AW: Sommerloch und Politikverdrossenheit
Hallo Somnambule,
was Du aufzeigst ist die ganz allgemeine und offen dargestellte Form von
"Desinteresses an Politik" so wie es ganz verbreitet die Medien und
Journalisten immer wieder anführen. Man könnte meinen es wird einem von
den Medien eingeredet, dass man kein politisches Interesse hat.
Aber wenn man berücksichtigt, dass Politik nicht nur in Regierungssitzen
stattfindet sondern im Kopf eines jeden Menschen, dann ist auch der Umgang
mit den Mitmenschen, mit den Behörden und Verwaltungen eine Form politischer
Aktivität denn es wirkt sich auf die Gemeinschaft aus.
Dass öffentliche Ausstellungen, Aufführungen, Auftritte, Reden, Kurse,
Behandlungen, Therapien, Gespräche, soziale Gruppen, Vereine usw. auf die
Ordnung in der Gesellschaft wirken und somit Politik sind ist sicherlich jedem klar.
Da erlebe ich überhaupt keine Verdrossenheit oder Desinteresse, im Gegenteil,
das Engagement um der Eigenverantwortung gerecht zu werden nimmt immer
weiter zu und immer mehr Menschen beschäftigen sich mit direkten
gesellschaftlichen Aufgaben, sowohl beruflich als auch ehrenamtlich oder
beides.
Was weiter abnimmt ist das Interesse politische Ämter oder Posten zu
übernehmen in denen für andere Menschen die Gedankenstrukturen oder
Verhaltensmuster vorgefertigt werden und kontrolliert wird ob sie eingehalten
werden. Darunter leiden auch die Parteien, es sind fertige Schablonen die
übernommen werden müssen und es sind zunehmend weniger Menschen die
diesen Halt suchen und nichts eigenes einbringen können, die bereit sind
solche festen, engen und begrenzten Ansichten zu leben.
Überspitzt können man sagen, jeder Mensch der lebt ist auf Grund seines
Daseins gesellschaftlich relevant, nimmt Teil an der Ordnung und ist somit
politisch.
Wenn das jeder so verinnerlicht bräuchten wir bald keinen riesigen
Regierungsapparat der die Ordnung in der Gemeinschaft organisiert, überwacht
und kontrolliert. Die Gesellschaft wäre ein sich selbst organisierendes
Gemeinwesen mit vielen Individuen und jedes hätte Verantwortung.
Die Hierarchie ergäbe sich nicht durch Benennung, Wahl oder Erhebung,
sondern durch Fähigkeit, Kompetenz, Kraft und Geschicklichkeit...
Oh, nun bin ich etwas in utopische Gedanken geraten im Sommerloch aber
ich erlebe es immer wieder auch bei der sozialen Arbeit, ist die "Regierung"
abwesend funktioniert das Miteinander untereinander wesentlich besser,
einvernehmlicher und sozialen als wenn Aufpasser und Kontrollen den Alltag
beherrschen. Daraus schließe ich, das Bewusstsein für die Eigenverantwortung
ist größer als der Bedarf etwas vorgekaut oder kontrolliert zu kriegen.
gruß fluuu