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Zunächst:

Ich bin kein Fachmann für alle kerntechnischen Probleme. Meine Fachkompetenz liegt bzw. lag (bin seit 6 Jahren pensioniert) auf dem Gebiet der Reaktorphysik. Für die Probleme der mechanischen Strukturintegrität, also z.B. der bruchmechanischen Bewertung von Rissen in druckbeaufschlagten Behälterwänden, gibt es andere Experten. Ein bisschen weiss ich aber auch auf diesem Gebiet.


Was den Reaktordruckbehälter (RDB) betrifft, so ist diese wichtige Sicherheitsbarriere der materialversprödenden Neutronenstrahlung des Reaktorkerns, grossen Drücken (ca. 150 bar bei DWR) und hohen Temperaturen (ca. 300°C) ausgesetzt. Deshalb muss er robust sein und darf über keine Schwachpunkte verfügen. Aus diesem Grund werden die Entwicklung des Grundmaterials und der Zustand der Schweissnähte des RDB periodisch überprüft. Erfüllt der RDB vorgegebene Kriterien nicht, muss das Kernkraftwerk unverzüglich ausser Betrieb genommen werden.


Um die mechanische Belastbarkeit des RDB-Grundmaterials beurteilen zu können, werden sog. Voreilproben, die sich näher am Reaktorkern befinden, periodisch entnommen und untersucht. Dazu wird die sog. Bruchzähigkeit des Materials bestimmt. Ist das Material genügend zäh, so ist ein plötzliches Versagen des RDB bei allen Betriebstemperaturen auszuschliessen.




So ist es. Doch erst aktuelle Untersuchungen mittels Ultraschall-Verfahren können das wahre Rissausmass (Anzahl, Länge, Tiefe der Risse) zeigen.


Im vorliegenden Fall hat sich der KKW-Betreiber aufgrund seiner Untersuchungen entschieden, die betreffenden KKW-Blöcke so lange abzuschalten bis geklärt ist, ob eine Wiederinbetriebnahme möglich ist. Der Termin für eine mögliche Wiederinbetriebnahme wurde kürzlich vom 1.7.2015 auf den 1.11.2015 verschoben.


Es liegt letztlich an der nuklearen Aufsichtsbehörde Belgiens, ob einer Wiederinbetriebnahme beider Blöcke zugestimmt wird. Diese Entscheidung ist sicher nicht einfach, und so haben die Belgier klugerweise ein internationales Expertengremium einbezogen.


Petitionen besorgter aber wenig kundiger Bürger tragen m.E. wenig zur Problemlösung bei.


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