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Sollte die Metaphysik überwunden werden oder ist das gar nicht möglich?

Naja Heidegger hat sich dagegen gewehrt zum Existenzialismus zu gehören. Ihm passte dieses Etikett nicht. Das kann man in den Schwarzen Heften nachlesen. Aber ich kann da deine Meinung verstehen. Und es ist ja auch naheliegend , wenn jemand von der "Existenz" spricht (wie Heidegger in SuZ), dass man ihn dann zum Existenzialismus zählen möchte.

Es ist allerdings klar, dass alle drei genannten Denker unterschiedlichen Fragestellungen nachgingen wie aus deinem Beitrag zu ersehen ist. Was alle drei Philosophen aber auch verbindet (trotz der Differenzen) ist die Reflexion über die Sprache (auch wenn diese unterschiedlich ist bei den drei).
na ja -heidegger bestritt grundsätzlich alle zuordnungen welche man an ihm anwenden wollte ^^ es gibt eben keine absolute ähnlichkeit.... doch heidegggers zuordnung dem existentialismus kommt nicht nur von mir .. und eben anderen gründen wie ein einzelnes wort im buch ...
 
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Mir ist deine Rede "anderer Ausdruck seines Denkens" in diesem Kontext nicht ganz nachvollziehbar.

Da ist ein Mensch, der philosophiert und schwadroniert, nämlich denkend:

»Hat also der Meister selbst bereits sein Bild retuschiert und gefälscht?«

http://www.zeit.de/2014/47/philosoph-heidegger-antisemitismus

„Nach Heideggers Auffassung ist ein „neuer Anfang“ erst möglich, wenn der jüdische Geist besiegt ist.“

http://www.hoheluft-magazin.de/2015/03/heidegger-hielt-endloesung-fuer-notwendig/
 
na ja -heidegger bestritt grundsätzlich alle zuordnungen welche man an ihm anwenden wollte ^^ es gibt eben keine absolute ähnlichkeit.... doch heidegggers zuordnung dem existentialismus kommt nicht nur von mir .. und eben anderen gründen wie ein einzelnes wort im buch ...

Heidegger wird allgemein dem "Existenzialimus" und/oder der Existenzphilosophie zugeordnet. Damit war Heidegger aber eben nicht einverstanden (bezüglich dieser Etikettierung). Man lese nur dazu die Schwarzen Hefte der 1940er Jahre (Band 97 der GA), da wird das meines Wissens nach ganz klar von ihm so gesagt, dass er sich gerade nicht als Existenzialist sieht.

Ich kann das verstehen. Denn manche Etikettierungen verfehlen einfach die Sache, wenn man jemand in eine philosophische Schublade stecken möchte.
 
manche Etikettierungen verfehlen einfach die Sache, wenn man jemand in eine philosophische Schublade stecken möchte.

Gut und schön, aber die politische Schublade ist ja zweifelsfrei beschriftet und man darf sagen, er war kein Mitläufer, er war mehr. Allerdings hatte der Gefreite aus Österreich das Sagen und nicht der verbeamtete Philosoph aus dem Schwarzwald.

Das Sein des Seienden hatte zuvor schon der Teerrwasserbischof richtig erkannt und dessen Spott über die Bemühungen berufsmäßiger Philosophen zur Förderung einer allgemeinen Verunsicherung ist wohl immer noch aktuell.
 
Gut und schön, aber die politische Schublade ist ja zweifelsfrei beschriftet und man darf sagen, er war kein Mitläufer, er war mehr. Allerdings hatte der Gefreite aus Österreich das Sagen und nicht der verbeamtete Philosoph aus dem Schwarzwald.

Das Sein des Seienden hatte zuvor schon der Teerrwasserbischof richtig erkannt und dessen Spott über die Bemühungen berufsmäßiger Philosophen zur Förderung einer allgemeinen Verunsicherung ist wohl immer noch aktuell.


