Hallo Konfuzi und die Anderen,
beruhigend, dass es dir ähnlich geht wie mir. Toleranz ist gehört in meinem eh manchmal schwammorösen Weltbild zu den nebligsten Begriffen. Übrigens auch "Respekt"
Was zum Teufel ist Respekt? Es scheint von lateinisch respectare zu kommen, also etwas "nochmal anschauen"?! Heißt das, man nimmt es auf sich, eine Sache ein zweites Mal zu betrachten, auch wenn man es dem ersten Eindruck nach ablehnt?
Aber dies hat nun offensichtlich nichts mit dem "Respekt vor hohen Herren" alter Tage zu tun und schon garnichts mit dem Respekt! der HipHop-Jugend-Kultur.
Auch Toleranz ist nebulös. In Gysis Beitrag gibt er einige Beispiele und benutzt dabei verschiedene teils widersprüchliche Ausdrücke: wünschen, gutheißen, respektieren.
Und wenn man sagt: Schade für die Frauen - respektiert man sie dann eigentlich? Heißt es nicht eher: Es tangiert mich nicht - also was soll's?
Tolerant kann man nur da sein, wo man tatsächlich mit ZUMUTUNGEN konfrontiert wird. Sonst ist's beliebig.
Vielleicht fordert die Unschärfe des Begriffs ja die von Katharina beschriebenen Unschärfen der Grenzziehungen herauf - oder ist es umgekehrt?
Ich denke, dass Toleranz sich letztlich nur in Handlungen äußern kann. Denn Vieles mag man ablehnen, vielleicht sogar in einem Maße, dass "ertragen" noch harmlos klingt - dann muss man aber damit rechnen, dass man ebenfalls abgelehnt wird. Und dann muss man entscheiden, ob man gerade dann schweigen sollte, wenn sich etwas unversöhnlich gegenübersteht - solange es keine wirkliche Bedrohung oder Einschränkung darstellt. Denn ein Pochen auf die eigene, aber niemals objektive Meinung führt dann nur zur Eskalation.
Ein Fehler in der Betrachtung von Toleranz in der Vergangenheit war m.E. weniger Gleichmacherei oder Gleichgültigkeit, sondern dass Diejenigen, die Toleranz für bestimmte Dinge forderten, diese in Wirklichkeit nicht tolerierten - sondern liebten, sie für ihr Leben brauchten, sie längst "adoptiert" hatten. Hier wurde dann Toleranz allzuoft viel zu positiv besetzt - so wie es heute vielleicht zu negativ besetzt wird. So gerät ein Begriff zwischen die Fronten des Zeitgeistes.
Vielleicht kommt man dem Begriff auch bei, indem man sie als eine Haltung nur im Bezug auf Dinge sieht - und eben nicht als absoluten Wert. Ein toleranter Mensch galt lange als guter Mensch, nun kann er, ohne dass er sich verändert hat, im negativen Licht erscheinen. Benutzt man Toleranz aber nur in Comparasion, also als Forderung/Anspruch in bestimmten Dingen toleranter/weniger tolerant zu sein, wird sie ihres irreführenden "ethischen" Werts entbunden. Womit wir die Genauigkeit der Kommunikation fördern würden, sie aber nicht unbedingt leichter machten
Angesichts der späten Stund' bitte ich um Toleranz ob der wurmartigen Struktur dieses Beitrags. Gude Nacht!