• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Sagt, Freunde/ innen, wie haltet Ihr es mit einer Parteizugehörigkeit?

M

Marianne

Guest
Hand aufs Herz!

Der aktuelle Anlass meiner Fragestellung ist der, dass es mich sehr traurig macht, dass " meine Roten" , die die relative Mehrheitspartei in der Großen Koalition sind, sich so sehr von der ÖVP über den Tisch ziehen lassen.
Ich will jetzt aber eigentlich nicht über Parteipolitik reden, sondern mir klar über obige Frage werden.
Macht es heute noch Sinn, sich in irgendeiner Weise ideologisch zu binden ?
Haben wir denn - als kritische Menschen - überhaupt den Nerv, uns mit allem, was unsere jeweilige Partei so tut und sagt und verlangt, zu solidarisieren ???


Ich weiß es nicht genau, weiß aber, dass ich nicht wieder aus "meiner :ironie: Partei austreten werde, was ich schon einmal aus Protest tat.
 
Werbung:
AW: Sagt, Freunde/ innen, wie haltet Ihr es mit einer Parteizugehörigkeit?

Hallo liebste Genossin! :kuss1:

Ich bin vor einer Stunde von einem Seminar zum Thema "Prüfungsausschuss in der Gemeinde" heimgekommen. Die KOPAK, die Kommunalpolitische Akademie der SPÖ war Veranstalter. Das Thema brauche ich für meine Tätigkeit als Gemeinderätin, es ist aber auch immer wieder ein Vergnügen, dort Gesinnungsfreunde zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen.

Wenn ich nur das mitkriegen würde, was auf Bundesebene geschieht, dann wäre mein Heulen und Wehklagen bis zu dir zu hören!
Die Parteispitze hat noch immer alle Hände voll zu tun, um sich als Regierungspartei zu orientieren und neu zu positionieren. Wir haben das gleiche Thema mit umgekehrten Vorzeichen auch in unserer Gemeinde. Mir wird täglich vorgeführt, wie notwendig es noch ist, eine sozialdemokratische Haltung auch in der Öffentlichkeit zu vertreten.

Ich habe heute gelernt, dass es Richtlinien gibt, die von der Landesregierung (in NÖ) empfolhlen werden, die aber aus meiner Sicht leichtfertiges Aufs-Spiel -Setzen von öffentlichen Geldern ist. Ein Modell, dass quasi den Gemeinden vorschreibt, erwirtschaftete Überschüsse so zu veranlagen, dass die höchstmöglichen Zinsen dabei lukriert werden, was aber bedeutet, dass das Risiko eines Verlustes naturgemäß sehr groß ist. Spekulationsgeschäfte also. Wenn etwas schief geht, dann ist das Geld, das ja nicht dem Kassenverwalter sondern "der Gemeinde" gehört, eben weg. Pech gehabt.

Das schildere ich dir deswegen, weil es meine Überzeugung immer wieder untermauert, dass es noch vieles gibt, das ich nicht gutheiße. Ich möchte gerne in einer Gesellschaft leben, wo nicht Betrug und Eigennutz im Vordergrund stehen. Und das ist auch meine Motivation, mich hinter unseren Gusi zu stellen und immer wieder zu versuchen, seine Beweggründe zu verstehen, warum er schon wieder nachgibt. Ich ringe die Hände, ich stöhne vor Enttäuschung, am liebsten würde ich ihn anschreien, er solle doch mehr Durchsetzungskraft zeigen.
Er tut es nicht und es nützt auch nichts, damit zu hadern. Er macht es so und nicht anders und er wird sicher Gründe dafür haben. (Auch wenn ich sie oft nicht sehe!):geist:

Ich denke an grundsätzliche Ideen der Sozialdemokraten und bin heilfroh, dass Schüssel nicht mehr Kanzler ist.
Vielleicht ein bisschen Resignation! Mag sein! Aber viel mehr ist da die Überzeugung, dass jeder Millimeter, den Gusi für uns herausschindet, auch wenn es nicht soooo toll und erfolgreich rüberkommt, für uns notwendig ist. Wenn ich nicht auf den Gipfel springen kann, so kann ich doch Schritt um Schritt langsam hinauf steigen.

