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Auf Thema antworten

Hallo Berliner,


was soll ich zu dieser geballten Ladung von Halbwahrheiten des Herrn Harald Schumann sagen? Sicher hat er manches gehört und gelesen, was sich in KKW abspielt, aber m.E. etliches nicht richtig verdaut. Ich bin deshalb nach wie vor dafür, dass man von Journalisten, die über Kerntechnik schreiben, eine Lizenz verlangen sollte. Es kann doch nicht angehen, dass irgendein unbedeutender Journalist mit halbverdautem Wissen die Bevölkerung in Panik versetzt!


1. Beispiel "Deutsche Risikostudie für Reaktoren vom Biblis-Typ":


Es stimmt überhaupt nicht, dass die Studie ein Leck-vor-Bruch-Verhalten von Reaktorkühlmittelleitungen annimmt. Es wird jeweils angenommen, dass Leitungen verschiedener Durchmesser plötzlich abreissen (innerhalb von 15 Millisekunden). Zudem sind gerade deutsche Reaktoren (KWU Design) ziemlich stark automatisiert. Die Automatik entlastet das Betriebspersonal bei all jenen Störfällen, die rasch ablaufen (z.B. Störfälle mit Verlust von Reaktorkühlmittel), von manuellen Handlungen in den ersten 30 Minuten. Die Devise heisst: dem Betriebspersonal eine angemessene Zeit einräumen, damit es erkennt, was bei einer Störung abläuft. Überstürzte Handlungen können sehr schädlich sein!


2. Der menschliche Faktor:


Der ist zugegeben von grosser Bedeutung. Aber es ist keineswegs so, dass der Alltag der Reaktorfahrer hauptsächlich aus Langeweile und Routine besteht, die dann von "Minuten blanken Terrors" abgelöst werden. Das Betriebspersonal muss gemäss Vorschriften monatlich eine Vielzahl von Funktionsprüfungen der sicherheitsrelevanten Systeme durchführen. Dazu kommen Wartungs-/Reparaturarbeiten, die zu überwachen sind. Das Betriebspersonal muss auch ein Schichtbuch führen und sämtliche Abweichungen sowie Handlungen protokollieren. Der Journalist Schumann sollte sich doch mal einige Wochen im Kommandoraum eines KKW aufhalten, bevor er sich zum Verhalten von Reaktorfahrern äussert!!


Ich möchte auch noch erwähnen, dass die Reaktorfahrer regelmässig an Anlagensimulatoren, welche das konkrete KKW z.T 1:1 modellieren, trainiert werden, um Störfälle zu beherrschen.


Diese zwei Beispiele mögen zeigen, dass es in einem KKW nicht so zugeht, wie es sich "Klein-Mäxchen" vorstellt. 


Gruss

Hartmut


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