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Hallo Majanna,


die Scham, der Ausdruck eines unreflektierten Moralempfindens?


Ich schäme mich dann, wenn ich etwas mache, wovon ich annehme, dass es andere Menschen für schlecht halten. Weil ich jedoch nicht möchte, dass andere Menschen mich für schlecht halten, weil ich etwas tue, was man für schlecht hält, schäme ich micht dafür, dass ich es tue, das Schlechte und habe Angst, dass man mich meiner Unverschämtheit willen nun für schlecht befindet.


Ich glaube Scham basiert vor allem auf unhinterfragten Wertevorstellungen und Prägungen. Die wenigsten Verhaltensvorschriften und Ordnungen sind in Form von Gesetzen niedergeschrieben, zwar weitaus mehr als in früheren Zeiten, jedoch immernoch nur ein Bruchteil dessen, was niederzuschreiben wäre, wollte man das menschliche Miteinander zur Gänze allein durch schriftliche Gesetze klären. So sehe ich die Scham als Teil einer unbegründeten und umso fester veranckerten Wertesetzung, die uns zwingt stets so zu handeln, dass wir hierbei unserem eigenen Schamempfinden entgegenwirken und andere dann zu ächten, wenn jene dem ihrigen Schamempfinden nicht gerecht zu werden vermögen und wir dieses ebenso wahrzunehmen glauben.


Die Angst vor der Scham ist omnipräsent, überall und jederzeit zu ersehen. Angefangen von Kleidung bis hin zum Gehen auf der Straße. Ich springe nicht, wenn ich springen will, ich ziehe mich nicht nackt aus, wenn mir unglaublich heiß ist, ich schreie nicht, wenn mir danach ist...ich mache all dies nicht, nicht weil ich es nicht könnte, nicht weil ich nicht ein eigenes Bedürfnis danach hätte, nein, ich mache es nicht, weil da die Anderen sind.


Wenn ich mich selbstbefriedige, dann schäme ich mich nicht vor mir selbst, auch nicht um meiner selbst willen, sondern ich schäme mich vor der Vorstellung, dass Andere mich beobachten und mein schamhaftes Tun erkennen könnten. Auch wenn ich glaube und weiß, dass Selbstbefriedigung absolut natürlich ist und im heimlichen ein Jeder diese praktiziert, so schäme ich mich dennoch, denn Andere werden nicht erkannt, wenn ich erkannt werden würde, so wäre ich es, der dem Schamgedanken, selbst wenn jener im Heimlichen noch so allgegenwärtig wäre, zum Opfer viele.


Die Scham als verdrängte Gemeinsamkeit, welche wir uns untereinander niemals zugestehen können, sie gar tunlichst verleugnen?


Viele Grüße,


Philipp


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