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"Stoner" von John Williams

michabub

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25. Januar 2024
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6
Einige von euch werden das Buch "Stoner" bestimmt kennen. Mir wurde es von mehreren Seiten empfohlen, heute habe ich begonnen, es zu lesen. Offenbar hat der Roman starken autobiografischen Charakter.

Ein armer Farmerjunge aus Missouri wird von seinem Vater an die Universität geschickt, um Agrarwissenschaften zu studieren. Im zweiten Studienjahr muss er einen Grundkurs zur englischen Literatur besuchen. Zunächst versteht er kaum, wovon die Literatur handelt. Dann wird er vom störrischen Professor nach der Bedeutung eines Shakespeare-Sonettes gefragt. Er findet keine rechte Antwort und schafft es nicht, den Satz "Es bedeutet..." zu vollenden. Doch danach fühlt er sich wie verwandelt, das Sonett hat seine Wahrnehmung grundlegend verändert, ohne, dass er sagen könnte, wieso (so weit habe ich das Buch vorerst gelesen).

Ich finde diese Szene extrem interessant. Ich bin mir sicher, dass ich in der Vergangenheit ähnlich intensive Erfahrungen mit Literatur gemacht habe, ansonsten wäre ich nicht so vernarrt sind sie. Aber heute? Die Literatur hat ihre ursprüngliche Faszination verloren - scheint mir.

Woran könnte das liegen? Warum analysiere ich den Text, bewerte ihn nach irgendwelchen wissenschaftlichen oder pseudo-wissenschaftlichen Kriterien? Wieso erlebe ich ihn nicht, so wie früher? Weil ich älter wurde und "mehr" gesehen habe? Weil meine Ansprüche gewachsen sind? Weil ich abgestumpft bin? Weil solche emotionalen Begegnungen nie erzwungen werden können, sondern nur zufällig passieren?

Ist Literatur etwa dann am schönsten, wenn sie uns auf dem falschen Fuß erwischt?
 
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Ganz von mir, und nicht von''Uns'' ausgehend (brutal, diese Verallgemeinheit) ...

Als jugendlicher Teenager hab ich noch gern Geschichten gelesen, bin dann mit der sog. ''Pubertät'' auf Filme umgestiegen.
Aus heutiger Sicht ist bspw. Winnetou & Old Shatterhand ein ultra-morbides Machwerk. Pathos und Gewalt, furchtbar wie aktuell.

Seit etwa 40 Jahren interessieren mich kaum noch Formate, die Geschichten erzählen, also weder Film noch Text.
Praxis-Tests, Quizsendungen, Do-It-Yourself-Tipps, hin und wieder eine Bio, einen Podcast hören, und Foren besuchen, reichen mir.

Warum? Weil es mir so gefällt und ich fast nicht denken brauche - das blosse ''Lebendig-Fühlen'' ohne Gedanken belebt mich ... :engel1:
 
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Das finde ich spannend! Ich finde die Möglichkeit, das eigene Leben zumindest geistig für ein paar Stunden zu verlassen und sich in ein anderes Leben, eine andere Möglichkeit hineinzuversetzen, unfassbar spannend. Und im Idealfall auch erleichternd. Insofern könnte ich mir nie vorstellen, mich ohne Gedanken wirklich lebendig zu fühlen. Ich frage mich ernsthaft, inwiefern es das menschliche Erleben beeinflusst, sich von "Fiktion", die sich selbst nicht als Realität tarnt, grundsätzlich fernzuhalten :)
 
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