Ich sehe es , dass es da wie gesagt zwei Schubladen gibt , ohne dass ich als "dogmatischer Verteidiger" eines Philosophen gelten möchte. Das Heidegger nicht ganz ideologiefrei war, denke ich auch. Aber Leute wie Trawny sprechen eher vom einem "seinsgeschichtlichen Antisemitismus", den man vom gewöhnlichen unterscheiden müsse. Leider sind auch noch nicht alle Schwarzen Hefte veröffentlicht , es fehlen ja noch ein paar Bände. Ich finde es ist nicht einfach, sich ein Komplettbild beim jetzigen Stand der Forschung zu machen, wenn noch einiges fehlt und der Forschung nicht zugänglich ist. Manche sagen, dass er seinen eigenen privaten Nationalsozialismus hatte.

Die Interviews und die dazugehörigen Links habe ich gerade gelesen. Ich stimme mit Federier überein, dass ein Teil seines philosophisches Werkes weiterhin bedeutend sein wird .

In dem anderen Artikel , wo von Ideologie gesprochen wird bezüglich Sein und Zeit, wird aber nicht genau erklärt worin das Ideologische von SuZ besteht. Zudem wird nur auf einen Paragrafen sich bezogen (Paragraf 74) und dahin gehend argumentiert, dass man schon allein deswegen von ideologischen Elementen sprechen bezüglich SuZ. Dem kann aber das Zitat von Rentsch entgegen halten, der ja einen Forschungsband zu SuZ herausgegeben hat, und darin keine nationalistischen Exkurse sieht. Das scheint mir eher einleuchtender zu sein.

Das Interview von Wolin aus HoheLuft habe ich gelesen, ich frage mich aber, ob man das so einfach sagen, , dass das" ganze Projekt kompromittiert" sei.

Das ganze ist keine einfache Diskussion wie gesagt. Ein durchaus wichtiges Buch in dieser Debatte ist das von Cassin/Badiou, was folgenden Klappentext hat:

"Kann und sollte man über ein philosophisches Werk gemäß den politischen Überzeugungen seines Autors urteilen? Bei kaum einem anderen Philosophen ist diese Frage so virulent wie bei Martin Heidegger, dessen nationalsozialistische Überzeugungen Gegenstand heftiger Kontroversen waren und sind. Alain Badiou und Barbara Cassin halten diese Polemik jedoch für verfehlt und treten für folgendes Paradox ein: Ja, Heidegger war ein gewöhnlicher Nazi und provinzieller Kleinbürger, und ja, Heidegger ist einer der wichtigsten Philosophen des vergangenen Jahrhunderts. Cassin und Badiou vertiefen sich in Heideggers Korrespondenz und hinterfragen auf unerwartete Weise nicht nur seine Beziehungen zur Politik, sondern auch zu den Frauen zu seiner eigenen, Elfride, aber auch zu all jenen, und insbesondere zu Hannah Arendt, deren Liebhaber er im Laufe seines langen Lebens war."

Ich muss mir das nochmal anschauen. Es ist aber vor erscheinen der Schwarzen Hefte erschienen und konnte diese noch nicht berücksichtigen. Ich halte wie gesagt Heidegger für einen bedeutenden Philosophen, trotz dieser politischen Probleme die damit verbunden sind.

Aber ich vermute mal, dass ich jetzt hier von einigen (Kritikern) in die Schublade der "dogmatischen Verteidiger " Heideggers gesteckt werde....naja wie man es nimmt...

Ich würde zunächst nur sagen, dass Heidegger nicht ganz ideologiefrei war, aber ob das schon für SuZ wirklich gilt und was man dann unter Ideologie versteht das ist für mich die Frage.

"Die Philosophie in Sein und Zeit enthält ersichtlich keine auch nur annähernd nationalistischen oder gar rassistischen, antisemitischen Exkurse."

Für diesen Satz von Rentsch 2014 würde ich weiterhin argumentieren. Alles andere nach SuZ muss man sehr differenziert sehen nach meiner Meinung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich halte es da wie die französischen Philosophen und Trawny/Figal, die sich mit Heidegger unter kritischer Perspektive weiter beschäftigen.

