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AW: Suizid aus "Vernunftgründen"?


Ich denke nicht, dass menschliches Handeln der Eigenschaft 'vernünftig' bedarf, um als menschlich gelten zu können. Menschen werden vermutlich immer unterschiedlich in der vorliegenden Frage entscheiden. So ähnlich, wie Frauen, die abtreiben, immer wieder auch zu hören bekommen, dass sie vorschnell bzw. leichtfertig entscheiden, so werden auch Menschen, die ihrem Leben selbst ein Ende bereiten möchten, immer wieder mit Kritik und sogar Anfeindungen rechnen müssen.


Noch vor wenigen Jahrzehnten war Suizid ein Tabu-Thema, inzwischen kann darüber in aller Öffentlichkeit verhandelt werden. Und diese Öffentlichkeit hat einen großen Vorteil: Handeln muss nicht mehr verschwiegen werden, außer vielleicht dann, wenn man sich vor Strafverfolgung schützen muss. Dies ist noch ein besonderes Thema: Die Rechtsfrage. Aber dazu kann ich nur laienhaftes sagen und es wäre mir lieber ein Jurist, der sich hier vielleicht im Forum aufhält, könnte dazu mal etwas Kompetentes äußern.


Öffentlichkeit in der Frage des Suizid halte ich für positiv. Und da ich meine, dass jedes Handeln sich selbst zum Prinzip macht, wird von Menschen, die ihrem Leben selbst ein Ende machen, ein solches Prinzip gelebt und es kann von anderen Menschen betrachtet und diskutiert werden, wenn sie sich damit beschäftigen möchten. Auf diese Art und Weise wird Abwägen schon im Vorfeld möglich.


Helia, wer weiß schon, was vernünftig bzw. was richtig ist? Das was damit gemeint ist, ergibt sich erst im Kontext eines normativen Lehrgebäudes. Ich ziehe es dagegen vor, vom Menschen auszugehen. Von seinen autonomen Bedürfnissen, seiner individuellen Lebenslage, von seiner Entscheidungskompetenz. Die Gewohnheit, die hier der Offenheit und Flexibilität meiner so ganz anderen Auffassung vom menschlichen Ethos entgegensteht, ist die zweitausendjährige Tradition unserer christlich-dogmatisch geprägten Kultur. Diese Kultur bestimmt Menschen, in einer ganz bestimmten Weise zu denken und zu handeln. Dahinter steht Autorität und eine jahrtausendelange Gewohnheit dieser zu vertrauen. Menschen, die darin ihre Geborgenheit erleben, fürchten etwas wesentliches zu verlieren, wenn deren Normen in Frage gestellt oder gegen sie gehandelt wird. Ich schätze dieses Problem als sehr gewichtig ein. Es ist schwierig, tiefe Überzeugungen zu verlassen. Dafür muss es gewichtige Gründe geben. Dieses Aufgeben ist ein schmerzlicher Prozess und ich kann mir gut vorstellen, dass Menschen mit einer ganz anderen Auffassung als ich, beim Lesen meiner Postings, Zumutung und Empörung empfinden. Was mir sehr unangehm ist! Denn wer bin ich denn, dass ich mich erdreiste, anderen meine so ganz anderen Gedanken nahe zu legen?


gruß manni :)


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