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AW: Trauerzeit=Trauerjahr?


Hallo ihr Lieben,


ich hab mich jetzt in aller Ruhe durch die Beiträge gelesen und bin insgesamt auch sehr berührt unter anderem besonders von Simchas Beitrag.


Ich stimme im großen und ganzen den meisten Dingen zu und versuche mal für mich zusammen zu fassen.



Trauerzeit ist von der Dauer genauso individuell, wie die Art eines jeden Einzelnen zu trauern. Besagtes Trauerjahr scheint in der Gesellschaft an Wichtigkeit zu verlieren, für den eigentlichen Trauerprozess ist aber eine wirklich nicht festzumachende -weil individuelle- Zeit von Nöten.

Rituale scheinen eine ganz wichtige Stütze zu sein, so lange sie von einem selbst gewollt gelebt werden.

Jemand der nur Schwarz trägt, weil es die Gesellschaft vorgibt, der wird in diesem Verhalten keinen Trost finden. Für andere widerrum ist es ein wichtiger Teil, seine Trauer sichtbar zu machen, nach außen zu tragen.

Fakt ist, das Umfeld kann keine Rückschlüsse über die Tiefe der Trauer ziehen und urteilen, egal ob jemand in schwarz oder in blue Jeans und T-Shirt zu einer Beerdigung geht, egal ob jemand nach 2 Wochen, Monaten oder Jahren wieder in eine Beziehung geht usw usf.


Das wichtigste scheint zu sein, ehrlich zu sich selbst zu bleiben. Ich habe bei einer Freundin erlebt, dass sie wirklich beispielhaft nach "Lehrbuch" getrauert hat. Sie hat drüber geredet, sie hat den Toten auch in belanglosen Gesprächen gegenwärtig gehalten, sie besuchte den Friedhof, sie ging in keine neue Beziehung. Dennoch ging es ihr erst viel später besser, nämlich als sie mit all den Dingen aufhörte. Man fragt sich, hätte sie gleich so gehandelt, wäre es für sie besser gewesen oder hätte dann jeder gesagt, ach sie verdrängt das nur?


Als so nach und nach meine Großeltern -ich habe nur noch eine Großmutter- starben, empfand ich anfangs keine besonders große Traurigkeit. Sie alle gingen durch schwere Krankheiten und ich empfand Erleichterung über das Ende ihres (und auch unseren) Leidens. Die Trauer kam in alltäglichen Momenten erst viel später. Und natürlich war ein Teil der Trauer bereits verarbeitet, wie schon geschrieben wurde, als die verschiedenen Diagnosen mitgeteilt wurden.


Vielleicht bin ich in dem Bereich selber nicht so, wie es andere vielleicht erwarten würden, wie es allgemeinhin gehalten wird?

Auch ich meide Friedhöfe, rede nicht viel über die Toten, trotzdem hole ich sie mir im stillen Kämmerlein ganz oft vor - während das normale Leben seinen Alltag nimmt- und vermisse sie und alles was mit ihnen war, so sehr.

Es wird nur nicht gesehen.


Sorry ziemlich durcheinander...

Liebe Grüße

Sal


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