Natürlich hat man Trawny Rede vom "seinsgeschichtlichen Antisemitismus" auch kritisiert. Aber mir macht dieser Unterschied einen gewissen Sinn, zwischen einem gewöhnlichen und eben einen "seinsgeschichtlichen" zu unterscheiden.

In der Philosophie wird eben kontrovers diskutiert, das gehört dazu. Und da es da selbst innerhalb der Forschung zu unterschiedlichen Meinungen kommt bei sog. Experten, auch das ist nicht für mich nicht überraschend. :morgen:

Man kann immer Argumente für oder gegen eine Sache entwickeln. Wenn Antisemitismus Judenhass bedeutet würde ich nicht unbedingt sagen, dass Heidegger einer war , denn er hasste keine Juden, sondern hatte ja auch jüdische Schüler wie Hannah Arendt und andere, mit denen er ja auch verbunden war. Wäre er ein totaler Antisemit gewesen, hätte er aufgrund dieser Ideologie sich nicht mit Frau Arend u.a. eingelassen beispielweise, wie mir scheint. Sondern die von Anfang an negiert.

Die Frage ist eben, ob der Begriff des "seinsgeschichtlichen Antisemitismus" oder des "privaten Nationalssozialiusmus" die Sache vielleicht besser trifft bzw. angemessener ist. Aber ich denke, darüber könnte man jetzt hier noch stundenlang diskutieren...

Ich sehe selbst die Forschung hier gespalten in dieser Frage....

Bin aber der Meinung, dass alles für die Forschung zugänglich gemacht werden sollte, denn erst dann hätte man ein Gesamtbild..
 
Ein aktueller Artikel zu dieser Debatte ist hier zu finden:

"Wie ist Heidegger heute zu beurteilen?"; in der neuesten Ausgabe von Information Philosophie, Heft 1, März 2016, S. 74-83).
Dort heißt es (S. 82-83):


Marion Heinz: "Die Spätphilosophie ist m. E. nicht zu retten".
Hassan Givsan (zitiert sich selber): "'Heidegger ist ein Verhängnis'".
Dieter Thomä: "[D]ieses Denken ist selbst das Verhängnis, für dessen Deutung es sich hält".


Marion Heinz: "(S)ofern Sein und Zeit die Vorbereitung dazu [zur Spätphilosophie] ist, wie Heidegger selbst sagt, wird auch dieses Werk fraglich".


Dieter Thomä: "[D]iejenigen seiner Texte [sind] am ehesten zu schätzen, die aus einer Zeit stammen, welche selbst ein besonders verwirrendes Bild bot, also die Texte aus den Jahren um 1920".

Das sind Beispiele für Stimmen aus der Philosophie-Szene zur aktuellen Lage innerhalb der Forschung. Ob man mit diesen konform geht, ist natürlich die Frage (oder ob man da eine andere Meinung hat)... Auch über deren Meinung könnte man hier natürlich kontrovers diskutieren, mir sind diese Stimmen/Meinungen aber nicht unbekannt...

Die Frage wie Heidegger heutzutage zu beurteilen ist, ist daher keine einfach zu beantwortende Frage.

Mich würde besonders interessieren, was die aktuellen französischen Philosophen zu den momentanen Entwicklungen hier in Deutschland sagen bezüglich Heidegger. Ich denke da an Philosophen wie Jean -Luc Nancy oder Badiou oder auch andere..Und ob sie da konform mit der philosophischen Szene in Deutschland gehen.
 
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Leider sind auch noch nicht alle Schwarzen Hefte veröffentlicht , es fehlen ja noch ein paar Bände.

Und es werden, wie aus dem Artikel aus der Zeit zu entnehmen ist, auch immer einige Dokumente fehlen. Etymologische Sophistereien bezüglich der Wortverwendung bedeuten ja nicht wirklich einen Erkenntnisgewinn.

Mich würde besonders interessieren, was die aktuellen französischen Philosophen zu den momentanen Entwicklungen hier in Deutschland sagen bezüglich Heidegger.

Was davon wäre denn von Bedeutung bezüglich der Frage, ob die Metaphysik überwunden werden soll?
 
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