Die hier dargestellte Studie halte ich - zugegebenermaßen, ohne sie gelesen zu haben - für wenig belastbar. Die Sieben-Tage-Adventisten sind eine protestantische Freikirche, die traditionell und aktuell die Ernährungswissenschaften der USA dominieren.
Die Siebenten-Tags-Adventisten müssen die biblischen Speisegebote (siehe 3. Mose Kapitel 11) einhalten; Adventisten essen also z. B. kein Fleisch vom Schwein, Kaninchen oder Schalentiere (Muscheln, Krabben). Zudem wird ihnen geraten, sich möglichst vegetarisch zu ernähren. Etwa ein Drittel der Adventisten ernähren sich vegetarisch, viele sogar vegan.
Die Adventisten haben ein erhebliches Sendungsbewusstsein, was die von ihnen propagierten Ernährungsweise angeht. Gläubige werden von der Kirche ermuntert, Ernährungsberater zu werden.
Auch die Academy of Nutrition and Dietetics, die größte Ernährungsorganisation der USA, wird weitgehend von den Adventisten dominiert. Deren Vorstand besteht ausschließlich aus Adventisten.
Ich halte es für problematisch, Ergebnisse von einer religiös bestimmten Lebensweise - die mit Sicherheit noch eine Reihe von anderen Faktoren beinhaltet - mit dem amerikanischen Durchschnittsbürger zu vergleichen, um daraus derartig vereinfachte Schlüsse zu ziehen. Zumal letzterer bekanntermaßen vergleichsweise übergewichtig ist und der Pro-Kopf-Fleischverzehr in den USA (117,6 kg / Jahr) deutlich höher ist als in Deutschland (87,9 kg / Jahr).
Die Schwachstellen einer veganen Ernährung sind dafür um so bekannter: Protein, die Vitamine A, D und B12, die Mineralstoffe Eisen, Zink und Jod - um nur die größten Baustellen zu nennen. B12 kann (und sollte man als Veganer) supplementieren, bei den anderen ist das z.T. nicht so einfach.
Es ist sicher richtig, dass es grundsätzlich möglich ist, sich vegan ausreichend zu ernähren. Es ist aber schwierig. Es erfordert ein umfangreiches Ernährungswissen, einen ausgeklügelten Diätplan (der nicht nur berücksichtigt, was man isst, sondern auch wann und in welcher Kombination), den täglichen Verzehr von Hülsenfrüchten - und die die Diziplin, sich an das alles zu halten. Das ist nichts, was man mal eben einfach so - "ich bin dann mal Veganer" - macht.
Eine Zeitlang, 1, 2 Jahre geht das alles gut, der Körper hat Reserven. Die meisten haben bis dahin ihre vegane Ernährung ohnehin wieder aufgegeben. Andere halten länger durch ... und berichten in den veganen Foren über ihre Mangelerscheinungen. Wer eine Probe auf's Exempel machen will, der braucht nur einmal die Stichworte "Haarausfall", "Hautprobleme" in die Suchfunktion eines Vegetarierforums eingeben ... und wird gleich ein paar Dutzend Threads zum Thema finden.
Das sind sie dann nämlich, die ersten Mangelerscheinungen, auch wenn die Anhänger der veganen Bewegung sie sich mit nicht existenten "Stoffwechselumstellungen", "Entgiftungen", "Verschlimmbesserungen" schön reden wollen.
Persönlich sehe ich - ohne Anspruch auf Belegbarkeit - die Langzeitwirkungen einer quasi-veganen Ernährung: Bei den Ordensleuten, für die ich koche. Die sind dann im Alter klapprig und sitzen spätestens mit 70+ im Rollstuhl. Und vor Krebs sind sie auch keineswegs gefeit.