Noch immer rot bis in die Tiefen meiner Seele
:teufel2:
lilith
 
AW: Sagt, Freunde/ innen, wie haltet Ihr es mit einer Parteizugehörigkeit?

Marianne, mir fällt es auf, dass in allen diesen Koalitionsregierungen sehr schnell von der eigenen Linie abgewichen wird. Ob man sich da übern Tisch ziehen lässt oder einfach Kompromisse schließt bis zur Unkenntlichkeit des eigenen Programms?

Wenn in D. irgendein Vorschlag der jetzigen Koalition zur Sprache kommt, kann dieser, laut dem Text der zur Diskussion steht, sowohl von der CDU als auch von der SPD stammen. Und bei der Opposition, ob von den Grünen oder von der FDP, ist die "Handschrift" der kritischen Töne auch nicht gleich zu identifizieren.

Ich habe oft den Eindruck man spiele einfach regieren oder opponieren. Wenn im Moment Wahlen anstünden, könnte ich mich fast nur nach Persönlichkeiten orientieren - aber da es hier auch eher ein Mangel zu verzeichnen gibt, würde ich durch meine Entscheidung eher gegen eine Partei wählen - überhaupt nicht mehr aus Überzeugung für ein Programm.

Soeben sehe ich, dass Lilith sich zu Worte gemeldet hat. Ihre Worte muß ich mir noch durch den Kopf gehen lassen.

Gruß Euch beiden - noch immer Grün...

Miriam
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Sagt, Freunde/ innen, wie haltet Ihr es mit einer Parteizugehörigkeit?

Ergänzend zu meinem gestrigen Beitrag - und auch als Antwort auf Miriams Beitrag - will ich noch zur ideologischen Bindung etwas sagen.

Für mich kam es über einen längeren Zeitraum hinweg gar nicht in Frage, in der SPÖ mitzuarbeiten, weil das, was im Parteiprogramm stand, von unseren Genossen in der Ortspartei "nicht einmal ignoriert" wurde. Als Stimmvieh und treuer Sklave des Parteiobmanns hab ich mich nie gesehen, also konnten sie mir den Buckel runterrutschen. Aber ich hatte auch sonst noch genug zu tun mit 3 Kindern, also dachte ich nicht weiter darüber nach.

Erst seit 2000 beschäftige ich mich wieder mit Politik.
Ich habe mich nun dazu entschlossen, dass das, was mir fehlt an umgesetztem Parteiprogramm, auch von mir wieder eingebracht werden kann. Nicht nur kritisieren, sonder mittun.

Ich bin also nicht so sehr mit der Parteispitze solidarisch, als vielmehr mit der Ideologie, die in manchen Bereichen als noch nicht verwirklichte Möglichkeit im Parteiprogramm der Sozialdemokraten schlummert. Deswegen würde ich auch nicht "gegen" eine Partei wählen, denn das wäre mir schon viel zu riskant, weil ich ja nicht weiß, wie die anderen Wähler taktieren. Ich will bei einer Wahl ausdrücken, was ich will. Denn was ich nicht will kann ich ja nicht konkret rüberbringen.

Mehr dazu habe ich ja vor der Nationalratswahl schon einmal in hier geschrieben.

:blume1:
lilith
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Sagt, Freunde/ innen, wie haltet Ihr es mit einer Parteizugehörigkeit?

Ich habe mich noch nie mit einer Partei identifizieren können,
auch noch nie in einer Partei mitgewirkt.
Allein schon der Clubzwang ist mir (bis auf den Gesichtspunkt des Ausschlusses der Bestechlichkeit) unverständlich.
Auch finde ich es befremdend, dass für Spitzenpolitiker scheinbar andere Gesetze und Richtlinien gelten, als für die Bürger.
Wählen tue ich jeweils die Partei dessen Programm mir am dringlichsten erscheint.

