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Skenderbeg

rahel

New Member
Registriert
26. März 2007
Beiträge
34
Hy,

als eine ganz Neue wage ich es einmal, ein neues Thema zur Diskussion zu stellen:

In Deutschland leider viel zu wenig (nur duch Kadare gebührend publiziert) möchte ich mal das Augenmerk auf diesen wunderbaren Fürsten richten, der sich tapfer gegen das Osmanische Reich gestellt hat und vergeblich versuchte, ein heimatliches Albanien zu verteidigen. Er starb 1448 und hatte doch ein sehr bewegtes Leben gehabt.
Wurde als orthodoxer Christ Gjiergj Kastrioti adelig 1405 geboren, unfreiwillig an den Sultanschen Hof verfrachtet hat sich dort hochgearbeitet und wurde entsandet als Beg in seine Heimat Albanien, dort verbündet er sich mit den Rebellen und den Albanern des Heeres des Sultans (Janitscharen) und schafft es tatsächlich, die Osmanen zeitlebens durch Waffenstillstandsabkommen, teils aus taktischer Überlegenheit in Kriegsführung sich nicht in Albanien festzusetzen.

Trotzdem er aber gegen seine Besatzer kämpfte, bewunderte er deren Kultur und trat nicht wieder dem christlichen Glauben über. Auch Sultan Mehmet II war von seiner Persönlichkeit angetan.

Was mich an ihm wirklich fasziniert war seine Liebe für sein Heimatland, aber ohne seine Bildung und Erziehung, die er in Edirne genoss, zu verachten. Eigentlich schon ein Völkerverständiger, der sich auch mit Fürsten aus anderen Ländern (z. B. Italien) austauschte.
Klar wird er nun in erster Linie als Kriegsheld in Albanien verehrt, aber doch sehe ich in ihm jemanden, der es verstand, die Kulturen verschiedener Kontinente zu vereinigen und das Beste herauszuholen. Irgendwie doch sehr modern oder ?

Wie seht ihr das ?
R.
 
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AW: Skenderbeg

Hallo rahel,
Du hast da ein sehr anspruchsvolles Thema gewählt -, und ich bin gespannt auf die Beteiligung daran.

Ich selber hatte noch nie etwas von Skanderbeg gehört – und mußte mich erst einmal belesen :
http://www.bautz.de/bbkl/s/skanderberg.shtml

Dort - und auch anderswo - aber finde ich nichts von einer „Vereinigung der Kulturen verschiedener Kontinente“ – wie Du schreibst, sondern nur seine lebenslang anhaltenden Guerilla-Kriege gegen die Osmanen, in denen er die erheblich stärkeren Heere der türkisch-osmanischen Eindringlinge immer wieder zurückgeschlagen hat.

Woher hast Du denn Dein Wissen über sein ‚völkerverbindendes’ Handeln?
 
AW: Skenderbeg

Hy Angelus,

nun - zum einen von dem sehr fundierten Roman von Ismail Kadare über ihn ("Die Festung" - sehr lesenwert! ) zum anderen durch literarische, albanische Zirkel, die in Deutschland ab und an Treffen organisieren.
Des weiteren hatte ich die Möglichkeit in dem Buch von A. Schmaus " Beiträge zur Kenntnis über Südosteuropa.."(was ich gerne kaufen würde, aber nicht finde!!!) zu lesen. Da schreibt er auch, dass Skenderbeg/Skanderbeu zwar im ständigen Krieg mit den türkischen Heeren stand, aber keineswegs abgeneigt war wohl auch Abende mit besagtem Sultan Mehmed II schachspielend zu verbringen. Beide haben sich geschätzt und gemocht und waren nur auf dem Kriegsfeld Feinde.

Für sich spricht auch die Tatsache, dass er zwar eine christliche Frau geehelicht hatte, aber dem Islam treu blieb, sofern die Quellen natürlich stimmen...
Auch sind mehrere Aussprüche bekannt, in denen er kulturelle Errungenschaften der Osmanen lobte, lediglich die Geiselung seines Volkes durch jene mißwürdigte.


