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Politische Systeme

Alzii

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2. Dezember 2002
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2.133
Eine kleine Übersicht über die griechische Staatenlehre


Platon (427 - 347v.u.Z)

[Platon gründetet 385v.u.Z. in Athen eine Philosophenschule (die "Akademie"), welche bis 529n.u.Z. Bestand hatte, zu seinen Schülern gehörte auch Aristoteles.]

Der Staat Platons ist ein Idealstaat ("Politeia"). Er gibt keine Beschreibung der realen Zustände in Griechenland. Es geht ihm darum, den bestmöglichen Staat herauszufinden. Platons Schriften zur Staatskunden sind also Utopien.

Wie die Seele so ist auch der Staat in drei Teile untergliedert, dem jeweils eine Tugend zugeordnet ist.
  1. Herrschender Stand: Nur die Weisen können Sorge um die richtige Lebensweise der Bürger tragen. Deshalb müssen Philosophen die Spitze des Staates stellen (Lehrstand). Tugend: Weisheit der Philosophenkönige.
  2. Stand der Wächter: Sorge für die Verteidigung nach innen und nach außen (Wehrstand). Tugend: Mut und Tapferkeit der Wächter.
  3. Stand der anderen Bürger, der Handwerker, Kaufleute, Bauern etc, deren Aufgabe die Versorgung der Gemeinschaft ist ((Nährstand).). Tugend: Mäßigung der Nährer.
    [/list=1]
    Sind alle drei Teile in Harmonie zueinander, dann herrscht Gerechtigkeit.
    Einzelheiten aus Platons Idealstaat: Kein Privatbesitz, Frauen und Kinder sind allen gemeinsam, Zeugung der Kinder erfolgt nach Kriterien der Auslese.

    Insgesamt soll eigennütziges Denken durch Gütergemeinschaft von vorn herein ausgeschlossen werden.

    Sein Ziel war es, die Philosophie Realität werden zu lassen; aktiv ist ihm das zwar nie gelungen, doch durch seine Schüler hatte die platonische Lehre eine tiefe Wirkung auf die Aristokratie Athens [Platons Schüler Aristoteles war der Lehrer von Alexander d.G.].

    In seinen drei bedeutendsten Werken "Der Staat" (Politeia), "Der Politiker" (Politikos) und "Die Gesetze" (Nomoi) beschrieb er drei positive Formen der Staatsverfassung:

    · Philosophenkönigtum (beste Regierung; handelnde Philosophen)
    · Monarchie
    · Aristokratie

    Demgegenüber setzte er vier negative, verwerfliche Formen:

    · Tyrannis
    · Oligarchie
    · anarchich-despotische Demokratie
    · gesetzlich-gemäßigte Demokratie


    Platon definierte Demokratie als eine "Regierung der Menge" über die "Vermögenden".


    Quellen:
    griechische Kunst
    Uni Giessen
 
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Aristoteles (384 - 322 v.u.Z.):


Aristoteles war ein Schüler Platons, der dessen Philosophie jedoch später kritisch wertete.

Anders als Platon, soll nach Aristoteles die Familie und das Privateigentum erhalten bleiben. Gütergemeinschaft (wie Platon) lehnt er ab. Er sucht einen Mittelweg: der Besitz bleibt privat, aber die Benutzung wird allgemein zugänglich gemacht.

Sklaverei und Ungleichheit (zwischen Mann und Frau) gehören zur natürlichen Ordnung, ebenso wie Gleichheit unter freien Männern.

Sein staatsphilosophisches Hauptwerk war die "Politik". Aristoteles war liberaler als Platon: seine Verfassungslehre kennt zwei elementare Herrschaftszwecke, nämlich die gute Herrschaft, die das Wohl des Beherrschten erstrebt, während sich die schlechte der Beherrschten zum eigenen Nutzen bedient. Darauf stützt sich auch sein Schema der Verfassungsformen:

a) die Herrschaft des Einzelnen
b) die Herrschaft Einiger
c) die Herrschaft Aller

Zu jeder dieser Formen gehört eine gute und eine schlechte (entartete) Variante:

  • gut <===> entartet
  • Monarchie <====> Tyrannis
  • Aristokratie <===> Oligarchie
  • Politie <=======> Demokratie
    [/list=a]
    Die Politie stellt für Aristoteles die beste Verfassungsform dar: Während die Demokratie bei ihm die fehlerhafte Herrschaftsform der Vielen zum Nutzen des Pöbels ist, steht die Politie für die richtige Herrschaftsform der Vielen zugunsten des Gemeinwohls:


    Im Gegensatz zur Politie ist die Demokratie eine "Herrschaft zum Nutzen der Armen, der Freien (keine Vollbürger!) und Unbemittelten". Eine Demokratie besteht dann, wenn nicht die Besitzenden, sondern die Armen regieren

    (->Souveränität der armen Bevölkerungsmehrheit über die drei Gewalten Exekutive, Legislative und Jurisdiktion).

