umananda
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- Registriert
- 29. April 2004
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Eine der Hauptfiguren des Wiener Aktionismus der 60er Jahre war wohl Hermann Nitsch. Seine Schüttbilder wie auch sein Orgien Mysterien Theater leben vor allem von der Provokation und nach dem Motto "Viel Feind, viel Ehr´". Nitsch verwendet Tierblut für seine Schüttbilder und lässt während des 6-Tages-Spiels Stiere "live" töten. Nun stellt sich die Frage, wo setzt die Wirklichkeit ein, die Nitsch inszenieren will? Das Blut, das Sterben des Stieres symbolisieren für Nitsch anscheinend eine Wirklichkeit.
Es ist unbestreitbar, dass es sich um eine wahrnehmbare Wirklichkeit handelt. In einer Medienwelt des 21.Jahrhunderts eigentlich nichts Außergewöhnliches. Da werden Videoclips durch die dunklen Stränge des Internets gezogen, in denen man alle möglichen Todesarten zur eigenen Erregung in die Netzhaut treiben kann. Letztendlich sorgen islamische Terroristen für abgetrennte Köpfe, die man stolz vor laufender Videokamera der Welt präsentiert. So weit bleibt alles im gewohnten Bereich. Das Angebot der Sehgewohnheiten hat sich der Nachfrage angepasst.
Warum also inszenierte damals das Burgtheater eine Realty Show? Weil es Bachler nach einem standesgemäßen Abschied dürstet, bevor er Wien in Richtung München verlässt?
Selbstverständlich lebt diese Provokation von Menschen, die in Hermann Nitsch´s Orgien Mysterien Theater eine Steuergeldverschwendung sehen, weil diese Zeitgenossen angeblich eine protofaschistische Inszenierung in diesem Mysterien Theater sehen. Nun, unser Hermann Nitsch ist zwar kein protofaschistischer Künstler, aber auch manches Opernwerk Richard Wagners wurde von vielen Kritikern als protofaschistisch empfunden und trotzdem werden Steuergelder für Inszenierungen verwendet. Es ist überhaupt ein merkwürdiges Rufen, das sich da gegen angebliche Steuergeldverschwendungen wendet, wo doch jedes Kind weiß, dass es ganz andere Arten von Verschwendungen gibt und die Kosten eines Kunstwerks nichts über seine Wahrheit aussagt.
Wahrheit" ... ist auch so ein leichtfertig hingeschriebener Begriff, der sich bedeutend leichtfüßiger anfühlt, wenn man ihn wie einst Konrad Bayer hundertmal hintereinander in einem Theater ins Publikum spricht …
Es ist eher anrührend nostalgisch, wenn ein Nitsch sich als Provokateur versteht und letzten Endes eine „kunsthistorische“ Neuauflage eine Epoche durch das Burgtheater schleppt und namhafte konservative und nichtkonservative Politiker sich mit Nitsch fotografieren lassen, um ein Kunstverständnis zu heucheln. Da sind sich Kritiker und Protagonist sehr ähnlich…
Es geht ihnen letztendlich nur darum, die Nähe zu einer Kunst zu demonstrieren, die sie zwar nicht verstehen, da es dort kaum etwas zu verstehen gibt. Realty Show … um mehr geht es hier und auch später nicht. . Es ist allemal besser, sie findet im Kunstraum statt, als in einer U-Bahn mittels Sprengstoffgürtel oder in einem Hochhaus, in dem über 3.000 Menschen starben und von Stockhausen zu einem "Kunstwerk" erklärt worden ist.
Die Kunst spiegelt immer auch die Realität. Ob sie es nun möchte oder nicht. Aber manche Realitäten sind es einfach nicht wert, dass sich die Kunst mit ihr auseinandersetzt. Und trotzdem ist es gut, dass sie es dessen ungeachtet macht. Es gab ja immer schon so etwas wie Vordenker. Nur gehöre ich leider zu den Menschen, die lieber selber denken und keinen VORdenker nötig haben. Meine Irrtümer sind dann wenigstens meine Irrtümer. Aber wer viel irrt, muss bekanntlich viel denken. Und manchmal kommt sogar etwas Kluges dabei heraus. Man muss viel DENKEN, um einen guten Gedanken zu haben. Ohne Training kommt ein Sportler nicht aus … und mit dem Denken verhält es sich so ähnlich. Erst RECHT, wenn es um Kunst geht.
