AW: Reinkarnation: Faktum oder Fiktion?
Hallo pispezi
Sag mir doch, welches "ich" meinst du denn? das kleine Ego-Ich - das umfassendere Seelen-Ich - oder gar das grosse Ich Bin?
Wirklichkeit ist das, was wirkt. Und wenn Ego-Ich einen Knochen findet, und den im Labor untersucht, und feststellt, der ist uralt, dann ist dies Teil meiner Wirklichkeit, weil ich der Wissenschaft glaube, dass die wirklich das Alter ziemlich gut bestimmen können. Derselbe Fund würde aber auf ein kreationistisches Ego ganz anders wirken... nun, in dem Fall neige ich persönlich tatsächlich eher dazu, der Wissenschaft mehr zu vertrauen als den Kreationisten. Und ja, auf Ebene der Egos ist es Wirklichkeit, dass es "mich" und "die andern" gibt, und dass diese Grenzen in aller Regel recht klar und einfach zu bestimmen sind. Und dass ich den andern genauso viel Wirklichkeit zugestehe wir mir selbst.
Bei Seelen-Ich ist das schon etwas Anderes, und was das grosse Ich Bin betrifft - oder Dao, oder Gott, oder wie du das nennen willst - da ist alles ein einziges Ich.
Natürlich gibts - im Rahmen von Ego-Ich gesprochen - eine objektive Realität, auch wenn da keine Menschen sind. Und dann ist Ego-Ich jener Teil, der sich in der Matrix befindet, da ist im besten Fall Intersubjektivität möglich - die sich wiederum darauf beschränkt, dass nur genug Leute dieselbe Meinung haben, und jene, die eine andere Meinung haben, sind von vornherein verdächtig. Wobei wir auch wissen, dass praktisch alle Innovationen - auch und gerade die wichtigen, weltbewegenden - zuerst von der grossen Mehrheit als Spinnereien deklariert wurden, und das ist nicht die Ausnahme, das ist die Regel. In dem, was eine Kultur für wahr hält, ist meist eine gute Portion Zeitgeist drin, und hundert Jahre später scheint alles eher lächerlich, dumm und naiv, was damals getan wurde.
Die Aussage mit der "faktischen Existenz ausserhalb von mir" ist so ein hm... jaaaa schon irgendwie, aaaaaber... nur in Einschränkungen. Nur aus Ego-Perspektive wirklich. Nicht aus Seelenperspektive, und schon gar nicht aus Ich-Bin-Perspektive.
hm, naja... was für Fakten gehalten wird, ist auch allzu oft sehr subjektiv. Womöglich kollektiv subjektiv, aber nichts, worauf ich allzu fest bauen würde. Wirklich nicht. Auf alle Fälle nicht mehr als auf jene Wahrnehmungen, die ich durch Introspektion (und deren sorgfältige Reflexion) gewinne. Introspektion, das ist immerhin meins, doch irgendwelche Studien... da krieg ich ja meist nicht mal die Rohdaten zu sehen, und oft fehlt mir überhaupt das notwendige Wissen, um beurteilen zu können, worum es genau geht. Warum sollte ich denen Vertrauen schenken? Sind Wissenschaftler grundsätzlich die ehrlichsten Menschen?
Du meinst: die persönliche Realität des Paranoikers und die intersubjektiv-kollektive Realität weichen hier bedeutend voneinander ab. Für den Paranoiker IST die Verfolgung aber real, mit dem ganzen Stress, den das mit sich bringt, und den ganzen körperlichen und verhaltensmässigen (und "faktisch objektiv" feststellbaren) Symptomen, die das mit sich bringt. Und vielleicht, wer weiss, ist ja tatsächlich der KGB hinter ihm her?
Genau wie verliebt zu sein im psychiatrischen Jargon alle Anzeichen einer leichteren oder schwereren Psychose hat. Sind Verliebte krank? Oder existiert Verliebtheit darum nicht, weil sie nicht mit "normalen" Gehirnzuständen erlebt wird, sondern mit unnormalen?
ja, die Saurier, die hats schon gegeben. (aus Ego-Perspektive formuliert: ausserhalb und unabhängig von mir-ego)
Ich halte aber diese faktischen Realitäten für eine sehr unsichere Basis, um irgend etwas darauf zu bauen - und das besonders dann, wenn es darum geht, ein inneres Erleben wie die Reinkarnationserinnerungen zu beurteilen.
Der vernünftigste Ansatz wär wohl, die Folgen zu beurteilen: erhöht sich die Lebensqualität, bringen diese Erinnerungen Lösungsansätze für bestehende Probleme, findet ein Mensch mit diesen Methoden Heilung? - und da gilt: grundsätzlich ja, wenn es auf kompetente Weise geschieht, und es gibt Fälle, wo mit Reinkarnation zu arbeiten bessere Resultate bringt als andere Methoden.
Da haben wir eh keine andere Wahl - wir haben nun mal in erster Linie unsere inneren subjektiven Reiche, und wenn alles gut geht, können wir mit manchen Menschen manchmal eine intersubjektive Verständigung hinkriegen. Auch das Vertrauen auf die "objektiven Fakten" ist auch ein subjektiver Glaube - der hat gewisse Vorteile und gewisse Nachteile, der bringt gewisse Resultate, in andern Bereichen versagt er. zB beim Verliebt-Sein, = faktisch psychotisch.
grüsse, barbara