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Die Diskussionen um das Rauchen erwecken in mir jedesmal ein Gefühl von Überdruss und Unverständnis, zeigen diese Diskussionen doch mehr als viele andere, wie sehr wir doch von einem falschen Weltbild ausgehen und uns zum Opfer der allgemeinen und herrschenden Meinung machen lassen, einer Meinung, die uns das ewig junge und gesunde Leben vorspiegelt und in ihrer Konsequenz dazu führt, dass man mit 50 keinen Job mehr bekommt und als AIDS Kranker mehr unter der auferlegten "moralischen Schuld" als unter der Krankheit selbst leidet.


Miriam und Ziesemann, eure Beispiele sind sicherlich bewegend und doch sind sie einseitig, gerade so, als würden alle anderen nicht sterben und immer gesund bleiben. Mir sehr nahe stehende Menschen sind durch Autounfälle und Selbstmorde gestorben und haben genau so starke Lücken hinterlassen, auch wenn sie nicht geraucht haben. Und in 20 Jahren werden wir viele vermissen, die an den Folgen der Kriege, der Umweltverschmutzung oder der genetisch-modifizierten Lebensmittel gestorben sind, denn auch beim Rauchen hat man uns versichert, dass es keine negativen Folgen gibt.


Und dann sind da all die Leute, die ich während meinem Zivildienst betreut habe, Multiple Sklerose, Querschnittslähmung, geistige und körperliche Behinderungen. Ich sehe täglich Menschen in unglaublicher Armut und darf machtlos mit ansehen, wie sich Jugendliche täglich sinnlos besaufen, Drogen nehmen und sich an den Straßen bei Nacht prostituieren oder sich ganz einfach das Leben nehmen. Und, um das Maß für mich dann voll zu machen, sterben kleine Kinder zu tausenden und jeden Tag an Hunger, nur weil es nichts zu essen gibt auf dieser Welt und man in Amerika nun den Body Mass Index in den Schulen misst, weil die Kids alle zu fett geworden sind und Übergewicht zur Nr. 1 der Todesursachen mutiert ist.


Viele wären noch am Leben, würden wir unser Mitgefühl für sinnvollere Dinge verwenden als dem allzu einseitigen und heuchlerischen Kampf gegen das Rauchen und der Gefahr für die Nichtraucher. Wie man meinem ersten Beitrag bereits entnehmen kann, bin ich dafür, dass man die Menschen aufklärt und sie über die Gefahren ihres Lebensstils informiert. Genau so, wie man dies bezüglich Alkohol, Fernsehen, Videospielen und Motorrädern tun sollte. Sich dabei nur auf Tabak zu beschränken ist ein unglaublicher Selbstbetrug.


Auch sollte man den Menschen die Idee vermitteln, daß das Leben nicht durch Fitness, kalorienarmes Essen und eine schöne Haut an Wert gewinnt. Man sollte auch wieder auf den Punkt kommen, dass das Leben nicht mit 40 vorbei ist und dass der Tod genau so zum Leben gehört, wie die Geburt. Es sollte uns wieder klar werden, dass es innere Werte sind, die ein Leben erfüllen und vor allem das, was wir schaffen und hinterlassen, wie vielen Menschen und Tieren wir geholfen haben und was wir erkannt haben. Dabei spielt es dann keine Rolle, ob wir jung oder alt sterben, wenn wir glücklich und erfüllt sterben.


Wohin haben wir die Krankheit verbannt in einer Zeit der gesunden und jungen Menschen? Krankheit ist zur moralischen Schuld geworden: es ist ja homosexuell, er nimmt Drogen, er isst fettes Fleisch, er drinkt Bier ... ja, er lebt und liebt das Leben, er genießt es und wird daran sterben.


So ist es auch Freddy Mercury ergangen und ich denke er hat es in einem seiner Lieder gut ausgedrückt: "Who wants to live forever?"


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