    Aristoteles lehnt die Demokratie ab, sieht in ihr jedoch immer noch eine bessere Herrschaftsform als etwa in der Oligarchie oder der Tyrannis.
    Seine Maxime lautete, daß die Demokratie nicht danach bestimmt werden dürfe, daß die Menge entscheide, sondern wo die Freigeborenen regierten, egal ob sie in Mehrzahl sind oder nicht. Aristoteles stufte die Demokratie in vier Unterformen ab:
    • reinste, demokratischste Form der Demokratie: "Die Masse der Armen herrscht zum eigenen Nutzen und Vorteil, übt alle Gewalten und Ämter aus" ( "keine Verfassung", da Despoten an die Macht kommen & Gesetze abschaffen; reinste Demokratie hebt sich irgendwann selbst auf)
    • weniger demokratische Form der Demokratie: "Keine Diäten in Volksversammlung mehr, daher Beamte als Vertreter der herrschenden Klassen mit Entscheidungsgewalt"
    • zweifache Diskriminierung: aktives und passives Zensuswahlrecht [nach Reichtum, Stand]; einwandfreie Abstammung und (wenn auch niedrige) Steuereinschätzung Grundlage für die Ausübung eines politischen Amtes (kommt Realität zur Zeit des Aristoteles am nächsten)
    • am meisten gemäßigte, undemokratischste Form der Demokratie: Reiche und Arme regieren gleichermaßen, jedoch politische Rechte allein für Grund- und Vermögensbesitzer, untere Schichten sind nur in der Volksversammlung repräsentiert (wird durch Vermischung mit Politie bzw. Aristokratie aufgehoben)
      [/list=a]

      Seine Demokratietheorien, die erstmals [für einen Philosophen!] nicht nur philosophisch, sondern auch durch Empirie und Analyse erstellt wurden, waren zugleich Teil der antidemokratischen Ideologie; sie hatten die Funktion, die Inteligentia zu mobilisieren und durch Vollendung Vorschläge zu ihrer "Veredelung", sprich Aufhebung zu liefern.


      Aristoteles sagt:
      " Wenn einer oder die Wenigen oder auch die Masse ihre Herrschaft zum Wohle der Allgemeinheit ausführen, dann sind dies zweifellos gute Verfassungen; Entartungen sind dann gegeben, wenn die Herrschaft einzig dem Wohle des jeweils Herrschenden dient, möge dies einer wenige oder die Masse sein."


      Die Politie stellt das Verfassungsideal des Aristoteles dar.
      Diese ist eine Mischverfassung aus Oligarchie und Demokratie. ( im Ggs. zu Cicero! ). Das Eigenartige daran ist, daß diese Mischung aus zwei entarteten Verfassungsformen entstehen soll.


      Aristoteles ist nämlich überzeugt, daß die Oligarchie deshalb eine Entartung ist, weil die Reichen herrschen, die Demokratie deshalb, weil dort die Armen an der Herrschaft seien. Durch die Mischung dieser Gegensätze wird eine wechselseitige Kontrolle ausgeübt (- goldene Mitte, keine gefährliche Spitze. Es gilt wieder das Prinzip Extreme zu vermeiden und sie in der Mitte unschädlich zu machen)

      Die Armen kontrollieren die Reichen und diese hindern die Armen an der brutalen Durchsetzung ihrer Ziele.

      Ziel dieser idealen Verfassung ist der Ausgleich in der wechselseitigen Kontrolle der Macht. Arme und Reiche nutzen ihren naturgegebenen Gegensätze, um einen Interessenausgleich herbeizuführen und den Bestand der Politie auf Dauer zu sichern.
      Aristoteles ist nämlich am Bestand eines Staates sehr gelegen, weshalb auch das 5. Buch d. Politik das Problem erörtert, wie Revolutionen verhindert werden können und die tiefsten Beweggründe aufzeigt, die aus einem ursprünglich guten einen entarteten machen.
      Revolutionsziele:
      gewaltsame Veränderung eines guten Staatswesens
      ursprünglich guter, dann entarteter Staat soll wieder hergestellt werden
      Ursachen u. Gründe für Entartungen und Revolutionen aus niederen Beweggründen:
      Maßlosigkeit = frevlerischer Übermut u. Stolz (Hybris), Furcht und Verachtung.