Servus umananda
Es ist unbestreitbar, dass es sich um eine wahrnehmbare Wirklichkeit handelt. In einer Medienwelt des 21.Jahrhunderts eigentlich nichts Außergewöhnliches. Da werden Videoclips durch die dunklen Stränge des Internets gezogen, in denen man alle möglichen Todesarten zur eigenen Erregung in die Netzhaut treiben kann. Letztendlich sorgen islamische Terroristen für abgetrennte Köpfe, die man stolz vor laufender Videokamera der Welt präsentiert. So weit bleibt alles im gewohnten Bereich. Das Angebot der Sehgewohnheiten hat sich der Nachfrage angepasst.
Warum also inszenierte damals das Burgtheater eine Realty Show? Weil es Bachler nach einem standesgemäßen Abschied dürstet, bevor er Wien in Richtung München verlässt?
Selbstverständlich lebt diese Provokation von Menschen, die in Hermann Nitsch´s Orgien Mysterien Theater eine Steuergeldverschwendung sehen, weil diese Zeitgenossen angeblich eine protofaschistische Inszenierung in diesem Mysterien Theater sehen. Nun, unser Hermann Nitsch ist zwar kein protofaschistischer Künstler, aber auch manches Opernwerk Richard Wagners wurde von vielen Kritikern als protofaschistisch empfunden und trotzdem werden Steuergelder für Inszenierungen verwendet. Es ist überhaupt ein merkwürdiges Rufen, das sich da gegen angebliche Steuergeldverschwendungen wendet, wo doch jedes Kind weiß, dass es ganz andere Arten von Verschwendungen gibt und die Kosten eines Kunstwerks nichts über seine Wahrheit aussagt.
Wahrheit" ... ist auch so ein leichtfertig hingeschriebener Begriff, der sich bedeutend leichtfüßiger anfühlt, wenn man ihn wie einst Konrad Bayer hundertmal hintereinander in einem Theater ins Publikum spricht …
Es ist eher anrührend nostalgisch, wenn ein Nitsch sich als Provokateur versteht und letzten Endes eine „kunsthistorische“ Neuauflage eine Epoche durch das Burgtheater schleppt und namhafte konservative und nichtkonservative Politiker sich mit Nitsch fotografieren lassen, um ein Kunstverständnis zu heucheln. Da sind sich Kritiker und Protagonist sehr ähnlich…
Es geht ihnen letztendlich nur darum, die Nähe zu einer Kunst zu demonstrieren, die sie zwar nicht verstehen, da es dort kaum etwas zu verstehen gibt. Realty Show … um mehr geht es hier und auch später nicht. . Es ist allemal besser, sie findet im Kunstraum statt, als in einer U-Bahn mittels Sprengstoffgürtel oder in einem Hochhaus, in dem über 3.000 Menschen starben und von Stockhausen zu einem "Kunstwerk" erklärt worden ist.

Die Kunst spiegelt immer auch die Realität. Ob sie es nun möchte oder nicht. Aber manche Realitäten sind es einfach nicht wert, dass sich die Kunst mit ihr auseinandersetzt. Und trotzdem ist es gut, dass sie es dessen ungeachtet macht. Es gab ja immer schon so etwas wie Vordenker. Nur gehöre ich leider zu den Menschen, die lieber selber denken und keinen VORdenker nötig haben. Meine Irrtümer sind dann wenigstens meine Irrtümer. Aber wer viel irrt, muss bekanntlich viel denken. Und manchmal kommt sogar etwas Kluges dabei heraus. Man muss viel DENKEN, um einen guten Gedanken zu haben. Ohne Training kommt ein Sportler nicht aus … und mit dem Denken verhält es sich so ähnlich. Erst RECHT, wenn es um Kunst geht.
Servus umananda