Alles in Allem kann man sich aber über die Ambivalenz seines Charakters klar werden: der damals noch technische und militärische Fortschritt des Osmanischen Reiches, die üppige Vielfalt des kulturellen Angebotes am Hofe des Sultans haben ihn mächtig beeindruckt. Fast möchte man verstehen, wie er sich quasi gegen seinen "Ziehvater" auflehnt und ihn doch schätzt....

Das natürlich in den meisten Quellen wie auch im BBK (= Bibliografisches-Biographisches Kirchenlexikon) von dieser Sympathie und dem völkerverbindenen Handeln keine Rede ist, versteht sich von selbst: leider sind die meisten Quellen (und ich habe lange gesucht) aus dem 15. - 16. Jahrhundert, aus christlichen Enzyklopedien - selbstredend, dass da die Biographie von S. vornehmlich "geschönt" und auf Wesentliche reduziert wurde.

ich hoffe natürlich, bei einer irgendwann geplanten Reise nach Albanien an weitere Bücher und Ausdrucke zu geraten, die mehr über diesen faszinierenden Menschen verraten.:dreh:
R.
 
AW: Skenderbeg

Hallo rahel,
gestern meinte ich, daß der von Dir zitierte Titel A. Schmaus "Beiträge zur Kenntnis über Südosteuropa“ sich vielleicht in einer Sammlung* von themen-relevanten Beiträgen befindet und deshalb so schwer auffindbar ist. Daher auch mein Vorschlag, sich an das Institut http://www.albanien-institut.com/alb...geschichte.htm zu wenden.
Andererseits kommt mein Tipp, bei AMAZON fündig zu werden
(* http://www.amazon.de/Studia-Albanica.../dp/B0000BTIPJ) der Sache vielleicht doch näher.

Natürlich bin ich nicht der richtige Diskussionspartner für Dein so sehr spezielles historisches Thema. Ich fürchte nur, daß selbst unter Wissenschafts-Historikern nicht so schnell jemand zu finden ist, der die gleichen Interessen hat wie Du.
Mein Sohn ist Neu-Historiker an einer deutschen Uni. Ich will ihn einmal auf SKENDERBEG ansprechen. Es kann aber ein bißchen dauern, bis ich mit seiner Antwort hier wieder auftauche.

Bis dann also!
:engel2:
 
AW: Skenderbeg

Hier noch ein Internet-Tipp zu einer Albanien-Seite (englisch), u.a. zu
Gjergj Kastrioti- Skenderbeg (1405-1468)
http://www.geocities.com/spiritofalbania/skenderbeg.htm

Das Land „Albanien“ als solches würde mich auch zu einer Reise dorthin interessieren. Ich bin aber lediglich von Jugoslawien aus bis an dessen Grenze bei Ulcinj gekommen, und das ist auch schon lange her.
 
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AW: Skenderbeg

Guten Morgen, Angelus,

vielen Dank für Deine hilfreichen Links. Da werde ich mich bei Gelegenheit mal durcharbeiten. Immer wieder gut, wenn man jemanden kennt, der sich irgendwo auskennt :kuss1:

Gerne würde ich erfahren, was Dein Sohn über Skenderbeg weiß, sofern das Thema natürlich behandelt wurde.
Ich finde, Jugoslawien in general und auch Albanien sind so von der Weltpresse ziemlich in Bedeutungslosigkeit versunken, den Krieg mal beiseite geschoben.

Wenn man nicht gezielt sucht, ist das Finden relativ schwierig. Ich werde mich bei der Frankfurter Buchmesse (ist ja quasi bei mir um die Ecke) erneut bemühen, einiges zu finden.

Ich habe bereits drei Reisen nach Bosnien-Hercegovina unternommen. Albanien, aber auch den Kosovo würde ich wegen seiner bedeutenden Stätten (Djakove wegen der Klöster, Pec wegen der Festungen, Mitrovica wg. der osmanisch geprägten Altstadt etc.) besuchen.
Fakt ist: Reisen dorthin werden kaum angeboten. Und wenn, dann nicht in meiner Preisklasse :( .
Empfehlenswert ist auch die Reiselektüre von Lord Byron, der sich in Albanien als Land und in die Menschen (besonders wohl die hübschen Frauen) verliebt hat. Das hat mich dann doch sehr fasziniert.

Grüße
R.
 
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