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Das ist völlig richtig und eine wichtige Feststellung!

Leider werden Noten häufig mit Objektivität und Absolutheit verwechselt (was besonders verführerisch ist, da es sich dabei um Zahlenwerte handelt); diesen Anspruch haben sie jedoch gar nicht und könnten einen solchen auch niemals erfüllen; das scheitert schon an dem simplen Umstand, dass die "tatsächliche Leistung" nur in Bezug auf bestimmte Leistungsparameter und Variablen festgestellt werden kann: Es handelt sich also definitiv nicht um einen absoluten Wert, obwohl leider vielfach Noten als absolut empfunden werden und/oder sogar als persönliches Stigmata. Daran sind aber nicht die Noten schuld, sondern ein fehlinterpretierendes Notenverständnis.




Dieses Szenario dürfte eher eine Ausnahme darstellen. Wer eine gewisse Anzahl an Klausuren korrigiert hat, bekommt recht bald ein Gefühl dafür, welcher Schüler gelernt hat und welcher nicht. Wer ungeschickt oder das Falsche lernt, der teilt dies dem Lehrer meist sogleich mit und sollte tatsächlich eine mangelhafte Kommunikation im Vorfeld stattgefunden haben (das kommt natürlich häufig genug vor, schließlich ist kein Lehrer perfekt), wird das in aller Regel angemessen berücksichtigt. Das ist jedenfalls meine Erfahrung als Schüler sowie Lehrender.




Es gibt nun nicht das eine kompakte Bildungssystem, sondern eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten. Insofern ist es immer schwierig bis unmöglich, einfache und allgemeingültige Aussagen zu Fragen der Allgemeinbildung abzugeben, die ganz Deutschland (und Österreich) betreffen. Eine offensichtliche Tendenz ist jedoch, dass das Niveau auf Gymnasien in den letzten Jahren deutlich sank und dies mitunter damit zusammenhängen dürfte, dass man auf Seiten der Politik die Abiturientenquote (und damit die Studentenzahlen) einerseits erhöhen und andererseits mehr Bildungsgerechtigkeit (auch den Kindern bildungsfernerer Familien soll das Abitur möglich sein) schaffen wollte.


Das wird nun vermehrt thematisiert und problematisiert; der Staat ist aber ebenso wie das Schulsystem kein einheitliches und einhelliges Gebilde, sondern besteht aus ständigen Kontroversen und Diskussionen (=Demokratie), wobei den Teilnehmern durchaus klar ist, dass es einfache Lösungen für komplexe Probleme in der Regel nicht gibt und solche, die jeder Meinung gerecht werden, gleich gar nicht.


Personen wie Precht schaden einer sachorientierten Debatte, indem sie Stimmungsmache betreiben und den klaren Blick auf konkrete Begebenheiten vernebeln; stattdessen werden Illusionen und verführerisch einfache Lösungen inszeniert, die an der Realität meilenweit vorbei zielen.




Man muss das Lernen auch nicht gegen die Schule/Beschulung ausspielen.

Es ist jedoch so, dass die Mehrzahl der Menschen nicht als reine oder primäre Autodidakten geboren werden und die Fülle an Wissen, die unsere moderne Gesellschaft kennzeichnet, nicht von Eltern oder nebenbei vermittelbar ist. Die staatliche Beschulung soll vor allem sicherstellen, dass das Recht auf Bildung für jeden Menschen in unserer Gesellschaft besteht und dazu ist Klassenunterricht schlicht und ergreifend notwendig. Es gibt keine sinnvollen Alternativen, die nicht mit gravierenden Problemen einhergehen würden.




Das menschliche Gehirn ist vor allem eines: erstaunlich anpassungsfähig. Es kann also in verschiedensten Kontexten lernen, sofern dies in einem zwischenmenschlich anregenden und angenehmen Klima stattfindet. Die meisten "eigenen Erfahrungen" habe ich übrigens im Beisein anderer Menschen (oder inspiriert durch diese) gemacht; auch in einem "Unterrichtsraum" kann man eine Vielzahl von Erfahrungen machen.




Leider lernen die meisten Menschen nicht schon allein aus eigener Motivation; ich stelle diesbezüglich keine Ausnahme dar. Das meiste Wissen habe ich mir im Zuge von Prüfungsphasen angeeignet, obwohl mich das große Überwindung kostete; hinterher war ich froh, über diesen Wissensschatz und die ganzen neuen Horizonte zu verfügen, die sich mir unterwegs eröffneten.


Natürlich sollte in Schulen nichts "mental eingeprügelt" werden; zum Glück ist eine solche schwarze Pädagogik heutzutage eher selten anzutreffen, auch wenn Leute wie Precht hier gerne ein solches Zerrbild als schulische Normalität behaupten und dabei geschickt die negativen Erinnerungen einseitig aktivieren, die wir alle mit Schule auch verbinden.


Wer kann denn schon sagen, was er der Schule alles zu verdanken hat?

Niemand weiß, was er ohne jahrelange Beschulung geworden wäre. Kaum jemand möchte sich eingestehen, dass es womöglich die Schule war, welcher er seine Erfolge als Erwachsener zu verdanken hat. Die schreibt man sich bekanntlich lieber selbst zu: "Trotz jahrelanger Zwangsbeschulung hatte ich einigen Erfolg im Leben!"


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