AW: Suizidneigung-Berufsgruppen
und wie erklärst du dir dann die ewige "schwärmerei" von den alten "braunhemden"?
oder anderen kriegsveteranen, die "damals" "den feind" "im nacken" hatten?
Hallo Kathi!
Ich sagte ja,
meistens!
Bei den "schwärmenden Braunhemden" stellt sich die Frage, wieviele von denen auch wirklich an der Front standen, in einen heimtückischen Häuserkampf verwickelt waren oder einen mörderischen Winter in Russland gerade noch so überlebten.
Vielleicht waren die meisten "braun-Schwärmer" dann doch eher in der "glücklichen" Lage, ihren Wehrdienst eher in heimischeren Gefilden abzuleisten, wo sie die Möglichkeit hatten, bei der ersten kritischen Situation die weiße Fahne aufzuziehen, da die Befehlshaber sowiso schon viel früher ihre Posten verließen.
Oder waren sie doch noch etwas zu jung, so dass sie gerade mal bei der HJ ihr Gehirn gewaschen bekamen?
Mein Vater wurde mit 17 Jahren nach Polen eingezogen und verlor dort fast sein rechtes Bein durch einen Granatsplitter.
Wäre dem Fahrer des Leichenlasters nicht ein leises Wimmern aufgefallen, wäre er womöglich bei lebendigem Leibe in einem Massengrab verscharrt worden!
Im Feldlazareth, wehrte er sich dann mit letzten Kräften, damit man ihm sein Bein nicht absägte.
Er hatte sein Leben lang ein etwas kürzeres, steifes Bein mit einem riesen Loch im Oberschenkel.
Einer meiner Onkel musste zur deutschen Kriegsmarine.
Er rettete nach einem Torpedoangriff, beim Untergang ihres Schiffes, einem Vorgesetzten der ihn wegen Verletzung der Wachaufsicht (er schlief ein, vor Übermüdung) vor das Kriegsgericht stellen wollte, das Leben.
Aus Angst vor den Aliierten, flüchtete er sich nach Kriegsende in einem Viehwaggon nach Hause.
Zwei Wochen nach seiner Heimkehr, traf er sich in seinem Heimatort mit Freunden zu einer Tanzveranstaltung.
Am nächsten Morgen erwachte er nicht mehr aus seinem Schlaf!
Dessen Bruder, war in Linz bei einer Fliegerabwehrstaffel stationiert und erzählte mir, wie gerade die "braun-Schwärmer", bei Einmarsch der Besatzer, die ersten waren die ihre Sterne ablegten, sich verkleideten und das Weite suchten und vor allem Diese, nach dem Krieg alles öffentlich verleugneten, im Geheimen aber immer wieder mal gerne von ihren "Heldentaten" berichteten.
Er erzählte von der unbeschreiblichen Angst die sie hatten, sowohl vor dem "Feind", als auch vor der eigenen Seite.
Als neugieriges Kind, vesuchte ich in meiner Naivität, öfters mal etwas von meinem Vater, über den Krieg zu erfahren.
Ich erinnere mich dabei nur an den Blick meines Vaters und die Versuche meiner Mutter, das Thema umzulenken.
Da mein Vater starb, als ich sieben Jahre alt war, kenne ich die wenigen Geschichten von den Kriegsjahren meines Vaters, nur aus Erzählungen meiner Mutter.
Auch Diese bestätigte mir, dass er auch ihr gegenüber nur die wichtigsten Details über seine Verletzung erzählte, sich ansonsten zu diesem Thema aber komplett in Schweigen hüllte.
Ich kann dir sagen, dass ich bei keinem dieser Menschen jemals so etwas wie Schwärmerei hörte!
Im Gegenteil, man konnte eher die Angst in ihren Gesichtern sehen, wenn man sie darauf ansprach.
Natürlich wird es auch frustrierte "Kriegsverlierer" gegeben haben, die immer wieder alte Geschichten aufwärmten.
Beim Herrn Schickelgruber aus Braunau, wars ja nicht anders.
Viele Grüße
Paradoxon