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Re.: PC in der Sprache (2)


Hallo Gysi,

zu Deiner Frage: „Was hältst Du von multikultureller Gesellschaft?“


Das ist ein abendfüllendes Thema, denn es hat viel mit Krieg und Völkerwanderungen zu tun und wir müssen uns vor allem ansehen, wie kam und kommt es dazu, dass nicht nur wir uns mit der Multikulturellen Gesellschaft auseinandersetzen müssen, um zu einer sinnvollen und brauchbaren Lösung zu kommen.


Die Geschichtsschreibung lehrt uns, dass es über die Jahrhunderte, ja sogar über die ganze Evolutionsgeschichte der Menschheit, immer Stammes- und Völkerwanderungen gegeben hat.

1.)   Schon im Alten Testament der Bibel wird uns von einer großen Völkerwanderung erzählt, dass Moses die Sklaven israelischer Abkunft, gegen den Widerstand des herrschenden Pharao aus dem Lande führte - das ihre angestammte Heimat war, denn sie lebten bereits über Generationen dort - um es in das angeblich von Gott versprochene „Gelobte Land“, in dem „Milch und Honig“ fließen sollten, zu führen. Diese Wanderschaft dauerte nach der Überlieferung 40 Jahre. Die 40 Jahre haben eine besondere Bedeutung, denn das entsprach etwa 1 1/2  bis  2 Generationen (die damalige Lebenserwartung), somit war die Erinnerung der Erlebnisgeneration an die Heimat Ägypten weitgehend getilgt und das jetzige Volk konnte ruhigen Gewissens und mit Gottes Hilfe das Land, welches sie für sich beanspruchten, vereinnahmen. Und wie im AT berichtet wird geschah dies keineswegs friedlich, woraus offensichtlich auch in den letzten 50 Jahren die Legitimation abgeleitet wird.


2.)  Europäer haben als Kolonialisten (Imperialismus) fast die ganze übrige Welt heimgesucht und versucht, den eroberten Völkern und Ländern ihren kulturellen Stempel aufzudrücken. Das ging einige Jahrhunderte so bis nun im 20. Jahrhundert durch die Weltkriege und vor allem durch die Emanzipation der bis in diese Zeit hinein unterdrückten Völker, diese zur Selbständigkeit drängten.

Durch den Zusammenbruch des britischen Commonwealth haben die Engländer das Problem, dass aus allen Ländern, die sie früher für ihren wirtschaftlichen Vorteil nutzten, nun Einwanderer haben. Ähnlich geht es den Franzosen, den Niederländern, aber auch den Spaniern und Portugiesen. Dadurch, dass Deutschland seine Kolonien bereits mit dem Ausgang des 1. Weltkrieges verloren hat, ist unser Land von dieser Invasion verschont geblieben.


3.)  Dem Teil Deutschlands, der die heutige Bundesrepublik ausmacht, wurde nach dem 2. Weltkrieg durch die Vertreibung der Deutschen aus den deutschen Ostgebieten, wie Pommern, Schlesien, Ost- und Westpreußen, aber auch durch die ethnische Säuberung Polens und der Tschechei, ca. 17.000.000 Menschen zwangsweise in dieses Gebiet überführt. Auch Österreich war mit davon betroffen.

Noch heute dauert der Zustrom aus Russland und anderen Gebieten des ehemaligen Ostblocks mit Spätaussiedlern an. Die jüdische Gemeinde in Deutschland verkündet stolz, dass ihre Glaubensbrüder und Schwestern, also Ostjuden, nun freien Zuzug nach Deutschland haben und dieses Land als das sicherste und angenehmste Domizil der Welt betrachten.



4.)  Gewollte Zuwanderung ist nicht neu. Zutritt erhielten und erhalten vor allem jene, von denen sich die jeweils Herrschenden einen Nutzen versprechen.

Das galt schon zu Zeiten des Alten Fritz und das gilt auch heute noch, aber es galt vor allem in der Phase der überhitzten Konjunktur, als der damalige Wirtschaftsminister Ludwig Erhard warnte und forderte, weniger Gastarbeiter anzuwerben. Die die Wirtschaft beherrschende Schicht wollte dies aber nicht wahr haben und förderte zunächst die Anwerbung von Arbeitskräften aus Italien, dann Spanien und Portugal, sowie Jugoslawien und Ungarn.

Danach folgten die Türken, welche heute mit ca. 2 Millionen Menschen die größte Gruppe der ausländischen Bevölkerung in Deutschland stellen.

In der öffentlichen Diskussion wird die Angst vor der damit drohenden Islamisierung Deutschlands und Europas, mittlerweile sogar mit der Belagerung Wiens vor gut 300 Jahren verglichen.


