AW: Schicksalsschlag
Fortsetzung....
Arno wollte sie am Bahnsteig abholen, aber er war nirgendwo auszumachen, was sie bei der hektischen Gesellschaft auch wieder nicht verwunderte. Warte ich einfach einmal ab bis sich das wieder gelegt hat, vielleicht entdecke ich ihn ja dann, dachte Elena bei sich. Sie behielt Recht. Nach dem sich das größte Gedrängel aufgelöst hatte, sah sie Arno nach ihr Ausschau haltend, ein bisschen entfernt von ihr, stehen. Zögernd schritt sie zum ihm voran. Sie hatten sich 3 Jahre lang nicht gesehen. Den Kontakt erhielten sie über das Telefon und Internet aufrecht. Arno hatte sich eigentlich kaum verändert. Er war noch immer derselbe ziemlich dünne, unscheinbare, schüchterne, junge Mann. Schließlich trafen sich ihre Blicke und Elena hatte für einen Moment das Gefühl so etwas wie Freude in seinen Augen aufblitzen zu sehen, was sofort durch eine besorgte Miene abgelöst wurde. Schnellen Schrittes eilte er auf Elena zu. Er begrüßte sie freundlich, nahm ihr den Koffer ab, erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden, tat Kund, dass er sich über ihr kommen wirklich freue und ob sie nicht Lust hätte ein paar Ausflüge in den nächsten Tagen mit ihm zu machen. Arno war auch auf emotionaler Ebene gleich geblieben, bloß nicht über Gefühle sprechen, aber im Moment empfand sie das als äußerst angenehm, früher immer als störend, was auch einer der Haupttrennungsgründe war, doch damit hatten sie beide abgeschlossen. Mit dem Auto fuhren sie zu seiner kleinen, aber fein säuberlichen Wohnung, wo er schon sein Bett für Elena hergerichtet und sich selbst auf der Couch einquartiert hatte. Auf Ordnung sowie Genauigkeit hielt Arno noch immer gleich viel, was bei ihr eher Mangelware war, aber sie fand sich in ihrem Chaos ganz gut zurecht. Er hatte ihr Chaos auch immer gemocht, vor allem weil er selbst nicht viel besser war. „Der Dumme hält Ordnung, das Genie beherrscht das Chaos“ – das war ihrer beider Lieblingsspruch gewesen, denn dann mussten sie immer schmunzeln, wenn sie ihre ziemlich nachlässig aufgeräumten Zimmer betrachteten.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es erst früher Nachmittag war. Das hieß sie musste sich noch ein paar Stunden mit allem möglichen auseinander setzten, obwohl ihr im Moment nur nach verkriechen zumute war. Beim Klang seiner Stimme zuckte Elena zusammen, denn sie wurde wieder in die Realität geholt. Er schaute sie besorgt an, sie lächelte verlegen und sagte: „ Entschuldige bitte, ich war mit meinen Gedanken wieder einmal abgedriftet, was hast du noch mal schnell gesagt?“. Er lächelte milde zurück und meinte nur - nicht so wichtig.