LG
v
Himmelblau
 
AW: Sagt, Freunde/ innen, wie haltet Ihr es mit einer Parteizugehörigkeit?

Hallo, Himmelblau ..
Du sagst, was von vielen - gerade verantwortungsvollen - Wählern sehr häufig praktiziert wird.
Auch ich habe bei Präsidentschaftswahlen ( hier in Östereich sind das auch direkte usw Wahlen ) schon öfter NICHt den Kandidaten meiner Partei gewählt. Freda Meissner - Blau, Heide Schmied und Gertraud Knoll sind Frauen. von deren persönlicher Integrität ich überzeugt war ( und bin) - und da ging mir der Wert der Frauensolidarität über die Bindung an die Grundwerte der SPÖ-.
Bei Gemeideratswahlen habe ich das Prinzip, mein Prinzip der Treue zu den Grundwerten meiner Partei auch schon durchbrochen: aus einsichtigen Gründen. An den ihrenTaten sollt ihr sie erkennen. Und die sind in der Gemeidenpolitk leichter nachzuprüfen.


und hier erfolgt der nahtlose Übergang zu Deinen Postings, liebe Genossin.

Du machst es so, wie ich ea auch gemacht habe ( in Völs, Tirol, einer kleinen Gemeinde- nur: ich stand an letzter Stelle, sprich: unwählbar .
Nur, wenn die Basis kritsich und fleißig ist, kann eine Partei ( das gilt für alle Parteien) Stimmen maximieren.

Total begeistert von Dir --

Freundschaft

Marianne

Miri, auch Dir stimme ich zu. Gäbe es die "Grünen" nicht, hätten die Großparteien keine Vernunftpeitsche im Genick ---
und: wer weiß, vielleicht wird kommen der Tag der Einsicht, dass grün wirklich das symbol für Leben ist.
wie grüßt frau nun eine Grüne?
Ich wage es: Baum frei !!!

Marianne
 
AW: Sagt, Freunde/ innen, wie haltet Ihr es mit einer Parteizugehörigkeit?

... der Wert der Frauensolidarität über die Bindung an die Grundwerte der SPÖ-. ...

...und...

An den ihrenTaten sollt ihr sie erkennen.

??? - Ist es eine Leistung für eine Frau, eine Frau zu sein?

---

Politiker und ihre Taten ... warum bloß erkenne ich niemanden?

Nur, wenn die Basis kritsich und fleißig ist, kann eine Partei ( das gilt für alle Parteien) Stimmen maximieren.

Nur wenn eine Partei genau das erzählt, was die Wähler hören wollen, kann sie Stimmen maximieren.
 
AW: Sagt, Freunde/ innen, wie haltet Ihr es mit einer Parteizugehörigkeit?

Persephone

Es ist kein Wert an sich, eine Frau zu sein - Ferrero-Waldner habe ich nicht gewählt. Auch so wähle ich kritisch. Wärst Du Österreicher - etwas, was ich in diesem Forum annehmen kann - hättest Du die Richtung meiner Entscheidung deuten könnnen.

Wenn DU nur Politiker wählst - ist das Dein verdammtes Recht - in den USA ist das schon lange so.

Und damit hast Du meine Frage beantwortet. Danke !


In Deinem dritten Einwand -
t, was die Wähler hören wollen, kann sie Stimmen maximieren.

machst Du eine richtige Aussage: jeden Partei muss Stimmen maximieren, wenn sie die Mehrheit im Parlament( der Volksvertretung an sich, in D. Bundestag) erreichen will.
Ich hoffe ja nun, Du kritisierst nicht auch noch diese Tatsache, denn es wäre absurd von vorneherein " auf Opposition" zu machen.

Und den Widersinn Deines so generalisierenden ersten Satzteiles ( Bedingungsatz )
Nur wenn eine Partei genau das erzähl
will ich Dir gleich beweisen.

