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Standort der Psychologie heute


In meinem ersten Beitrag zur delta-Sendung am 30.6. 21:00 über das Seelenleben und die Standpunkte der Neurowissenschaften bzw. der Psychoanalyse, kommt ein wichtiger Aspekt nicht zur Sprache - deswegen melde ich mich hier nochmals zu Worte.


Bis jetzt war die Psychologie eine eigenständige Wissenschaft, die ihre grossen Verdienste zu vermerken hatte in der Erforschung der Seele, in den gewonnenen Erkenntnissen über Denken und Empfinden.


Namhafte Psychologen warnen nun, dass die Psychologie in Gefahr ist ihre Selbständigkeit zu verlieren.  Dazu der Direktor des Max-Planck-Instituts  für Neuropsychologische Forschung,  Prof. Wolfgang Prinz:


"Im Ergebnis liest das Publikum die Dinge so, als sei die Untersuchung geistiger Leistungen im Wesentlichen heute eine Angelegenheit der Hirnforschung - und vielleicht im kleineren Umfang eine Angelegenheit der Philosophie. Die Psychologie fällt dabei sozusagen untendurch..."


und weiter:


 "Nach wie vor kommt der Psychologie die zentrale Rolle in dem großen Projekt zu, die Natur psychischer Prozesse und Erscheinungsweisen zu verstehen." 


Dazu sollte man noch erwähnen, dass es nicht die Psychologie war, die sich durch Berührungsängste mit anderen Disziplinen kennzeichnete.

Die Psychologie zeichnete sich eigentlich  durch ihr Tendieren zu anderen Wissenschaften aus, die sie als notwendige Ergänzung verstand zur Erforschung des Denkens und des Empfindens.

So wurden in den eigenen Erkenntnissen diejenigen anderer Disziplinen berücksichtigt bzw. miteinbezogen, wie: Verhaltensforschung, Evolutionsbiologie, Hirnforschung, etc... Alle diese Forschungsrichtungen zusammen können erst die Grundlage für die Erklärung von Denkprozessen oder Emotionen bilden.


Paradoxerweise droht nun der Psychologie eben durch die Tendenz zum interdisziplinären Denken, das Aus als eigenständige Wissenschaft.


Doch interdisziplinäres Denken darf nicht als Verlust der Identität interpretiert werden. Nochmals Wolfgang Prinz:


"Eines der Ziele dieser Standortbestimmung besteht darin, deutlich zu machen, dass verschiedene Disziplinen zusammenarbeiten müssen, wenn es darum geht, ein vollständiges Bild geistiger Leistungen vom Menschen zu erstellen. Dazu gehören die Hirnforschung genauso wie die Psychologie, und auch die Sozialwissenschaften, deren Beitrag oft vernachlässigt wird. Wir müssen zusammenarbeiten, und niemand von uns ist einzeln "Leitwissenschaft" für die Zukunft". Es geht um Menschen, um Weltbilder von großer Tragweite und um die Frage: "Wer bestimmt letztlich, was Denken und Empfinden ist?" 


Ich weiss nicht ob dieses Dilemma in der delta-Sendung auch aufgezeigt wird, finde es aber persönlich wichtig diesen Aspekt auch zu kennen, wenn Vertreter zweier  grossen  Disziplinen wie die Psychologie und die Gehirnforschung,  miteinander über das Seelenleben diskutieren werden.


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