5.)  Um die Zuwanderung zu begrenzen versprach Altbundeskanzler Kohl im Wahlkampf 1982/83: „Wir werden die Arbeitslosigkeit und die Zahl der in Deutschland lebenden Ausländer um die Hälfte reduzieren.“

Damals gab es in Deutschland 4.667.000 Ausländer, und 1990 noch vor der Wiedervereinigung, war der Anteil um weitere 890.000, das sind ca 20%, gestiegen. Und bis heute beträgt die Steigerung, bezogen auf 1980, ca 70%. (Einschließlich der weniger als 200.000 aus der ehemaligen DDR z.Zt. der Wiedervereinigung.)


Heute erkennt man, dass seinerzeit genau jene Politiker, die für den massenhaften Zuzug von Ausländern sorgten, in Goethes Sinne Zauberlehrling gespielt haben, denn jetzt werden sie die Geister, die sie riefen, nicht mehr los.


Waren es anfangs vor allem Gastarbeiter aus Ländern mit christlicher Konfession, so sind es später die muslimischen Zuwanderer die argwöhnisch und skeptisch beäugt wurden und werden. Dazu kommen noch die ständigen Nachrichten, in denen vor arabischen Terroristen gewarnt wird.


6.)  1946, als ich als deutscher Vertriebener in die damalige britische Besatzungszone in ein rein katholisches Dorf kam, war zu beobachten, dass es diejenigen Vertriebenen, die nicht das richtige Gebetbuch besaßen, besonders schwer hatten, aber auch alle anderen wurden zunächst als potentielle Landstreicher und Diebe betrachtet. So, wie auch heute eher zunächst ein ausländischer Mitbürger verdächtigt wird, wenn eine Straftat vorliegt, obwohl Deutsche ebenso anfällig sind Unrechtes zu tun.


Der Fremde wird zuerst verdächtigt, da er ja nicht zu meiner angeborenen Sippe, Dorf/Stadt oder Volksgemeinschaft gehört. Es gibt viele Varianten der Vorteilsnahme zu Lasten der Allgemeinheit. Dies wird vor allem sogenannten Wirtschaftsasylanten vorgeworfen. Aber auch in unseren eigenen Reihen gibt es Leistungsbetrüger, und wer seinen Vorteil sucht, wird ihn immer im Rahmen seiner Möglichkeiten finden.


7.)  Die Einwanderer sind in ihrer Mehrheit sehr wohl bemüht, mit den Einheimischen in unserem Lande zurechtzukommen.

Aber wie überall werden nicht die Anständigen wahrgenommen, sondern es sind diejenigen Mitmenschen, welche durch negative Eigenschaften und Missachtung der Gastfreundschaft auffallen. Dies führt dazu, dass schnell verallgemeinert und pauschalisiert wird, was der Ausländerfeindlichkeit Vorschub leistet.


8.)  Etwas anderes ist es mit dem sogenannten Kriminaltourismus, bei dem es sich um Kriminelle handelt, die entweder aus nichtvisumpflichtigen Ländern kommen oder mit einem Touristenvisum einreisen. Da Deutschland nicht allein darunter zu leiden hat, ist das Thema: „Asylmissbrauch und Überfremdung“ sowohl bei uns, als auch in anderen europäischen Ländern, aktuell. Gerade in der Schweiz und in Österreich wurde vor den letzten Parlamentswahlen ausführlich damit Wahlpropaganda gemacht, obwohl es bei uns, seltsamerweise, diesmal ausgeklammert wurde.

Im Juni 1999 entschieden sich die Schweizer in einem Volksentscheid, mit 70% für eine Verschärfung des Asylrechtes und würde in Deutschland das Volk befragt, kämen sicher ähnliche Ergebnisse heraus.


9.)  Sofern Menschen wirklich verfolgt werden oder befürchten müssen, dass auf sie und ihre Familien Druck ausgeübt wird, weil sie den Regierenden nicht genehm sind, müssen sie entsprechend Asyl bekommen, darüber gibt es gar keine Frage. Es geht aber nicht an, dass Behörden sich leichtfertig täuschen lassen, um den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, wenn der Asylsuchende einfach behauptet, er habe den Pass verloren und könne seine Identität nicht nachweisen, weil er in Wirklichkeit, um seine wahren Absichten zu verschleiern, den Pass vernichtet hat.


Auf ARTE sah ich kürzlich einen Bericht über illegale Asylanten in Frankreich, die aus Marokko stammen. Dort wurde von betroffenen Jugendlichen gesagt: Und wenn ich auch zum vierten mal abgeschoben werde, komme ich eben ein fünftes mal wieder, denn ganz gleich unter welchen Bedingungen ich mich hier durchschlagen muß, sie sind allemal besser als in Marokko.


Die deutschen Bedingungen sind aber noch populärer. So berichtete mir ein Bekannter von einem Gespräch, das er mit einem schwarzafrikanischen Geschäftsmann geführt hat. Er wurde gefragt: „Ist das wahr, dass man als Ausländer nach Deutschland kommen kann, ohne Geld, ohne Sprach- oder Berufskenntnisse und wird sofort versorgt?“ Auf seine Bestätigung, antwortete der Afrikaner: „Seid ihr denn völlig verrückt? – Das gibt es doch nirgends.“


Fortsetzung folgt!


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