Eine ganze Serie von Korruptionsskandalen erschüttert Österreich. Sie erfassen auch Kanzler Werner Faymann
Wien. Ein Land rechnet nach. Wie viel kostet die Macht im Staat ? Vertraut man den Zahlen des österreichischen Zeitungsherausgeberverbands, so sind es jährlich 100 Millonen Euro, die Ministerien und staatsnahe Unternehmen in der Alpenrepublik in Propagandainserate investieren.In aller Regel lächelt dann ein fürsorglicher Politiker von der Zeitungsseite und lässt sein Wirken für das Gemeinwohl in rosigen Tönen anpreisen. Das ist gängige Praxis in Österreich.
Doch seit einigen Wochen ermitteln Staatsanwälte im Fall der staatlichen Anzeigenvergabe. Der Verdacht der Untreue steht im Raum. Denn das größte Stück des üppigen Werbekuchens bekamen drei Massenblätter ab, deren Eigentümer enge Freundschaftsbande mit dem sozialdemokratischen Bundeskanzler Werner Faymann pflegen. (...)
In der Wiener Regierungspolitik herrschen nun die Gesetze des Kalten Krieges: Genüsslich werden rote Affären gegen schwarze aufgerechnet. Dieses österreichische Gleichgewicht des Schreckens dürfte allerdings kaum für Stabilität sorgen - eher dafür, dass die Koalition der beiden einst staatstragenden Parteien bei den nächsten Wahlen in sich zusammenbricht.
(Quelle: DIE ZEIT vom 29.09.2011)