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AW: Scharia und die Folgen





Hallo Zeilinger,


ich finde das signifikant für das Grundproblem in der gesamten Islamismus -Debatte, nicht nur in diesem thread. Wir bestrafen also den Kebap-Koch (der wahrscheinlich genug Probleme hat, seine Familie von den oft spärlichen Einnahmen zu ernähren) wenn auch nur für einen begrenzten Zeitraum dafür, was eine Minderheit, die den Glauben mißbraucht, verbrochen hat.


Wir denken ernsthaft darüber nach, Mosheen zu schließen, nur weil in der ein oder anderen Haß gepredigt wird, anstatt die Haßprediger zu lokalisieren und entweder einzusperren oder auszuweisen.


Eine mir bekannte Dame verbrachte Monate damit, nächtlich einen türkischen Nachbarn zu observieren, der die Dreistigkeit besessen hat, stundenlang an seinem Computer zu sitzen in der Annahme, er könne irgendein Attentat vorbereiten (das konnte die Dame durch Fenster beobachten). Der Mann war, wie sich herausstellte, Student, weiter nichts.


Und was ist mit den zahlreichen Freunden und Bekannten, die der ein oder andere von uns unter den Moslems hat, sind das alles Ausnahmen oder - was wir uns einfach nicht eingestehen wollen- vielleicht doch die Regel?


Was ist mit meinem Kumpel Manutsch, in dessen Kneipe ich ein halbes Jahr nach dem Studium zur Überbrückung etwas Geld verdienen konnte, was ist mit Djabba, aus dessen 10 qm großer Studentenbutze zwar jeden Tag ganze Armeen von mir fremden Leuten (wie die Szene aus Life of Brian, die mit dem Löffel, Ihr wißt schon) herausströmten (schon etwas unheimlich, zugegeben). Er war wohl ziemlich religiös, aber wenn wir beim Grillen die Schweinesteaks auflegten und ihn ernst anschauten, kam auch von ihm nur ein herzliches: "Allah weit weg...". Was ist mit der persischen Ärztin, die die ganze Nacht aufopferungsvoll geholfen hat, meine Tochter zur Welt zu bringen?

Es geht eben nicht nur um Islamisten, wenn wir über Moslems reden.


Zugegeben, ich habe mir selbst einen gewaltigen Irrtum eingestehen müssen, als Atta und Co ins WTC flogen, denn ich dachte bis dahin blauäugig, allein die Kenntnis der fremden Kultur schließe derartigen Haß aus. Dem war nicht so und der für mich interessanteste Attentäter der drei Piloten, war dieser Djarrah (oder so ähnlich), der wohl zwischen seinen Überzeugungen noch am meisten hin und hergeschwankt sein soll (sein Flugzeug landete im Feld).


Und wenn ich dann höre, daß also die abendländisch-christlichen Werte leben sollen, was soll ich dazu sagen? Ist es das, was Du gegen die Moslems hast, daß sie nicht Deinen Glauben vertreten? Was würdest du eigentlich davon halten, wenn jemand fordert (warst nicht Du, ich weiß), alle katholischen Kirchen zu schließen, da die dort gepredigten Auffassungen in vielen Punkten gelinde gesagt nicht mit einem liberalen und modernen Menschenbild zusammenpassen? Oder wie fändest Du das, wenn ein Moslem erklärte, ihn interessiere Deine Religion praktisch einen feuchten Kericht?


Ich will jetzt gar nicht weiter polemisieren. Ich habe Respekt vor Deinem Glauben, auch wenn ich ihn nicht teile, denn in seinem Namen wurden zwar Meere von Blut vergossen, er hat aber auch vielen Menschen Hoffnung gegeben und Gutes bewirkt. Aber eben diese Differenzierung kann jeder Gläubige gleich welcher Religion und natürlich auch der Ungläubige verlangen.

Daß das alles in der Praxis nicht so läuft, und das seitens der Mehrheit der Moslems viel zu wenig Widerstand gegen die schwarzen Schafe stattfindet, ist mir klar, aber auch das ist Resultat des Lagerdenkens.


Und um auf den Begriff Scharia einzugehen. Wahrscheinlich müßte man sich die Mühe mache, sich hierüber erst einmal zu informieren. Mir fehlt die Zeit dazu, wie vielen anderen hier auch. Ich würde allerdings auch nicht eine Sekunde über ihre Anwendung nachdenken, wir leben nicht in einem Gottesstaat. Und ich teile die Sorge von Ziesemann und Claus jedenfalls in dem Maße nicht. Ich wiederhole mich, ich glaube, wir (und das schließt übrigens die Moslems, die sich zu unserer Gesellschaftsordnung bekennen, ein) werden den Zivilisationskonflikt am Ende für uns entscheiden, auch wenn er wohl nie ganz enden wird.


Viele Grüße

Zwetsche


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