Servus Hartmut,
gleich zu beiden Beiträgen: bezüglich Atomenergie gibt es die Schönfärber und die Aufwiegler und beide wollen ihr „Geschäft“ mit der Atomenergie machen. Die Diskussion um Atomenergie, ja oder nein, lass ich vorerst einmal weg das wäre nochmals ein anderes Problem, auch wenn es die IAEA damit vermischt sieht.
Von den von Dir angeführten Organisationen sind mit nur drei mit der Strahlenproblematik näher vertraut, wobei WHO bei Publikationen in Sachen „atomarer Folgen“ nicht unabhängig von der IAEA publizieren darf, und UNSCEAR von den Regierungen der sehr selektierten Gruppe von Atommächten gestellt wird, und die Personen kaum unabhängig sind. Der Rest der Organisationen ist, was Strahlenfolgen betrifft, wie man in Österreich sagt, reine „Einiduscherei“, bzw. irrelevant.
Die IAEA gehört schon satzungsmäßig zu den ersteren. Die von Dir angeführte Kurzfassung des Tschernobylforums ist rein schon von der Aufmachung her eine Propagandaschrift, mit Bildern, wie ich sie auch von den Wahlkämpfen her kenne. Ich kenne von dort aber ganz andere Bilder, die von einer Delegation der Uni Wien und der Universität f. Bodenkultur und der Technischen Universität mitgebracht. Die Krankenhäuser „vor Ort“ in den betroffenen Regionen und in denen sich betroffene Personen befinden, entsprechen bei weitem nicht denen in den hier gezeigten Bildern.
Die Folgen die sie „anerkennt“, ist immer noch eine stark reduzierte Zahl der Opfer, auch wenn es jetzt schon mehr sind, als vor 10 Jahren oder gar knapp danach! Aus meiner Sicht hält die Missinformation von dieser Seite her immer noch im selben „möglichen“ Ausmaß an.
Nur mal zum Beispiel Schilddrüsenkrebs, der anfangs ja fast geleugnet wurde: Die Überlebensraten (über die häufigsten gemittelt: 5 Jahre 80%, 40 Jahre +/- 50%, 50 Jahre +/- 10% und das bei besten medizinischen Standards. Natürlich kann man sagen, an Schilddrüsenkrebs stirbt keiner von den älteren, nur an den Nebenwirkungen der Medikation, die zum Weiterleben nötig ist. So mancher unter ihnen auch durch Selbstmord aufgrund der Depression, die durch diese Lebensumstände entstanden sind (allerdings, diese machen die Statistik eh nicht fett). Da lässt sich über Strahlentote, über Zahlen trefflich streiten. Das ist so ähnlich, wie mit HIV Infizierten. An der Infektion selbst stirbt auch kein einziger, sie leben nur alle, je nach medizinischem Standard, verschieden bis sehr kurz. Wenn wir jetzt schon derartige Probleme mit der Anerkennung der Todesursache der bereits Toten haben, wie groß muss dann erst die Unsicherheit der zu erwartenden Toten werden. Irgendwie machen es manche Physiker sich da sehr leicht.
Zu Deiner Frage nach Statistik. Was hilft eine Statistik an Krebshäufigkeit, wenn der Anstieg der Häufigkeiten als Folge der Strahlenbelastung nicht anerkannt wird.
Nochmals zu Keith Baverstock. Mit den höheren leitenden Beamten der UNO-Organisationen, gleich welche, ist es ähnlich wie mit den amerikanischen Generälen, sie werden erst mutig, wenn sie in Pension oder aus einem sonstigen Grund nicht mehr von ihr abhängig sind und ihnen praktisch nichts mehr passieren kann. Das ist zwar immer noch besser als gar nicht, erhöht aber keineswegs die Glaubwürdigkeit der Organisationen.
Der Spezialbericht der WHO (hast Du ihn gelesen?) ist nichts desto trotz ein von der IAEA approbierter und sehr „speziell“ ausgerichtet. Das einzige was er vermehrt anspricht, ist die Unsicherheit der zu erwartenden Folgen. Das Wenige, was man mit relativer Sicherheit zwischen den Zeilen herauslesen kann, ist die Ungewissheit über die erlittenen Strahlenbelastungen und die Möglichkeiten zu extrapolieren.
Meines Wissens ist bei der Tschernobylkatastrophe praktisch das gesamte Brennmaterial in die Umgebung abgegangen, ausgehend von 150t Uran. Im Reaktorkern ist nur sehr wenig zurück geblieben. Von dieser „Menge her“ waren die beiden Atombomben über Japan minimal. Die radioaktive Belastung der Bevölkerung allerdings grundverschieden. Rückschlüsse davon auf die Tschernobylfolgen eher schwierig. Die IAEA geht dabei den für sie absolut günstigeren Weg. Das Problem der genetischen Belastung wird überhaupt beiseite gewischt!
Wie interessensorientiert die IAEA agiert, sehen wir ja im Fall Irak und Iran, wie Indien und Parkistan. Ich fürchte, wir haben da wenig Chancen auf einen “Kompromiss“ in der Beurteilung ihrer Angaben.
Grüße, diethelm