Schuldenerlass halte ich nicht für grundsätzlich gut. Die Motive sind auch nicht immer ehrbar.
Beispiel: Deutschland hat der SU/GUS/Russland seit jeher großzügig mit Krediten unterstützt. Das bringt natürlich eine stärkere Abhängigkeit, eine engere wirtschaftliche und politische Beziehung zueinander mit sich (Gas-, Öllieferung, gegenseitiges Wohlverhalten); denn der Gläubiger möchte den Schuldner gern zahlungskräftig sehen, der Schuldner sich den Gläubiger wohlgesonnen erhalten.
Geopolitisch war diese Achse irgendwann den angelsächsischen Strategen ein zu starker Dorn im Auge geworden. Da kamen die Briten, die einen lächerlich winzigen Bruchteil der Kreditsumme Deutschlands bereitgestellt hatten, mit der ach so uneigennützigen Forderung daher, Russland seine Schulden zu erlassen...
Da weckte man das Interesse Moskaus, das ob der Möglichkeit hellhörig wurde, ganz nebenbei schwächte man Deutschland a) um Einfluss und b) um einen gehörigen Geldbatzen, wenn es sich zum mitziehen veranlasst sieht...
Wenn WIR (?) in der Entwicklungshilfe redliche Absichten verfolgen, kämen wir nicht besser, die Schulden bspw. zinsfrei zu stellen, zu stunden o. ä., ohne diese Einflussmittel aus der Hand zu geben?
Wer sagt, dass nicht in den nächsten Jahren in einem afrikanischen Land ein neuer Despot mal eben die Macht erobert, der von der Schuldenfreiheit profitiert?