Radikaler Pluralismus
Ich vertrete heute einen radikalen Pluralismus in allen Lebensbereichen:
Radikaler Pluralismus der wissenschaftlichen Systeme, Theorien, Positionen, Standpunkte und Meinungen,
Radikaler Pluralismus der wissenschaftlichen Bereiche und Disziplinen.
Radikaler Pluralismus der philosophischen Systeme, Theorien, Positionen, Standpunkte und Meinungen.
Radikaler Pluralismus der philosophischen Methoden
Radikaler Pluralismus der Religionen, der religiösen Vorstellungen, Positionen, Standpunkte, Meinungen.
Radikaler Pluralismus der religiösen Praktiken, Riten, Kulte, Zeremonien und Gebete...
Radikaler Pluralismus der gesellschaftlichen und politischen, Positionen, Standpunkte und Meinungen.
Nehmen wir einen Satz, der nicht falsifizierbar ist: "Es gibt einen Gott"... Im Mittelalter gab es Gottesbeweise, die aber sämtlich von Kant widerlegt wurden... Damit ist Gott allerdings nicht widerlegt. Heute wissen wir, dass Gott weder beweisbar, noch widerlegbar ist... So auch z.B. der Glaube an Wiedergeburt... Und damit sind solche Glaubenssätze - und von ihnen gibt es praktisch beliebig viele - grundsätzlich nicht falsifizierbar... Zugleich sind sie nicht Teil der Wissenschaft im engeren Sinne. Und das Kriterium der Abgrenzung wäre dann in der Tat das Falsifizierbarkeitspostulat... Also möchte ich nun doch wieder dem späten Popper recht geben... Und dann ist mir Popper eben lieber als Feyerabend... Und nun noch ein zweiter Punkt: Ich selbst bin als Philosoph so etwas, wie ein radikaler Pluralist... Ich Postuliere einen radikalen Pluralismus in praktisch allen Lebensbereichen.... Mit zwei Ausnahmen: 1. die Methoden der Wissenschaft und 2. die Ethik... Für diese beiden Bereiche möchte ich unbedingt einen Pluralismus gerade nicht gelten lassen, weil für genau diese beiden Bereiche „gewisse objektive Kriterien“ angenommen werden müssen... Das ist eine Grundforderung, hinter die ich nicht zurückgehen möchte... Und dann kann ich, obwohl ich an sich radikaler Pluralist bin, und diesen radikalen Pluralismus auch unmittelbar von Feyerabend (später von William James) ausgehend entwickelt habe, Feyerabend selbst eben "nicht" recht geben... Eine verrückte Situation, aber das Leben geht manchmal seltsame Wege...
Ich spreche übrigens nicht von Ebenen. Das wäre ein metaphysischer oder ontologischer Pluralismus... Na ja, den vertrete ich auch aber das ist hier nicht mein Thema... Also etwa der Mensch als Körper, Geist und Seele, die Vier Ebenen der Natur: Mineral, Pflanze, Tier, Mensch... Die entsprechenden Seinsstufen oder Seinsebenen... Na klar... Natürlich geht auch da nur ein Pluralismus... Nein ich spreche in der Tat von verschieden Parteien... Ich spreche von Meinungspluralismus... Ich spreche von radikalem Individualismus... Und ich spreche von der Relativität des jeweiligen Standpunktes. So in etwa.… Übertagen in praktisch allen Lebensbereiche, nur eben nicht bei den Methoden der Wissenschaft und in der Ethik... Das ist natürlich schwere Kost, ich gebe es zu...
Ich knüpfe praktisch an dem an, was man "pluralistische Gesellschaft" nennt. Ich knüpfe sogar ganz bewusst an dem an, was man pluralistische Gesellschaft nennt. Und ich versuche sogar, in meinem Konzept des radikalen Pluralismus diesen Keil noch weiter zu treiben. Etwa, in dem ich den Pluralismus ganz bewusst auch auf die Religionen, die Theologie und die Religionsausübung anwende... Das ist mir ein ganz besonders wichtiger Punkt... Ich will also nicht eine wie auch immer geartete "Einheit" der Religionen, sondern gerade ihre Vielfalt... Man nennt das übrigens mit einem feststehenden Begriff "religionstheologischer Pluralismus".
Bei all dem verstehe ich den radikalen Pluralismus natürlich als ein normatives Konzept... Aber ich glaube, das war eh klar... Pluralismus ist ein eminent politischer Wert, genau wie die Freiheit…
"Pluralismus als zu verwirklichende politische Idee sieht als erstrebenswertes Ideal an, dass es in der Gesellschaft keinerlei Machtzentrum geben solle, sondern die Macht sich auf verschiedene Gruppen relativ gleichmäßig verteilen sollte und die gesamtgesellschaftlichen Entscheidungen somit zwischen den Einflussgruppen ausgehandelt werden." (Wiki)
Ich vertrete:
- einen religiösen Pluralismus
- einen theologischen Pluralismus
- einen politischen Pluralismus
- einen gesellschaftlichen Pluralismus
- einen Meinungspluralismus
- einen wissenschaftlichen Pluralismus
- einen philosophischen Pluralismus
- einen philosophischen Methodenpluralismus
Was ich nicht vertrete, ist:
- ein wissenschaftlicher Methodenpluralismus
- ein ethischer Pluralismus
Mit Ausnahme eines wissenschaftlichen Methodenpluralismus und eines ethischen Pluralismus vertrete ich praktisch "jeden" Pluralismus.
Joachim Stiller Münster, 2014-2015