      Wenn daher eine Verfassung Bestand haben soll, muß sie dem Wohl des Volkes dienen, und ihre Repräsentanten müssen frei von Hybris, Furcht u. Verachtung sein, genauso wie die Staatsbürger selbst, die zudem nicht allzu übertrieben nach Gewinn und Ehre trachten dürfen.
      Niemals darf einer unverhältnismäßig viel an Macht erhalten.
      Es muß gesetzlich verhindert werden, daß sich einer in und mit seiner Amtsführung bereichert.

      Dabei ist es wichtig, daß jeder Liebe zur bestehenden Verfassung hat.
      Damit ein Staat quasi garantiert funktioniert u. besteht, ist politische Bildung nötig, die vom Staat gefördert werden muß. Ein Bürger kann nur dann einen Staat bejahen u. sich für ihn einsetzen, wenn er weiß, was er an diesem Staat hat und dessen Verfassung u. Gesetze kennt.



      Quellen:
      mgm
      Uni Giessen
 
Politische Systeme

Original geschrieben von Alzii

Einzelheiten aus Platons Idealstaat: Kein Privatbesitz, Frauen und Kinder sind allen gemeinsam,

Eine durchdachte Forderung. Leider von den Christen durch ihre Muttervergötterung aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein gedrängt...
Demgegenüber setzte er vier negative, verwerfliche Formen:
gesetzlich-gemäßigte Demokratie
Platon war ein weiser Mann, gewiss, gewiss. Aber konnte er die Entwicklung z.B. der Breitenbildung für die nächsten 2 1/2 - tausend Jahre voraussehen? Dass es ein zur Demokratie FÄHIGES Volk geben kann?
Was sagte Goethe mal: Die Realität ist IMMER die PARODIE einer Theorie.
Platon in Ehren. Aber bitte nicht alles fressen wie Manna, wie heiliges Brot...

Gysi
 
Original geschrieben von Alzii
Damit ein Staat quasi garantiert funktioniert u. besteht, ist politische Bildung nötig, die vom Staat gefördert werden muß. Ein Bürger kann nur dann einen Staat bejahen u. sich für ihn einsetzen, wenn er weiß, was er an diesem Staat hat und dessen Verfassung u. Gesetze kennt.
So sehe ich das auch. Eine EntscheidungsFÄHIGKEIT muss gegeben sein.
 
Hi Gisy,

schön daß Du jetzt schon etwas dazu schreibst, also besteht Interesse ... :)


ein kleines Schwänzlein habe ich noch nachzuschieben :D
 
Solon (640 - 561 v.u.Z.):

Solon muß wohl ein Athenischer Alleinherrscher gewesen sein, denn anders hätte er seine Gesetzgebung und seine radikalen Reformen nicht durchsetzen können:
  • Den Interessen der Reichen sollte eine Timokratie,
  • denen der Armen die Seisachtheia dienen.
  • So gab Solon jeder Partei etwas, aber er befriedigte keine.
  • Die Besitzenden wurden durch die Verluste, die ihnen die Seisachtheia auferlegte, schwer verärgert.
  • Noch enttäuschter waren die Armen; ihnen erschien die Gesetzgebung zu wenig demokratisch.
Wenn sich alle beschwert haben, dann müssen seine Reformen wohl recht gut gewesen sein. :)



Timokratie,
bei Aristoteles eine besondere Art der Aristokratie, in der die politischen Rechte nicht nach Geburt, sondern nach Vermögen vergeben wurden.


Seisachtheia griechisch = "Abschüttelung der Lasten",
war die kühnste Reform > Solons.
Da sie eine einmalige Maßnahme war, wurde sie nicht in dessen Gesetze aufgenommen.
Deswegen wußte man schon im 4. Jahrhundert v. Chr. nicht mehr genau, worin sie bestanden hatte.

Sicher wurde durch die Seisachtheia die Schuldsklaverei abgeschafft.
Bisher hatte ein Gläubiger das Recht, den nicht zahlenden Schuldner zu verkaufen.
Das wurde jetzt verboten, und alle auf diese Weise in die Sklaverei Verkauften wurden frei.
Unsicher bleibt, in welchem Umfang sonst noch Schulden niedergeschlagen wurden.

