Hi Alzii -
ich verfolge Eure Diskussion mit großem Interesse (kannst Du Dir vielleicht denken).
Deine Erfahrungen decken sich aber nicht mit meinen. Ich habe therapiemäßig allerhand "auf dem Buckel" - angefangen 1985 / 1986 mit fast 1-jährigem Aufenthalt in einer psychoanalytisch arbeitenden Klinik, Psychodrama (analytisch orientiert), Kunsttherapie, Gruppentherapien (analytisch orientiert), Sporttherapie, Körperwahrnehmungstherapie Gruppe und einzeln - all das im Rahmen meines Klinikaufenthaltes.
Später dann ambulante Psychoanalyse (u.a. auch bei einer Analytikerin, die mir seinerzeit auf Anfrage von Alice Miller empfohlen worden war - eine meiner schlimmsten Erfahrungen überhaupt in dieser Richtung), Verhaltenstherapien, analytisch orientierte Gesprächstherapie und derzeit - ja, keine Ahnung was für eine "Fachrichtung" das ist - noch sporadisch bei einer Psychologin, die sich auf die Behandlung von schwersttraumatisierten Frauen spezialisiert hat.
KEINER von denen (obwohl ich etliche rückblickend als schädlich für mich empfunden habe) hat je etwas anderes signalisiert als daß meine Krankheitsbilder in meiner Biographie begründet liegen. Genau genommen war es meine erste Analytikerin, die mir immer wieder gesagt hat, daß meine "Erziehung" eher einem Aufenthalt in einem KZ geglichen hätte als dem eines Heimes - ich selbst war damals der Überzeugung, daß es Verrat von mir sei, wenn ich auch nur ein negatives Wort über meine Erzieherinnen verlöre.
Ich bin in der Fachliteratur nicht sehr bewandert - es wundert mich einfach, daß Du anscheinend ganz gegenteilige Erfahrungen gemacht hast.
Es klingt ja schön, was Du so über afrikanisches Trommeln, Körpertherapien usw. schreibst - das wäre für mich überhaupt nie möglich gewesen - bis vor wenigen Jahren waren viele von mir ja nicht einmal imstande, anderen die Hand zu geben, in Gegenwart anderer die Augen zu schließen usw. - ohne jahrelange Rationalisierung, die Psychoanalyse ja auch ausmacht, hätte ich den Zugang zu mir selbst gar nicht finden können.
Früher waren für mich Therapiemethoden ein wichtiges Thema - das hat sich erst im Laufe vieler Jahre gewandelt. Wirklich gelernt habe ich daraus eigentlich nur eines: es gibt sie nicht - die optimale "Behandlung" für alle. Sie muß genauso individuell werden, wie die Biographie, die einen Menschen krank gemacht hat.
LG, wirrlicht