum gibt es überhaupt etwas?", kann man mit der Q-Psi-Theorie nicht beantworten. Aber die Erklärung, dass Gott alles schuf, greift natürlich auch zu kurz, weil sofort die Frage nach der Ursache Gottes auftaucht. Manche sagen: "Gott IST eben nur, ohne Ursache." Darauf kann ich natürlich sagen: "Psi IST eben nur: raum-zeitlos, holotrop. Punkt"
Da das jemand anders hier sowieso öfter tut, stelle ich noch meinen Spezial-Link ein: 
https://www.denkforum.at/forum/group.php?groupid=5
LG, pispezi 