Nach heute für richtig gehaltener Ansicht war die Seisachtheia ein völliger Erlaß aller Hypothekenschulden, ohne jede Entschädigung der Gläubiger.

Da diese meist Adlige und die Schuldner meist Leute aus dem Volke waren, so wurde Solon - nach Aristoteles - durch die Seisachtheia zum Volksbefreier.


Solon: >>>>>
So viel Teil an der Macht, als genug ist, gab ich dem Volke,
Nahm an Berechtigung ihm nichts, noch gewährt' ich zu viel.
Für die Gewaltigen auch und die reicher Begüterten sorgt' ich,
Daß man ihr Ansehen nicht schädige wider Gebühr.
Also stand ich mit mächtigem Schild und schützte sie beide,
Doch vor beiden zugleich schützt' ich das heilige Recht.
<<<<<



Quellen: (?) [auch hier ist vieles wortwörtlich "abgekupfert"] ;)
 
Danke für die "five points", Gisbert -
(Gibt es denn keine 12 ? ) :D

Jetzt weiß ich auch, wie man hier Listen mit Zahlen, Buchstaben und Punkten macht ... :cool:
 
So long, Solon

Solon war also der theoretische Vorläufer von Platon und Aristoteles. Den Namen kannte ich bisher noch nicht. Alzii, you are a People Teacher... ;)
 
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der gute Tyrann

Aristoteles[384 - 322 v.] schreibt über Peisistratos [527-560 v.u.Z.]:

("Demokratie" wurde von übrigens von Aristoteles als "Herrschaft der Menge zum Vorteil der Armen" verstanden.)


Peisistratos [Tyrann von Athen, 527-560 v.]
übernahm die Regierung und verwaltete den Staat, eher verfassungstreu als tyrannisch.
[...]

Die Tyrannenherrschaft des Peisistratos wurde also ursprünglich in dieser Weise begründet und erlebte so viele Wandlungen.
Peisistratos führe die Regierungsgeschäfte, wie gesagt, in maßvoller Weise und eher mit bürgerlichem Verantwortungsbewußtsein als tyrannisch. Denn im übrigen war er menschenfreundlich, milde und gegenüber Übeltätern zur Vergebung bereit, ebenso gab er an Bedürftige Darlehen für Unternehmungen, damit sie sich als Bauern ihren Unterhalt verdienen könnten.
[...]
Anläßlich einer solchen Reise soll Peisistratos die Geschichte mit dem Landmann auf dem Hymettos, der das später so genannte Steuerfreie Landgut besaß, erlebt haben. Er sah nämlich einen, der fast nur Steine umgrub und sich abmühte. Peisistratos wunderte sich und ließ seinen Diener ihn fragen, was denn aus diesem Acker herauskomme. Dieser sagte: "Lauter Übel und Qualen, und davon sollte Peisistratos auch den Zehnten nehmen." Dieser Mann antwortete so, weil er ihn nicht erkannte. Peisistratos aber freute sich über diese freie Sprache und den Fleiß und befreite ihn von allen Abgaben.

Auch sonst hatte das Volk unter seiner Regierung nicht zu leiden, sondern er tat alles für den Frieden und sorgte für Ruhe. Deshalb ging oft die Rede um, die Tyrannis des Peisistratos sei wie das Goldene Zeitalter unter Kronos. Es ergab sich nämlich, daß das Regime viel härter wurde, als es seine Söhne übernahmen.

Das Großartigste aber von allem war seine volksfreundliche und menschliche Gesinnung; denn er wollte alles nach den Gesetzen verwalten, ohne sich selbst Vorteile zu verschaffen, und als er einmal in einem Mordprozeß vor den Areopag zitiert wurde, trat er selbst auf, um sich zu verteidigen, der aber, der den Prozeß angestrengt hatte, blieb aus Furcht fern.

Deshalb verblieb Peisistratos auch lange Zeit im Amt, und wenn er einmal abgesetzt wurde, erlangte er die Herrschaft leicht zurück, denn es standen die meisten Adligen und Volksvertreter hinter ihm. Die einen machte er sich durch persönlichen Umgang, die anderen durch seine Hilfeleistung in ihren Angelegenheiten geneigt, und er verhielt sich gegen beide Parteien anständig.



Quelle:
http://user.cs.tu-berlin.de/~ohherde/arist_s.htm
 
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