Die Grünen ( bei uns seit 25 Jahren eine Partei ) wussten. als sie sich den Wahlen stellten, dass sie ein Minderheitenprogramm vertraten - sie taten es dennoch.

Die großen alten Parteien ( so SPÖ. ÖVP und die Liberalen in Deutschland ) kann ein aufmerksamer Politbeobachter und somit kritischer Wähler immer noch an den Grundwerten erkennen - trotz alledem und alledem, was - für unsere Partei Lilltih und mich traurig macht.

Da auch in der Politik der Zweck das Mittel heiligt, kann man natürlich einen gewissen Populismus vor allem in Wahlkampfzeiten, auch bei diesen Parteien nicht ausschließen. Und trotzdem bedienen sie immer auch ihre Klientel. Da wird / wurde die Bindung: Wählerwille- Politikerauftrag sichtbar. Und da wird es in Zeiten des Wohlstandes ( denn die erleben wir historisch gesehen ) und des Wertepluralismus an sich und der Werterelativierung im Besonderen eng ! Es gibt sie kaum mehr, die klar umrissenen Wählerschichten.

Welche Partei hier bei uns sich nicht scheut ärgsten Populismus auf ihre chauvinistischen Fahnen zu heften, wissen wir hier alle.
NUR hier stimmt Deine Verallgemeinerung zur Gänze. Und mich macht es sehr traurig, dass diese Leute Stimmen gewinnen, ihre Gunst steigt, denn als Historikerin sehe ich parallele Entwicklungen.


UND das ist auch ein Grund, warum "meine" Partei eine sozialdemokratische ist.

Es gab in der Geschichte Europas noch keinen totalitären Staat, der sich auf die Grundwerte unserer Bewegung berief.
 
AW: Sagt, Freunde/ innen, wie haltet Ihr es mit einer Parteizugehörigkeit?

Persephone

Es ist kein Wert an sich, eine Frau zu sein - Ferrero-Waldner habe ich nicht gewählt. Auch so wähle ich kritisch. Wärst Du Österreicher - etwas, was ich in diesem Forum annehmen kann - hättest Du die Richtung meiner Entscheidung deuten könnnen.

Bin Österrreicher - dann hast du also bei der BP-Wahl wieder Solidarität mit "deiner" Partei gezeigt, anstatt mit "deinem" Geschlecht.

Wenn DU nur Politiker wählst - ist das Dein verdammtes Recht - in den USA ist das schon lange so.

Ich wähle überhaupt keine Personen, ich wähle nur grün (weil sie von meinen Vorstellungen nur 99% entfernt sind, anstatt der 100% der anderen Parteien)

machst Du eine richtige Aussage: jeden Partei muss Stimmen maximieren, wenn sie die Mehrheit im Parlament( der Volksvertretung an sich, in D. Bundestag) erreichen will.
Ich hoffe ja nun, Du kritisierst nicht auch noch diese Tatsache, denn es wäre absurd von vorneherein " auf Opposition" zu machen.

Ich kritisiere das Wort "maximieren"
Für mich gäbe es nur entweder - oder. Entweder ich habe ein Ziel, ein Ideal oder nicht.
(Gewinnmaximierung, Stimmenmaximierung, ... wie ich das haße! ... wie wärs mal mit Vernunftmaximierung?)

Die Grünen ( bei uns seit 25 Jahren eine Partei ) wussten. als sie sich den Wahlen stellten, dass sie ein Minderheitenprogramm vertraten - sie taten es dennoch.

Und daß sie es bis heute sind (und wie du richtig sagst, die andere Richtung trotz (oder gerade weil, noch schlimmer!) unglaublicher jeder Vernunft entsagender Aktionen und Aussagen immer mehr gewinnt), daß macht mich traurig und wütend. Resignation.

Deshalb bin ich überzeugter Antidemokrat.
 
Werbung:
Zurück
Oben